Obermässing
"Schwarzen Störenfried" nicht nur beobachten

Kormoran bereitet Jägern Sorgen - Auch Elsternester im Visier der Kritiker - Hans Kuhn für 65-jährige Mitgliedschaft geehrt

15.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:39 Uhr
  −Foto: Leykamm

Obermässing (HK) Waidmann sein ist in unseren Tagen nicht leicht - den einen ist jeder seiner Schüsse zu viel, den anderen schießt er viel zu wenig. Richtig knifflig wird es, wenn er durch sein Handeln entscheiden muss, welche Tiere leben dürfen und welche nicht. Eine Frage, die auch bei der Jahresversammlung der Kreisgruppe Roth-Hilpoltstein im Bayerischen Jagdverband (BJV) zur Sprachegekommen ist.

Auch mit dem zunehmenden Freizeitdruck im Wald haben die Jäger zu kämpfen, wie Landratstellvertreter Walter Schnell deutlich machte. Und scharfe Kritik hinterherschob: Viele Hundebesitzer seien "verständnis- und auch rücksichtslos". Dies und vieles mehr bereite den Jagdpächtern große Bauchschmerzen, was langfristig enorme Konsequenzen nach sich ziehen könnte, so der Landratsstellvertreter. Es bestehe die Gefahr, dass Reviere langfristig gar nicht mehr verpachtet werden könnten.

Schnell selbst bezog klar Stellung: Die Jäger genössen im Landkreis eine große Wertschätzung: "Wir wissen, was wir an Euch haben!" Unter anderem hob er die Bedeutung der Waidmänner als Naturschützer hervor. Bevor er sich den Krisentieren widmete: "Der Biber ist eingezogen, der Fischotter zieht nach und der Wolf seine Kreise." Graugänse und Kormorane zählte er ebenso auf.

Vor allem letztere "sind unser Hauptproblem", bestätigte Martin Schiller. Er ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender des Offenbauer Sportfischereivereins, sondern auch Leiter des Hegerings Kinding- Schwarzach. Der Raubvogel habe den Bestand der heimischen Fischarten "gravierend dezimiert". Er appellierte an die Jagdpächter, "den schwarzen Störenfried nicht nur zu beobachten". Darf der Kormoran leben, muss der Karpfen sterben, so die Rechnung.

Eine ähnliche machte Johann Weinig auf, Naturschutzreferent der Kreisgruppe. Es dürfe keinen "stillen Naturschutz" geben. Wenn sich der Landesbund für Vogelschutz (LBV) für Elsternester stark mache, sei dies der falsche Weg. Denn jenes Mitglied der Rabenfamilie "ist ein Killer für unsere Singvögel". Ein Ja zur Elster sei damit ein Nein zur Amsel, ließ Weinig durchblicken. Seine Forderung: "Die Nester gehören weg." Aussagen, die verdeutlichten, dass Ruppert Zeiner als LBV-Kreisvorsitzender beim Treffen in Obermässing einen schweren Stand hatte. Er lenkte den Fokus indes auf zwei andere Vögel, die als Indikatoren für eine gute Ökologie gelten. So wollte er wissen, in welchen Revieren denn noch der Kiebitz zu Hause sei. Statt der Jäger meldete sich hier Walter Schnell, der dies für den Raum Kammerstein bejahte. Immerhin zwei Waidmänner hoben ihre Hände, als nach dem Rebhuhn-Vorkommen gefragt wurde.

Stefan Pieger, stellvertretender Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz, klopfte sich indes selbst etwas an die Brust. Maßnahmen müssten künftig besser mit den Jägern abgesprochen werden. Es gäbe ja gemeinsame Ziele wie etwa die Schaffung von Biotop-Verbundsystemen, die auch dem Wild zugute kämen. Konträr dazu steige in Bayern der Flächenverbrauch aber weiter an. Was die Ausweisung von Gewerbeflächen anbelange, gebe es geradezu "eine Torschlusspanik in den Gemeinden".

Auf einige Anschaffungen seitens der Jäger verwies der BJV-Kreisvorsitzende Franz-Josef Weber: So wurden unter anderem neue Gehörntafeln und Verkehrsschilder besorgt sowie ein weiteres Cäsium-Messgerät in Betrieb genommen. Erlegte Wildschweine können damit nun in Greding und Hilpoltstein getestet werden. Die Finanzierung von Entsorgungsboxen für erlegte Schwarzkittel werde derzeit vom Landratsamt geprüft. Als Prävention in Sachen Afrikanischer Schweinepest seien diese Boxen sehr sinnvoll, so Weber. Er regte zudem an, sich stärker beim Wildtier-Monitoring des BJV zu beteiligen.

Die Zahl von 90 Nach-sucheneinsätzen 2018 machte bei der Versammlung das Verantwortungsbewusstsein der Waidmänner deutlich. 278 von ihnen sind in der Kreisgruppe organisiert, die mittlerweile über beachtliche 30 Jagdhornbläser verfügt, welche auch die Veranstaltung bereicherten. In ihrem Rahmen wurden auch einige Ehrungen vorgenommen: allen voran eine für Hans Kuhn aus Röttenbach, der seit 65 Jahren Mitglied ist. 25 Jahre sind es bei Ernst Biedermann (Großhöbing), Herrmann Biedermann (Schutzendorf), Clemens Helbach (Mörlach) und Martin Lehner (Laibstadt). Zudem konnten elf neue Mitglieder der Kreisgruppe begrüßt werden.

Jürgen Leykamm