Königsmoos
Schwierige Suche nach dem richtigen Weg

SPD diskutiert mit Königsmooser Landwirten über Lösungen für das Donaumoos

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:46 Uhr
In gelungener Mischung aus Vortrag und Diskussion moderierte Werner Widuckel (2.v.l.) die Wahlveranstaltung zur Zukunft des Donaumooses mit dem umweltpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Florian von Brunn. −Foto: Hammerl

Königsmoos - Spannend ist die SPD-Wahlveranstaltung zum Thema "Welche Zukunft braucht das Donaumoos?

" mit Florian von Brunn, dem umweltpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion geworden, als sich vier Königsmooser Landwirte zu Wort meldeten. Außer ihnen war kaum ein Betroffener, sprich Bewohner des Donaumooses, gekommen.

Die meisten Teilnehmer waren SPD-Mitglieder aus dem ganzen Landkreis, von Schrobenhausen bis Oberhausen. Zunächst hatte der SPD-Kreisvorsitzende Werner Widuckel, der das Gespräch souverän und stringent moderierte, betont, wie wichtig die Naturmoore für den Klimaschutz sind. Und damit auch das Donaumoos als größtes süddeutsches Niedermoor.

Von Brunn unterstrich das mit Zahlen. So speicherten Moore ebenso viel Kohlenstoffdioxid wie Wälder, die flächenmäßig jedoch einen wesentlich höheren Anteil ausmachen, in Bayern etwa 30 Prozent im Vergleich zu vier Prozent Moorfläche. Aus den Böden entweiche tatsächlich ebenso viel Kohlenstoffdioxid wie aus der Landwirtschaft samt Tierhaltung. Nur noch fünf Prozent der Moorböden seien in naturnahem Zustand. Skeptisch zeigte sich von Brunn gegenüber den Programmen der Staatsregierung. "Es wird immer viel Brimborium gemacht, aber hinten kommt nichts raus", sagte er. Günter Kraus aus Ehekirchen meinte, der Donaumoos-Zweckverband sei "komplett überfordert".

Auf Widuckels Frage, was er in einer "besseren Welt mit einem Umweltminister Florian von Brunn anders machen" würde, antwortete dieser, er würde zunächst eine Bestandsaufnahme der Moorfläche veranlassen und in Photovoltaikprojekte einsteigen. Auf vernässten Flächen könnte Sonnenenergie gewonnen werden, statt Mais für Biogasanlagen anzubauen. Sensibel reagierten auch die eigenen Leute auf das Wort "vernässt" - das sei gegenüber Landwirtschaft und Bewohnern im Donaumoos nicht durchzusetzen. Auch Günter Krell vom Bund Naturschutz verwahrte sich gegen das Wort. So entstünden Gerüchte, "dass wir das Donaumoos einsumpfen wollen". Die Dritte Landrätin Sabine Schneider sah große Probleme, die Kreistagskollegen dafür zu gewinnen. "Es gibt viele Gegner der Grundwassererhöhung", sagte sie.

Kreistagskandidatin Ulrike Hetmanek-Rogler schlug vor, mit statt über die Landwirte zu reden und deren Ideen zu hören. "Wir reden auch mit Landwirten", antwortete Widuckel, "aber es kommen keine Ideen, es wird nur blockiert, ohne groß nachzudenken. " Eine SPD-Wahlveranstaltung sei für diesen Dialog jedoch nicht der richtige Ort. War er aber offensichtlich doch. Denn nun meldeten sich die anwesenden Landwirte zu Wort. Wie der Grundwasserstand denn gesteuert werden solle, wollte Manfred Reichert wissen. Und: "Woher soll das Wasser kommen? " Max Gottschall wies darauf hin, dass ein Gefälle vorliege. Wenn in Klingsmoos das Grundwasser bis an die Oberfläche reiche, schaue in Karlshuld nur noch der Kirchturm heraus. Kreisrat Peter Mießl antwortete, es müsse lokal und kleinzellig gearbeitet werden. "Rohrkolben hatten wir schon", merkte Jürgen Bolleininger an, "da wurden drei Millionen Euro verbraten und jetzt sagt man uns, wir sollen Rohrkolben anbauen. " Moortaugliche Paludi-Kulturen seien in Untermaxfeld bereits probiert worden, der Ertrag sei null oder sogar negativ gewesen. Bei der Idee, auf naturnahen Böden über Photovoltaik Einkommen zu erzielen, müsse die Eigentumsstruktur beachtet werden, sagte Gottschall. Ein durchschnittlicher Betrieb im Donaumoos besäße nur fünf bis zehn Hektar Eigenfläche. "Ich werde nicht auf einer Pachtfläche eine Photovoltaikanlage bauen, die 20 Jahre stehen muss", stellte der Vollerwerbslandwirt klar. Im Laufe der Diskussion zeigte sich, dass die von SPD- und Bund-Naturschutz-Vertretern genannten möglichen Förderbeträge bei Weitem unter den von den Landwirten für ihre Existenz benötigten Deckungsbeiträgen liegen. Gottschall machte darauf aufmerksam, dass bei Staunässe Lachgas entstehe, das wesentlich klimaschädlicher sei als Kohlenstoffdioxid. Von Brunn betonte, die Wiedervernässung stoppe den Austritt von Lachgas. Einzig wenn der Wasserspiegel über der Oberfläche liege, werde Lachgas freigesetzt.

"Ich habe viel gelernt heute Abend", bilanzierte Widuckel schließlich, das Thema sei hochkomplex. Dann setzten er und von Brunn sich noch zu den Landwirten an den Tisch, um sich weiter konstruktiv auszutauschen.

DK

Andrea Hammerl