Schwestern zum Anfassen

12.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Ein Besuch im Spargelmuseum stand nach der Begegnung mit Mädchen der Maria-Ward-Realschule auf dem Programm. Die Schwestern erlebten hautnah, wie das königliche Gemüse gestochen wird.

Schrobenhausen (fra) 16 Jahre ist es etwa her, dass die Maria-Ward-Schwestern, besser bekannt als Englische Fräulein, Schrobenhausen verlassen haben. Nun sind sie zurückgekommen – wenn auch nur für einen Tag.

Der Besuch der Maria-Ward-Schwestern in Schrobenhausen gehört zu einer Reihe verschiedener Veranstaltungen, die die Mädchenrealschule anlässlich des 400-jährigen Ordensjubiläums unternimmt. Denn vor ziemlich genau 400 Jahren hatte Maria Ward, die aus England stammende Gründerin, in einer Vision erkannt, dass sie einen eigenen Ordensweg außerhalb geschossener Klostermauern gehen wolle, um Mädchenbildung umzusetzen. Damals ein wahrlich revolutionärer Gedanke, den Generationen von Schwestern über Jahrhunderte hinweg auf der ganzen Welt umsetzten. Fast 140 Jahre lang auch in Schrobenhausen. Nachdem die Ordensfrauen nun schon eineinhalb Jahrzehnte aus dem täglichen schulischen Leben und auch aus dem Stadtbild Schrobenhausens verschwunden sind, kam es wieder zu einer Begegnung mit den Schülerinnen der Maria-Ward-Realschule. Lang war die Liste der Fragen, die die Mädchen im Vorfeld vorbereitet hatten. Denn wann kommt man heute noch in direkten Kontakt mit einer echten Nonne? Und diese verblüfften die Jugendlichen nicht nur durch ihr Äußeres, sondern auch durch die Offenheit ihrer Antworten.

Schülerinnen fragen nach

Manche Schülerinnen hätten beileibe nicht gedacht, dass eine Schwester in völlig weltlicher Kleidung auftrat und – abgesehen von einem kleinen Kreuzanhänger – als solche äußerlich eigentlich nicht zu erkennen war. Die Entscheidung über ihre Kleidung trifft sie nämlich persönlich. Ob sie auch mal ins Kino oder ins Restaurant gehen dürften, interessierte die Mädchen ebenso wie die Frage, ob sie persönliches Geld zur Verfügung hätten. Und die Ordenfrauen gaben bereitwillig Auskunft darüber, dass ein Ordensleben durchaus Freiheiten beinhalte, durch die Gemeinschaft aber auch deutliche Grenzen setze. Die persönliche Armut gehöre nebst Keuschheit und des Gehorsam zu den drei Gelübden.

Lebensgeschichten

Manche Fragen gingen allerdings deutlich tiefer. Wie es denn dazu gekommen sei, dass sich die Frauen zu einem Ordensleben entschieden hätten und warum die Wahl gerade auf die Kommunität der Englischen Fräulein gefallen sei. Hier wurden bei allen individuellen Biografien und auch äußeren Gegebenheiten der apostolische Auftrag und die Möglichkeit, in der christlichen Mädchenerziehung – zum Teil weltweit – wirken zu können, deutlich.

Worin denn der Unterschied zwischen einer klösterlichen und einer weltlichen Lehrerin zu sehen sei, wenn es einen solchen überhaupt gebe, wollte eine junge Frau aus der zehnten Klasse wissen. Schwester Margita, die ehemalige Schulleiterin des Maria-Ward-Gymnasiums in Augsburg, beantwortete die Frage spontan. Zunächst sei es nicht entscheidend, ob klösterliche oder weltliche Lehrkraft, sie müsse nur authentisch sein. Das würden die Schülerinnen selbst am besten und schnellsten merken. Allerdings spielten für die einzelne Lehrerpersönlichkeit die jeweiligen Lebensumstände eine wichtige Rolle, und da hätten Schwestern manchmal aufgrund der fehlenden Familie halt einfach auch mehr Zeit aufbringen können.

In diesem Zusammenhang lobten alle Schwestern, unter ihnen Schwester Clementine Nagel, die ehemaligen Kindergartenleiterin und Oberin in Schrobenhausen, die Arbeit an der Mädchenrealschule. "Diese Schule arbeitet bewusst, überzeugend und ausgesprochen erfolgreich im Geiste Maria Wards", meinte sie. "Dies erfüllt uns alle mit großer Freude und Zuversicht, denn es geht sehr gut weiter, auch wenn wir nicht mehr da sind." "Im Gebet sind wir verbunden", bekräftigte Schwester Gerhardine aus Augsburg und versprach, die ganze Schulgemeinschaft weiterhin intensiv in ihre Fürbitte einzuschließen. "Der Tag hat uns als Lehrkräften viel gegeben und gezeigt, in welch aufbauender Gemeinschaft wir arbeiten dürfen. Es waren Schwestern so richtig zum Anfassen", schwärmte eine Lehrerin und gab zu bedenken, dass es mit einem weiteren Besuch nicht wieder so lange Zeit dauern dürfe. Und weitere Fragen gäbe es dann bestimmt.