Pfaffenhofen
Schwierige Stellensuche im Lockdown

Studenten erzählen von ihren Erfahrungen zum Pflichtpraktikum während der Coronapandemie

09.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:13 Uhr
Fiona Rist
Laura Sachse. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Ein weiteres Studiensemester in der Coronapandemie neigt sich dem Ende zu. Viele Studenten sind bereits in ihren Semesterferien - und sind gespannt, wie das nächste Halbjahr ablaufen wird. Doch nicht nur vor Ort in der Universität oder Hochschule beschäftigen sich die Studenten mit der Frage. In vielen Studiengängen müssen eigentlich Pflichtpraktika absolviert werden, die sich oft über Monate oder sogar ein ganzes Semester ausdehnen. Aber während der Pandemie stehen bei vielen Unternehmen eben solche Praktikanten vor verschlossenen Türen: Um die eigenen Mitarbeiter zu schützen, sind Externe eher nicht willkommen. Vier Studenten aus dem Landkreis erzählen von ihren Erfahrungen bei der Stellensuche oder dem Ablauf bereits absolvierter Praktika während der Coronapandemie.



• Laura Sachse aus Pfaffenhofen studiert im siebten Semester Management in der Gesundheitswirtschaft in Rosenheim. Sie absolvierte ihr Praktikum im fünften Semester im Gesundheitsamt Pfaffenhofen. Die 21-Jährige hatte bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz aufgrund der Umstände durch die Coronapandemie große Schwierigkeiten. "Letztendlich hat mir die Mama meines Freundes den Kontakt zum Gesundheitsamt organisiert, weil ich sonst überall nur Absagen oder gar keine Rückmeldung bekommen habe."

Zu der Zeit, in der Laura Sachse ihr Praktikum absolvierte, war das Gesundheitsamt stark ausgelastet und es fanden viele Umstrukturierungen vor Ort statt. "Es gab einige Umzüge von Schreibtisch zu Schreibtisch, da wir ständig alles neu organisiert haben." Homeoffice war für die 21-Jährige nicht möglich, vor Ort gab es aber viele Hygienemaßnahmen, die eingehalten werden mussten.

Bei der Suche nach Praktikumsstellen bemühten sich die Professoren zu helfen, da sie mitbekommen haben, wie schwer es den Studenten gefallen ist. "Aber auch die konnten uns nicht wirklich helfen. Ich hätte mir schon mehr Tipps gewünscht", so die Studentin.

• Auch bei Lukas Kanzler aus Pfaffenhofen war die Suche nach einem Praktikumsplatz wegen Corona schwierig. Er studiert Technisches Design an der Technischen Hochschule in Ingolstadt und wird sein Pflichtpraktikum im nächsten Semester absolvieren. "Viele Unternehmen nehmen aktuell noch keine Praktikanten oder haben keine Kapazitäten", sagt der Student. "Ich habe insgesamt neun Bewerbungen geschrieben und von drei Unternehmen kam nicht mal eine Antwort zurück."

Mittlerweile hat Lukas zwei geeignete Stellen gefunden, bei denen er ab Oktober anfangen könnte. Dort hat er dann auch die Möglichkeit, zwischen Homeoffice und der Arbeit vor Ort hin und her zu wechseln. Es wird also darauf geachtet, dass man auch gelegentlich von daheim aus arbeiten kann. "Wir haben keine Tipps oder Unterstützung von der Hochschule bekommen, obwohl das schon hilfreich gewesen wäre", moniert der 21-Jährige.

Lara Di Marcantonio aus Pfaffenhofen studiert Lehramt Sonderpädagogik in München. Dafür muss sie neben anderen Praktika im Studium jeweils ein vierwöchiges Orientierungspraktikum und ein pädagogisch-didaktisches Praktikum absolvieren. "Das Orientierungspraktikum sollte man bestenfalls schon vor dem Studienbeginn machen. Das hat aber durch Corona nicht geklappt." Aus diesem Grund musste die 20-Jährige noch zwei Wochen des Praktikums in ihren Semesterferien nachholen.

"Mein erstes Praktikum während Corona war in der Adolf-Rebl-Schule in Pfaffenhofen, das zweite in der Anna-Kittenbacher Schule, ebenfalls in Pfaffenhofen." Auch Lara hatte bei ihrer Suche nach einem Praktikumsplatz einige Schwierigkeiten durch die Coronapandemie: "Durch Corona wurde das Ganze natürlich etwas erschwert", so die 20-Jährige. Einige Schulen wollten wegen der Pandemie keine Praktikanten nehmen oder konnten erst sehr kurzfristig zusagen.

Auch die Sonderpädagogik-Studentin hätte sich mehr Unterstützung durch die Uni gewünscht: "Ich hätte mich echt gefreut, wenn das Praktikum beispielsweise auf zwei Wochen verkürzt worden wäre. Das wäre schon eine große Hilfe gewesen - und hätte auch die Gefahr, sich selbst anzustecken verringert." Das Praktikum zu verschieben wäre zwar möglich gewesen; das hätte aber dazu führen können, dass sich das Studium der Studentin beispielsweise um ein Semester verlängert.

• Auch bei Sara Pfefferle aus Pfaffenhofen hat sich die Coronapandemie bei der Suche nach einem Praktikumsplatz bemerkbar gemacht. Die 20-Jährige studiert Betriebswirtschaftslehre in Regensburg und muss in ihrem kommenden Semester ein Pflichtpraktikum absolvieren. "Ich wollte mein Praktikum im Personalbereich absolvieren und habe mich frühzeitig nach geeigneten Stellen umgesehen", erklärt die Studentin. Trotzdem gestaltete sich die Suche schwierig, da viele Firmen keine Praktikumsplätze ausgeschrieben hatten oder sich auf Anfragen nicht zurückmeldeten. Auch dass die Bewerbungsgespräche meist online über Videokonferenzen mittels Zoom oder Microsoft Teams stattfanden, fand die 20-Jährige schade: "Vor Ort kann man ja doch nochmal einen ganz anderen Eindruck vermitteln, als über den Bildschirm."

Letztendlich fand Sara aber bei Siemens in Regensburg einen geeigneten Praktikumsplatz im strategischen Personalreferat, worüber sie sehr glücklich ist: "Man wird dort auch mit Homeoffice konfrontiert, aber ich kann auch in die Firma kommen, was ich sehr wichtig finde, da ich vor Ort so viele Eindrücke wie möglich sammeln möchte." Sara Pfefferle hätte sich ebenfalls über mehr Unterstützung ihrer Hochschule gefreut. Dort gab es nur eine Infoveranstaltung. "Hätte man keinen Praktikumsplatz gefunden, müsste das Studium verlängert werden. Daher war es schon schade, dass wir keine Hilfe angeboten bekommen haben."

PK


Fiona Rist