Bertoldsheim
Segler sitzen bald auf dem Trockenen

Im Jahr seines 50-jährigen Bestehens sieht der SCND einer ungewissen Zukunft entgegen

13.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Er hat schon Hunderte Kinder und Jugendliche für den Segelsport begeistert: Willi Hefele bringt seinen Schülern seit 1993 das Wenden, Halsen und Kursfahren auf dem Stausee bei. Derzeit kurven 15 Jugendliche beim Pfingstsegellager über das Wasser. - Foto: Schanz

Bertoldsheim (DK) Die Segler fühlen sich am Bertoldsheimer Stausee zunehmend wie ein gestrandeter Fisch bei Ebbe - das Wasser wird immer knapper. Im 50. Vereinsjahr steht der SCND vor einer ungewissen Zukunft, scheut vor einem Umzug ins Donaumoos zurück - und hofft auf die Stauzielerhöhung.

Das waren noch Zeiten, als auf dem Bertoldsheimer Stausee die Segler Bug an Bug um den Regatta-Sieg kämpften. 1981 und 1984 errangen die Neuburger sogar Siege bei Europameisterschaften in Frankreich in der Windy-Klasse. Daheim hatten sie optimale Trainingsbedingungen: "Unser Revier war der damals größte Stausee in ganz Bayern", erinnert sich der ehemalige Europameister und jetzige Vereinschef Reinhard Mechler an die glorreichen Jahre nach der Gründung am 12. Juni 1967.

Doch diese Zeiten sind lang vorbei. Der Stausee verlandet. Das Wasser wird seichter und seichter. "Bei Flaute kann man hier bald Wattwanderungen machen", sagt eine Seglerin. Neulich, so erzählen die Vereinsmitglieder lachend, seien ein paar Jugendliche mitsamt ihrem gekenterten Segelboot zu Fuß zurück zum Vereinsheim gewatet. "Wenn es so weitergeht, können wir vielleicht noch fünf bis sechs Jahre durchhalten", sagt Mechler. 80 Zentimeter Wassertiefe sind das Minimum, um die Boote lenken zu können, ohne dass sich die Pinnen im Schlamm vergraben. Ein Großteil des Sees ist schon jetzt unbefahrbar. Ein verpflichtender Passus zum Ausbaggern fehlt im Planfeststellungsbeschluss für den Kraftwerksbetreiber. Die Folge: immer weniger Platz für die Boote.

Für die Segler ist die Verlandung ein echtes Problem, für die Natur ein seltener Schatz: Wasservögel haben den Stausee als Lebensraum zurückerobert, seit Ende der 80er Jahre von Naturschützern drei Inseln auf dem ehemaligen Damm aufgeschüttet wurden. Der See wurde Vogelschutzgebiet mit hohem Natura-2000-Status. "Wir sind nicht gegen Naturschutz", betonen die Segler. In den motorlosen Booten, vom Wind angetrieben, lernt die Jugend die Naturgewalten hautnah kennen und lieben.

Lehrer Willi Hefele hat schon Hunderten Kindern das Segelsetzen beigebracht, sei es bei Ausflügen der Schüler des Gabrieli-Gymnasiums oder beim traditionellen Pfingstsegellager, in dessen Rahmen auch derzeit 15 junge Skipper über den See jagen. Dafür hat Kraftwerksbetreiber Uniper kulanterweise den Schwellbetrieb gestoppt. Die Absenkung des Wassers wochentags ist auch so ein Problem: Uniper verzichtet sonntags darauf - aus Rücksicht auf den SCND. "Somit sind wir eher ein Sonntagssegelverein", erklärt Mechler.

Die Segler haben sich schon nach Alternativen umgesehen. Bei Karlshuld gäbe es einen See, der sogar "regattafähig" wäre, doch weit sind die Verhandlungen mit dem dortigen Kiesförderer nicht gediehen. "Die meisten von uns sind auch nicht mehr die Jüngsten", sagt Werner Eberhart. Ein Umzug wäre da ein großer Schritt.

So liegen die Hoffnungen eher auf einer Stauzielerhöhung: Uniper will 20 Zentimeter höher stauen, um mehr Strom erzeugen zu können. "Das würde uns noch mal ein paar Jahre über Wasser halten", sagt Mechler.