Sechs-Appeal in der Business-Klasse

10.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:10 Uhr

 

Audi bläst weiter zum Angriff. Nachdem der aktuelle A6 es weltweit bereits zur meistverkauften Limousine in der gehobenen Mittelklasse gebracht hat, wollen die Ingolstädter nun mit der siebten Generation auch in Deutschland ihre Position gegenüber BMW und Mercedes verbessern und in der Business-Klasse weiter vor zur Spitze stürmen.

Dabei setzen die Herren der Ringe für die ab Ende März verfügbare Limousine vor allem auf eine gehörige Portion Sechs-Appeal, die auf einem neuen Design und zurecht gerückten Proportionen fußt. Aber der schöne Schein ist ihnen nicht genug: Dazu gibt es für Preis von 38500 Euro aufwärts zudem mehr elektronische Intelligenz als je zuvor und vor allem einen großen Schritt in Sachen Sparsamkeit: Obwohl alle Motoren zum Teil deutlich stärker wurden, geht der Verbrauch des A6 um bis zu 20 Prozent zurück.
 
Während überall sonst die Autos immer größer werden, hat Audi den A6 in der Länge sogar um einen Zentimeter beschnitten. Dafür jedoch wurde der Radstand um sieben Zentimeter gestreckt und der vordere Überhang um mehr als neun Zentimeter gekürzt. Das schafft nicht nur zusätzlichen Platz im Innenraum, sondern lässt den Wagen auch sehr viel sportlicher aussehen.
 

Zum neuen Zuschnitt gibt es ein gründlich weiter entwickeltes Design, das ebenfalls der Linie A7 und A8 folgt. Die Karosserie ist deshalb feingliedrig gezeichnet und die Flächen sind mit wenigen, effektvoll gesetzten Linien hübsch modelliert. Der Kühlergrill geht etwas in die Breite, bekommt angeschrägte Ecken und wirkt deutlich plastischer, die Scheinwerfer sind stark angeschnitten und haben ein eigenständigen LED-Lidschatten. Und am Heck bildet die Klappe über dem 530 Liter großen Kofferraum eine Art Falz, der sich eigenwillig über die gesamte, ansonsten sehr glatte Kehrseite legt.

Dazu haben die Audi-Designer ein Interieur entworfen, das so gar nichts mehr von der nüchternen Atmosphäre üblichen Firmenwagen hat. Mit den richtigen Hölzern und Leder ausgeschlagen, ist der A6 nicht mehr Business-, sondern First Class. Das liegt vor allem an der Armaturentafel, die sich nun in einem sanften Bogen quer durch den Wagen schwingt und erst mitten in den Türen ausläuft. Das gibt dem Auto auch optisch die nötige Weite.

Konstruiert ist der A6 vor allem für Vielfahrer und Dauerläufer. Wie gemacht für die Langstrecke auf der Autobahn ist die große, aber beim Modellwechsel kaum gewachsene Limousine ein ausgesprochen gelassenes und entspanntes Auto. Man sitzt ungeheuer bequem, hat bei sieben Zentimetern mehr Radstand vorne Platz ohne Ende und hinten noch immer genügend Kniefreiheit. Und während einen das Fahrwerk mit der optionalen Luftfederung wie auf Wolken bettet, droht man Zeit und Raum zu vergessen. Nicht umsonst ist der nun noch gründlicher gedämmte A6 laut Audi das leiseste Auto seiner Klasse.

Bei seiner Aufgabe als Blutdrucksenker für geschäftige Kilometerfresser helfen dem A6 mehr Assistenzsysteme denn je. Konstruiert aus demselben Baukasten wie A8 und A7 bietet er nicht nur Nachtsicht mit Fußgängererkennung und liest automatisch die Verkehrszeichen. Er hält auch den Abstand zum Vordermann und macht im Gefahrenfall automatisch eine Notbremsung, er parkt von alleine ein, führt unaufmerksame Piloten mit einem dezenten Lenkeingriff zurück auf die Ideallinie und verteilt das Licht aus Xenon- oder LED-Scheinwerfern genau so, wie es Wetter, Verkehr und Straßentyps erfordern. Außerdem können Scheinwerfer und Getriebe dank des Navigationssystems ein wenig vorausschauen, und als mobiler Hotspot holt der A6 das Internet ins Auto.

Davon profitiert nicht nur der Beifahrer an Laptop oder iPad. Sondern auch der Fahrer genießt seinen Informationsvorsprung. Denn so zeigt der Navigationsbildschirm die Karten von Google Earth, die Sonderziele findet man bei Google im Internet und die Verkehrsdaten holen sich die Bayern künftig ebenfalls online. Während andere noch auf die TMC-Signale des Radios warten, fährt der A6 deshalb schon schlau am Stau vorbei, schwärmen die Entwickler. Ebenfalls neu in dieser Klasse bei Audi: Das Touchpad für die Dateneingabe mit dem Zeigefinger und das Head-Up-Display, das dem Fahrer wichtige Informationen direkt ins Blickfeld spiegelt und bis dato nicht mal im A8 angeboten wird.

Obwohl man mit dem A6 ganz gemütlich über die linke Spur gondeln kann, ist die Limousine alles andere als eine Spaßbremse. Nur ein kurzer Dreh am MMI-Knopf auf der Mittelkonsole genügt, dann zeigt der Biedermann sein zweites Gesicht. Das serienmäßige Charakterverstellung Drive Select auf "dynamic" gedreht, schon dreht der Motor ein wenig höher, die elektrische Servolenkung wirkt etwas schärfer, das Fahrwerk macht weniger Kompromisse und das Getriebe schaltet später hoch und früher runter.

In Fahrt bringen den A6 zunächst fünf Motoren, die allesamt mehr Leistung haben und trotzdem weniger verbrauchen. Ganzer Stolz der Entwickler ist der 2.0 TDI mit 177 PS für das Basismodell. Der Motor muss sich zwar bei höherem Tempo spürbar anstrengen, doch ist er im Normvebrauch mit 4,9 Litern zufrieden. Wer mehr Spaß will, muss deshalb nicht gleich zum Verschwender werden: Der V6-TDI mit drei Litern Hubraum ist mit 204 PS als Fronttriebler mit 5,2 Litern zufrieden und braucht selbst als Quattro mit 245 PS nur 6,0 Liter. Und auch die Benziner sind keine Zechbrüder: Für den 204 PS starken 2.8 FSI weist Audi einen Verbrauch von 7,4 Litern aus, und das vorläufige Topmodell 3.0 FSI mit 300 PS steht mit 8,2 Litern in der Liste.