Schweizer kaufen Tuja

18.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:40 Uhr

Einen Hafen gefunden hat Tuja-Mitgründer und -Geschäftsführer Peter Jackwerth mit dem Personaldienstleister Adecco. Die Schweizer erwerben die Ingolstädter Zeitarbeitsfirma für 800 Mio. Euro. - Foto: Fahn

Ingolstadt/Zürich (DK) Das Ingolstädter Zeitarbeitsunternehmen Tuja wird für rund 800 Mio. Euro vom weltgrößten Zeitarbeitsvermittler Adecco mit Sitz im schweizerischen Chéserex bei Zürich übernommen. In diesem Preis sind auch rund 200 Mio. Euro Schulden von Tuja enthalten.
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"Wir suchten einen Hafen, in dem wir uns bewegen können, aber nicht verschwinden", sagte Tuja-Mitgründer und -Geschäftsführer Peter Jackwerth gestern in Ingolstadt gegenüber dem DONAUKURIER. Er und Tuja-Finanzchef Jürgen Ragaller betonten gleichzeitig, es werde sich durch die Übernahme nichts ändern – nicht für Tuja und nicht für den Standort Ingolstadt, wo sich der Sitz des Unternehmens befindet.

Unter einem gemeinsamen Dach will sich Tuja zusammen mit den Schweizern und der von diesen 2006 übernommenen Düsseldorfer DIS laut Jackwerth zur Nummer eins in Deutschland aufschwingen. Momentan liege die Gruppe mit gut 13 Prozent Marktanteil knapp hinter Marktführer Randstad. In drei bis vier Jahren rechnet Jackwerth mit etwa 20 Prozent Marktanteil.

Weil angesichts der boomenden Konjunktur die Personalgewinnung in Deutschland. Österreich und der Schweiz immer schwieriger werde, sieht Jackwerth für Tuja als Adecco-Tochter Synergieeffekte, die für ihn größere Bedeutung haben als ein immer wieder angedachter Börsengang des Ingolstädter Zeitarbeitsunternehmens. Tuja besitze nun mit Adecco den "Luxus" einer gemeinsamen Personalrekrutierung und von Schulungsmaßnahmen des Weltmarktführers.

Zuletzt hielt der britische Mittelstandsfinanzierer Barclays Private Equity laut Jackwerth 81 Prozent an Tuja, der Rest befand sich in Händen des Tuja-Managements. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden vorausgesetzt, gehen nun 100 Prozent der Tuja-Anteile an die Schweizer, davon 97 Prozent sofort, der Rest – kleinere Management-Beteiligungen von jeweils unter 0,2 Prozent – bis Ende des Jahres.

Tuja hat derzeit 630 eigene Mitarbeiter und vermittelt rund 21 000 Beschäftigte über 127 Niederlassungen, davon 105 in Deutschland. Das Unternehmen peilt in diesem Jahr einen Umsatz von rund 650 (Vorjahr: 321) Mio. ? und einen operativen Gewinn (Ebita) von 63 Mio. ? an. Laut Finanzchef Ragaller wird Tuja künftig als Profit Center im Adecco-Konzern agieren, dem Unternehmen würden dabei von den Schweizern keine Vorschriften über den Einsatz von Finanzmitteln gemacht.

Die von Jackwerth und Werner Tutschek 1992 gegründete Zeitarbeitsfirma Tuja ist auf Facharbeiter spezialisiert und hat dabei einen Schwerpunkt auf der Automobil- und der Luftfahrtbranche.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Zentrale bleibt in Ingolstadt.