Ingolstadt
Schweizer Graffiti in der Schanz

Zwei Street Art-Künstler aus Zürich gestalten eine Tiefgaragenzufahrt an der Haunwöhrer Straße

22.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:18 Uhr
Graffiti-Künstler aus Zürich: Alex Hohl (l.) und Patrick Redl Wehrli vor ihrem Kunstwerk an der Haunwöhrer Straße 21. Derzeit verschönern die beiden Street Artists noch die Zufahrt zur Tiefgarage. Das Motiv dort hat einen dreidimensionalen Effekt. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Eine betongraue Tiefgarageneinfahrt an der Haunwöhrer Straße wird derzeit mit Graffiti-Kunst created in Switzerland aufgehübscht.

Seit gut einer Woche sind hier die beiden Street Artists Patrick Redl Wehrli und Alex Hohl aus Zürich mit Farbrollen, Sprühdosen, feinen Pinseln und viel Acrylfarbe am Werk. Die Außenwand der Zufahrt ist bereits fertig gestaltet. Das Motiv, das ganz links einen frischen Laib Brot in den Händen des Bäckermeisters zeigt und daneben einen Jungen und ein Mädchen, die mit einer Schale voller frischer Früchte liebäugeln, soll offenbar nicht nur bildhaft den Sommer festhalten, sondern auch ein wenig Appetit machen. Die Tiefgarage gehört zu dem Neubau, in dem Anfang des Jahres die Meisterei, ein gläsernes Bäckerei-Café, eröffnet hat. Die beiden Künstler wurden von Hausbesitzer Gerhard Mayer engagiert, der ihre Arbeiten im Internet entdeckt hat.

Züge, Fassaden, Autos und Container auf der ganzen Welt, etwa in Ägypten, Hongkong, Belgien und Brasilien haben Wehrli und Hohl schon mit ihrer Urban Art, wie sie es nennen, gestaltet. Die Tiefgarageneinfahrt in Ingolstadt stellt nun eine ganz besondere Herausforderung für den gelernten Dekorateur Hohl und den ehemaligen Fotoretuscheur Wehrli dar, wie beide erklären. Was hier spielerisch einfach hin gesprüht aussieht, sei in Wirklichkeit harte und schweißtreibende Arbeit - und das bis zu zehn Stunden am Tag, mit Atemschutzmaske auf dem Gesicht und unter einem zumindest derzeit von der Sonne noch ordentlich aufgeheizten Vordach, sagen sie. In der engen Zufahrt fungieren die Seitenmauern, der Boden und das Tor als räumliche Leinwand für ein eigens entworfenes "M", das anamorph, also dimensional verzerrt, entsteht. Der Buchstabe, der auch für das Initial der Firma steht, wirft nach seiner Fertigstellung einen (wiederum gemalten) Schatten. Sieht man sich das Werk aus einem bestimmten Blickwinkel an, erweckt es den Eindruck, als sei das "M" freistehend in der Zufahrt platziert. "Das nennt man Point of View. Entwurf und Umsetzung sind kompliziert, aufwändig und mühselig, weil die Zufahrt in einem bestimmten Winkel abfällt", erklärt Wehrli im Pressegespräch.

Wie der Effekt später einmal aussieht, kann er aber vorab anhand eines Ausdrucks zeigen - und damit auf ganzer Linie beeindrucken. Ergänzt werden die beiden Motive mit Stilelementen, wie sie auch in der Meisterei - etwa auf dem Geschirr - vorkommen. Auch der blaue Farbton aus dem Firmenlogo wurde demnach für die Gestaltung übernommen.

"Die reine Betonwand sollte aufgewertet werden, und es sollte ein Bezug zum Geschäft hergestellt werden", erläutert Wolfgang Erhard, Mitinhaber der Meisterei, und ergänzt: "Ich bin schon jetzt restlos begeistert und mehr als überrascht. " Bereits der erste Entwurf der Schweizer habe Mayer und ihn überzeugen können. Das dürfte auch bei allen anderen Betrachtern der Fall sein, kann angenommen werden.

DK


Michael Brandl