Ingolstadt
Schwitzen und schlummern

Beim Kanga-Training tragen Mütter ihre Babys beim Workout – das hat eine sehr beruhigende Wirkung

06.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:56 Uhr

Mama schwitzt, Baby schläft: Joeanne genießt das Kanga-Training mit ihrer Tochter Nina.

Ingolstadt (DK) Es ist die wohl schmusigste Sportart aller Zeiten: Beim Kanga-Training schwitzen die Mamas, während die Babys schlummern. Und zwar direkt am Körper der Mutter – daher der Begriff Kanga. Pate stand die gleichnamige Kängurumutter aus dem Disneyfilm Winnie Puuh. In Ingolstadt bietet Katharina Hauk Kurse an. Wir besuchen eine Schnupperstunde mit der Puppe Oskar als Babyersatz.

Kurz vor Trainingsbeginn herrscht noch ein buntes Durcheinander: Am Boden wuseln Babys herum, zappeln aufgeregt und blicken sich neugierig um. Ein paar Frauen stillen ihre Kinder noch. Andere sind dabei, ihren Wonneproppen bunte Stulpen über die Beinchen zu ziehen: Diese Kanga-Hoppas schützen die zarte Babyhaut, damit später beim Training die Tragehilfe nicht scheuert. Die kleine Eva-Maria kriegt Leggings mit Fußballmuster übergezogen. Emilia, die eineinhalb Jahre alte Tochter der Trainerin, trägt rosa-pink geringelte Strümpfchen und versucht selber die ersten Tanzschritte. Gleich geht es los.

Bei den ersten Aufwärmübungen auf dem Rücken liegen die Babys noch gemütlich auf den Schienbeinen der Mamis oder werden mal zur rechten, mal zur linken Seite gehoben: Statt Hanteln dient hier Babyspeck als Gewicht. Kein Problem mit Oskar, denn er wiegt nur etwa vier Kilo und lässt sich alles gefallen, ohne zu quengeln.

Dann wird es ernst mit dem Kanga-Training: Mit Tüchern oder in Tragehilfen werden die Babys rücklings oder vorne nach Känguruart nah am Körper festgezurrt. Zu Salsamusik tanzen die Frauen verschiedene Choreographien – und im Nu werden die Äuglein der meisten Babys klein und kleiner. Einige gähnen herzhaft, andere nuckeln am Dietzel. Ärmchen und Beinchen hängen schlapp herab, schlenkern entspannt im Reggae-Rhythmus. Köpfchen nicken zur Seite. Es dauert keine fünf Minuten, schon schläft die Hälfte der Babys. „Genau das wollen wir ja“, erklärt Katharina Hauk. „Die Muttis sollen sich ja voll aufs Training konzentrieren.“

Jetzt wird das Training härter: „Ice, Ice Baby“ tönt es aus dem Lautsprecher, aber Baby kriegt nichts mit. Bei den Armübungen oder beim Beintraining wird spürbar, wie einen das zusätzliche Gewicht aus der Balance bringt. Die Kilos extra am Körper machen die Sache ganz schön anstrengend, und der Schweiß läuft.

Immer schön in Bewegung bleiben, damit die Kinder süß weiterträumen. Nur Emilia denkt nicht an Schlaf, sondern macht mit beim Training, hebt und senkt die Ärmchen oder schwenkt vergnügt die Trinkflasche. Nach einem Endspurt für die Pomuskeln wird gedehnt. Und wieder gegähnt: Ein paar Kinder wachen mit roten Schlafbäckchen auf, andere dösen unbeirrt weiter.

So wie Nina, die das ganze Training verschlafen hat. „Ich bin Tragemama“, erzählt Mutter Joeanne, „da passt Kanga perfekt zu uns. Bei den Sideplanks stillen wir oft sogar nebenbei.“ Carolin findet es toll, mit ihrer Merle trainieren zu können. „Ich mag sie nicht im Fitnessstudio in die Kinderbetreuung geben. Wir sind Gluckenmamas, wollen aber trotzdem etwas tun für unsere Figur.“ Oksana will auf jeden Fall weitermachen mit dem Training: „Es ist wunderbar.“ Ihren Sebastian will sie aber künftig am Rücken tragen.

Marzena eröffnete das Training eine ganz neue Erfahrung: Ihr Ben wollte anfangs nicht getragen werden. Durch den Kanga-Kurs änderte sich das: „Seitdem trage ich ihn auch daheim“, sagt die Mutter. „Das ist schön für mich, denn er ist kein Kuschler.“

Damit Frauen und Babys die korrekte Körperhaltung einüben, nimmt Nadja Koller, eine so genannte Trageberaterin, am Training teil und gibt Ratschläge. Sie achtet beispielsweise auf die richtige Anhock-Spreizhaltung, die Babys Hüftreife unterstützen soll.

Kanga-Training wird in der ganzen Region angeboten. In Ingolstadt starten ab September neue Kurse. Mehr dazu im Internet unter katharina.h@kangatraining.de. Ab Frühjahr 2016 soll übrigens auch Nordic-Kanga angeboten werden.