Ingolstadt
Sechs WM-Spiele in zehn Tagen

21.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:55 Uhr

Ihre WM-Reise nach Südafrika haben Steffen Jauch und ein Bekannter aus der Schweiz minutiös durchgeplant. Die deutsche Elf sehen sie an diesem Mittwoch bei der Partie gegen Ghana erstmals. - Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Fußball-Großereignisse haben es Steffen Jauch angetan. Der junge Mann aus Unsernherrn besuchte bereits bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland neun Spiele. Das Turnier in Südafrika lässt er sich ebenfalls nicht entgehen und sieht sechs Partien in zehn Tagen.

Nach der EM ist vor der WM. Diese leicht abgewandelte Fußballerweisheit hat sich Steffen Jauch ausgedacht, als die kontinentale Meisterschaft in Österreich und der Schweiz 2008 zu Ende ging. "Da haben für uns schon die Planungen für Südafrika begonnen", sagt der 38-Jährige, der in Unsernherrn lebt. Mit einem Spezl aus der Schweiz hat er sich zum frühest möglichen Zeitpunkt Karten für die WM-Endrunde auf dem afrikanischen Kontinent bestellt. "Wir hatten schon reserviert, da wussten wir noch gar nicht, wer überhaupt qualifiziert ist", sagt Jauch. Den Flug buchten die Männer ein Jahr im Voraus. "Vier Monate später hätte er fast das Doppelte gekostet."

Zwölf Tage verbringt die kleine Reisegesellschaft am Südzipfel des Kontinents und sieht sechs Spiele in zehn Tagen – drei Spiele in der Vorrunde und drei Achtelfinalspiele. Darunter sind ("hoffentlich") zwei Partien der deutschen Elf: das Duell mit Ghana am morgigen Mittwoch, und in der nächsten Runde ein mögliches Duell mit England. Dann dürfte sich der Zauber entfalten, der Jauch nach Südafrika lockt. Ihn fasziniert das Drumherum. "Die Atmosphäre vor und nach den Spielen bekommt man im TV überhaupt nicht mit." Da kann er sich an Gänsehauterfahrungen von vor vier Jahren erinnern. Damals bereiste er bei der WM ganz Deutschland, um neun Spiele zu sehen. Darunter beide Halbfinals und den hochemotionalen Last-Minute-Sieg über Polen. "Mir jagt es jetzt noch Schauer über den Rücken, wenn ich an das Spiel denke."

In Österreich und der Schweiz war Jauch vor zwei Jahren als Mitglied des Fanklubs der deutschen Nationalmannschaft auch dabei. Nicht missen möchte er die Erfahrungen von den Fanfesten oder aus den Kneipen. "Am Abend sitzen alle an einem Tisch und unterhalten sich. Da wird die Welt klein. Da ist es, als würde man mit seinem Nachbarn ratschen."

Fußball verbindet die Völker. Das hat Jauch als Audi-Mitarbeiter auch im Beruf am eigenen Leib erfahren. "Nach der Euro 2008 habe ich einige Zeit bei Seat mitgearbeitet. Da haben mir nach dem verlorenen Finale der Deutschen gegen die Spanier alle auf die Schulter geklopft und mitleidig gelächelt." Jauch sagt trotzig: "Also Spanien wird nicht Weltmeister!"

Mit dem Nationalteam ist er schon ein gutes Stück herumgekommen, zum Beispiel nach Dublin. "Mir ist es wichtig, was von den Orten zu sehen, wo wir hinkommen." Deshalb führt ihn die Südafrika-Reise auch auf eine Safari. In Johannesburg und Kapstadt sind längere Aufenthalte geplant.

In das Jammern über die angeblich unsichere Lage mag er nicht einstimmen: "Also wenn man Panik hat, braucht man auch nicht hinzufahren. Man muss eben nur darauf achten, wo man sich wann aufhält. Wenn ich in Frankfurt, Berlin oder München mit dem falschen Outfit an die falsche Ecke komme, dann kann mir auch was passieren."

Das kann Jauch zumindest beim Spiel Niederlande gegen Kamerun an diesem Donnerstag nicht passieren: Als Bayernfan hat er sich extra ein Trikot des Rekordmeisters mit Nummer und Name von Starspieler Arjen Robben besorgt. Ob es allerdings für die Oranjes zum Titel reicht, bezweifelt Jauch; auch bei Deutschland. "Brasilien ist ein heißer Tipp!"

Den Ausgang des Turniers muss der Ingolstädter freilich zurück in der Heimat verfolgen. So wie es seine Art ist, hat der 38-Jährige bereits Pläne. "Da schaue ich sicher mal am Rathausplatz vorbei." Denn auch da treffen sich die Völker.