Lebach
Seehofer bedauert Merkel-Verzicht auf CDU-Vorsitz

29.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:21 Uhr
Horst Seehofer (CSU), Bundesminister für Inneres, Heimat und Bau. −Foto: Michael Kappeler/Archiv

CSU-Chef Seehofer zeigt sich betrübt über Angela Merkels Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den CDU-Vorsitz. Sich selbst habe er nichts vorzuwerfen. Die große Koalition müsse ihre Leistungen besser verkaufen. Und Markus Söder gibt sich wortkarg.

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat den Verzicht von Kanzlerin Angela Merkel auf eine neue Kandidatur für den CDU-Bundesvorsitz bedauert. „Es ist schade. Ich sage ausdrücklich: Es ist schade“, sagte er am Montag beim Besuch des neuen Ankerzentrums für Asylbewerber im saarländischen Lebach. „Wir haben uns manche Diskussionen geleistet, aber es war immer eine vertrauensvolle, vom gegenseitigen Respekt getragene Zusammenarbeit“, fügte er hinzu. „Und insofern finde ich es schade, dass nun diese Zäsur stattfinden soll.“

Merkels Verzicht auf den CDU-Bundesvorsitz sei letztlich eine Entscheidung, die nur eine Person selbst treffen könne. „Ich will aber nicht verhehlen, dass ich es bedaure.“ Er habe mit Merkel fast drei Jahrzehnte zusammengearbeitet. Dies sei „schon eine sehr, sehr lange fruchtbare Zeit“ gewesen. „Da werden Sie Verständnis haben, dass man erst einmal eine Zeit braucht, um das auch zu verarbeiten. Das ist eine Zäsur“, sagte Seehofer zu Journalisten.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte sich zurückhaltend zum Verzicht Merkels auf eine weitere Kandidatur als CDU-Chefin. „Wir nehmen das alles mit Respekt zur Kenntnis“, sagte er in München am Rande der Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern. Darüber hinaus wollte die Entscheidung Merkels nicht weiter kommentieren: „Das sind Entscheidungen der CDU, schauen wir mal, wie es weitergeht. Wir müssen jetzt hier unsere Arbeit machen.“ Söder zählte in den vergangenen Jahren in der CSU immer wieder zu den Kritikern von Merkel - etwa zu deren Asylpolitik.

Die Wahlergebnisse in Hessen und in Bayern bezeichnete Seehofer als „nicht schön“. Die Konsequenz daraus könne nur sein, „unseren Koalitionsvertrag, der sehr viele substanzielle, gute Inhalte hat für die Zukunft unseres Landes, einfach noch konsequenter umzusetzen“. Die Koalition in Berlin habe erzielte Ergebnisse nicht ausreichend vermitteln können. „Es ist unser eigenes Verschulden. Die Kommunikation darüber hat zu wenig stattgefunden.“ Seehofer ergänzte: „Die Leute überzeugt nur eines: Das was Sie tun, einfach tun, machen - und sich nicht ständig jeden Tag selbst ermahnen „Jetzt müssen wir wieder zusammenarbeiten“.“ Das seien alles schöne Formeln, überzeuge aber die Leute nicht.

Seehofer sagte, eine Entscheidung über seine eigene politische Karriere sei die letzte von insgesamt drei anstehenden Fragen. Zunächst müsse der bayerische Ministerpräsident gewählt werden: „Das wird zügig jetzt stattfinden.“ Außerdem wolle man in der kommenden Woche den CSU-Europapolitiker Manfred Weber als EVP-Spitzenkandidaten für die Europawahl bestätigt bekommen. Erst dann komme die Frage „Wie geht es dann mit der CSU und Horst Seehofer weiter?“

Zur eigenen Bedeutung für den Ansehensverlust der großen Koalition sagte er: „Man wird ja in solchen Fragen oft überhöht als Ursache.“ Es habe einen Streit um die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenzen und um die Zukunft von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen gegeben. Man habe diese Debatten geführt und mit einer Entscheidung abgeschlossen. Seehofer fügte hinzu: „Insgesamt aber war das für die politische Kultur abträglich, ohne Frage.“

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dpa