Ingolstadt
Sehr beredt – und doch etwas ratlos

Initiativkreis Armeemuseum diskutiert über das gestörte Verhältnis zum Förderverein und die Zukunft des Hauses

26.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:33 Uhr

Er gab ausführlich Auskunft: Ansgar Reiß (l.), der Leiter des Bayerischen Armeemuseums, mit Friedrich Kraft, der die Diskussion am Mittwochabend im Hotel Ambassador moderierte. - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Es dauerte ein wenig, bis sie das Minenfeld erreichten. Zunächst diskutierten der Initiativkreis für das Bayerische Armeemuseum und seine zahlreichen Gäste an gleichwohl drängenden, jedoch meist unbestrittenen Problemzonen entlang: das marode Zeughaus des Neuen Schlosses etwa („ein toter Raum mitten in der Stadt“, wie Museumsleiter Ansgar Reiß unverblümt feststellte), fehlende Ausstattung auf der Höhe der Zeit im neu eröffneten Polizeimuseum (keine Audioguides!), kaum Attraktionen für Kinder und andere Sorgen; die Mängelliste der Diskussionsteilnehmer war lang.

Erst danach kam an jenem Abend im Hotel Ambassador der eigentliche Anlass des Treffens zur Sprache: der offizielle Förderverein, die Freunde des Bayerischen Armeemuseums. Und ihr gestörtes Verhältnis zur Museumsleitung.

Die Verstimmung hatte eingesetzt, als die Entscheidung des Ministers für den Nachfolger von Museumsdirektor Ernst Aichner nicht im Sinne des Freundeskreises ausfiel, und diverse Mitglieder versuchten, Reiß’ Berufung zu verhindern. Dessen Ankündigung einer Sonderausstellung über die Friedensbewegung empfinden viele Förderer als Provokation. Seit dem Protest des Vereins gegen eine Ausstellung zur NS-Kriegsjustiz reden Reiß und die organisierten Freunde seines Hauses nur noch das Nötigste miteinander.

Manfred Schuhmann wagte in der Diskussion den Vorstoß auf das Minenfeld. Ihn interessiert, wie es angesichts des begrenzten Etats des Museums mit der Sponsorentätigkeit des Fördervereins aussehe. „Animieren Sie die Freunde zu Spendierfreudigkeit“, wollte er von Reiß wissen. „Jetzt kommen wir zum Kern der Sache!“, warf da der Moderator Friedrich Kraft ein. Es sei mit dem Freundeskreis nichts wegen Zuwendungen für sein Haus geplant, antwortete der Museumsleiter. „Ich hoffe, dass sich dieser Kontakt wiederherstellen lässt.“ Er hofft indes auch, dass die Freunde einmal in ihre Satzung schauen und darin entdecken, „dass sie ein Förderverein sind“.

Eine Randerscheinung könnte die Zuversicht allerdings trüben: Ein bekanntes Vorstandsmitglied des Freundeskreises schrieb den ganzen Abend im Hintergrund beflissen alles mit, meldete sich aber kein einziges Mal zu Wort, obwohl die Rede oft auf seinen Verein kam. Kurz vor dem Ende verließ der Offizier a. D. leise den Raum.

Das Machtwort des Gottfried Freiherr von der Heydte gab der Debatte neue Impulse. Der frühere Kanzler der Universität Eichstätt ist Mitglied des Fördervereins, wenn auch inzwischen ein unbequemes, was sich mithin darin zeigt, dass er sich für den Initiativkreis engagiert. Er postulierte: „Das Armeemuseum braucht diesen Freundeskreis!“ Und: „Das Museum braucht einen Freundeskreis, der zwei Dinge macht: Er muss wieder mit dem Direktor sprechen. Und er muss sich kritischen Fragen der Bürger stellen. Miteinander reden! Ich finde es sehr bedauerlich, dass das offenbar nicht möglich ist.“

Wie soll es also weitergehen? Der Initiativkreis hat zwar als Reaktion auf den Streitfall „NS-Justiz“ zusammengefunden, will aber keine Gegenorganisation begründen. „Wir verstehen uns nicht als Freundeskreis“, sagte die Mitinitiatorin Kerstin Merkel. Für sie gelte: „Ein Museum braucht einen Freundeskreis!“

Peter Schnell deutete an, sich als Mediator zu betätigen. „Ich bin davon überzeugt, dass sich das Miteinander wiederherstellen und sogar steigern lässt“, betonte der Ehrenbürger.

Was will, was kann, was muss das Armeemuseum sein? Reiß formuliert es so: „Das Haus darf nicht den Anschluss an die Gegenwart verlieren!“ Schließlich seien die Interessen und Fragen der Besucher „zumeist aus der Gegenwart heraus geboren“. Also müsse die Synthese aus Beharrung und Modernisierung lauten: „Wir gewinnen das Alte neu!“ Das Museum könne sich „nicht länger in der Unangreifbarkeit eines Denkmals präsentieren“. Denn: „Es ist kein Ort für Kranzniederlegungen, sondern ein Ort der Diskussion!“