München
Seehofer oder Söder?

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Ein Kommentar zum CSU-internen Machtkampf von DONAUKURIER-Chefredakteur Stefan König.

Offiziell ist die Entscheidung bis zum Parteitag vertagt worden. Aber im CSU-internen Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Markus Söder zeichnet sich ein immer deutlicheres Bild ab. Demnach dürfte für den amtierenden Ministerpräsidenten aus Ingolstadt die Zeit spätestens nach der Landtagswahl abgelaufen sein. Zu sehr hat sein Dauerrivale aus Nürnberg zuletzt den Druck erhöht. Söder als Ministerpräsident ist nach dem desaströsen Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl nicht mehr zu verhindern, damit dürfte sich auch das Seehofer-Lager abgefunden haben.

Eigentlich war für die Dauer der Jamaika-Sondierungen in Sachen CSU-Personalien ein Stillhalteabkommen vereinbart. Allein die Söder-Anhänger hielten sich nicht daran. Höhepunkt war die Landesversammlung der Jungen Union Anfang des Monats, als Delegierte Schilder mit der Aufschrift "MP Söder!" hochhielten und der Gefeierte daneben zufrieden in sich hinein lächelte. Während Seehofer in Berlin bei den Sondierungen für die CSU kämpfte, ließ Söder in der Heimat seine Getreuen Politik machen. Von so viel Respekt- und Instinktlosigkeit sollen sogar hartgesottene CSU-Granden erschüttert gewesen sein.

Trotzdem muss die politische Laufbahn für Seehofer damit nicht vorbei sein. Vielmehr kann es gut sein, dass er auch nach diesem Machtkampf weiter eine gewichtige Rolle in der CSU spielen wird. Nämlich dann, wenn er weiter als Parteivorsitzender die Zügel in der Hand hält. Grenzenlos ist das Vertrauen der CSU in den Machtmenschen Söder nämlich nicht.

Zudem hat Seehofers Wort in Berlin immer noch Gewicht. Möglicherweise springt für ihn in einer wie auch immer gearteten Regierung ein Ministerposten heraus. Das Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll sich zuletzt wieder deutlich gebessert haben. Und wenn Söder dann auch noch bei der Landtagswahl im kommenden Jahr die CSU nicht zu alten Erfolgen führt, dann könnte der alte Taktiker Seehofer sich als heimlicher Sieger fühlen.