Oberdolling
Schwerpunktstandort für Regionalprodukte

Aviko will nach Komplettübernahme des Dolli-Werks in Oberdolling modernisieren und ausbauen

03.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr
Bert-Jan Loman, General Manager von Aviko (links), war seit Februar 2017 für den Standort Oberdolling zuständig. Martin Amberger (rechts) und sein Bruder Wolfram waren zuvor Dolli-Geschäftsführer. −Foto: Norbert Schmidl

Oberdolling (DK) Das Dolli-Werk der Familie Amberger wurde zu Jahresbeginn vom niederländischen Kartoffelverarbeiter Aviko komplett übernommen, nachdem seit 2014 schon eine 60-prozentige Beteiligung bestanden hatte. Für den Standort Oberdolling soll dieser Schritt nur positive Auswirkungen haben.

Bert-Jan Loman, der jetzt als General Manager den Standort leitet, verweist dabei auf die große Kompetenz, die die 200 Dolli-Mitarbeiter haben und die Aviko gerade bei den Frischeprodukten, die in Oberdolling produziert werden, bisher nicht in diesem Maße hat. "Wir brauchen den Standort und die Kompetenzen," so Loman, der darauf hinweist, dass das niederländische Unternehmen - das bei Kartoffelprodukten in Deutschland über 50 Prozent Marktanteil hat und auch die Nummer 1 in Europa ist - die Produktion in Oberdolling modernisieren und sogar ausbauen wolle. "Wir haben nicht vor, die Mitarbeiterzahl zu senken, sondern wollen im Gegenteil investieren, um Wachstum zu realisieren."

Der Schwerpunkt liegt Loman zufolge dabei auf der Marke "Feldmühle" (wobei Amberger auch noch die Marken "Dolli" und "Helmer" hat) mit ihren Kartoffelspezialitäten, Krautsalaten und Teigwaren. "Alles, was wir tun und investieren, dreht sich um die Marke ,Feldmühle'", sagt er. Sie sei von Amberger aufgebaut worden und stehe für hochwertige Qualität. Der "Feldmühle"-Vertrieb könne künftig auch über Deutschland hinausgehen, wobei es aber dennoch Limits gebe. Denn anders als am Aviko-Standort Rain am Lech, wo Tiefkühlware hergestellt werde, hätten die frischen Produkte aus Oberdolling zwar nicht die gleiche Reichweite, aber dennoch genügend Potenzial.

Überhaupt hat Loman festgestellt, dass Regionalmarken wie "Feldmühle" zunehmend wichtiger werden, denn mit ihnen könne man "tiefer und stärker am Markt auftreten", die Kunden hätten großes Vertrauen in deren Qualität und "sie verstehen deren Geschichte". "Geprüfte Qualität aus Bayern" sei eben nur in Bayern zu produzieren, bringt es Loman auf einen einfachen Nenner.

In dem für Oberdolling ausgearbeiteten Masterplan für die Jahre 2017 bis 2019 stehen ihm zufolge drei Dinge ganz oben: Es soll zum einen die Arbeitssicherheit erhöht werden. Dann werde investiert, um die Produktqualität konstant auf hohem Niveau zu halten. Und schließlich soll mit einer Modernisierung auch eine Kapazitätssteigerung einhergehen. Dafür investiere Aviko eine "erhebliche Summe", die deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liege. So werde Oberdolling für Aviko ein "Schwerpunktstandort" für Regionalprodukte, die in Deutschland und Österreich vertrieben würden.

Insgesamt sieht Loman mit der Komplettübernahme "eine Chance, fortzuführen, was die Familie Amberger in 60 Jahren aufgebaut hat". Davon geht auch Martin Amberger aus, der nach eigenen Worten zwar "komplett raus" ist, aber mit seinem Bruder Wolfram noch "den Übergang in diesem Jahr begleitet". "Die Trennung fällt nicht leicht", gibt Martin Amberger zu - und er hätte sie wohl auch noch hinausgezögert, aber "aus gesundheitlichen Gründen" den Komplettverkauf schon jetzt vollzogen.

Dass die Amberger-Brüder bereits vor drei Jahren den 60-Prozent-Anteil verkauft haben, begründet er mit dem starken Strukturwandel und der "optimalen Produktergänzung" durch Aviko. Die Kunden würden immer weniger und hätten gleichzeitig mehr Marktmacht, so Martin Amberger. Zudem gehe die Konzentration entlang der Distributionskette weiter. Da werde es für einen Mittelständler immer schwieriger. Und auch Loman verweist auf den "knochenharten Kampf um Kunden", auch angesichts von Überkapazitäten am Markt.

Martin Amberger ist schließlich überzeugt, dass der Familienbetrieb in die richtigen Hände gelangt ist. Aviko sei 1995 eingesprungen, als ein Großbrand die Produktion in Oberdolling ausgebremst hatte, und habe während des achtmonatigen Wiederaufbaus in den Niederlanden Pommes Frites für Dolli hergestellt. Seitdem bestehe eine enge Verbindung zu Aviko. Und überhaupt, fragt Martin Amberger: "Wo ist man besser aufgehoben als bei der Nummer eins"