Wolnzach
Schwarze Zahlen sind das Ziel

17.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:55 Uhr

Wolnzach (WZ) Nicht nur das Starkbier war gehaltvoll, auch inhaltlich präsentierte sich die Bürgerbräu AG am Freitag ihren Aktionären mit einem starken Auftritt. Die neue Mannschaft servierte ein professionelles Konzept, von dem man sich noch heuer eins erhofft: endlich schwarze Zahlen zu schreiben.

Die Hauptversammlung in der Volksfesthalle – die erste in der Amtszeit des neuen Vorstands und Aufsichtsrats – ließ sich schon am Eingang gut an: Das Registrieren der 371 erschienenen Aktionäre, die noch rund 100 Vollmachten dabei hatten, ging im Gegensatz zu den Vorjahren zügig über die Bühne. Mit gewisser Spannung erwarteten die Besucher die Rede des neuen Vorstands Akis Trouboukis (Foto), der im September sein Amt angetreten hatte. "Er soll die Bürgerbräu mit uns durch Innovationen wieder auf den richtigen Pfad führen", erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Peter Bretz, warum man sich Trouboukis als alleinigen Vorstand ins Boot geholt hatte.
 

Diese Hoffnung scheint sich zu erfüllen: Der Bierabsatz konnte im vergangenen Jahr von 828 auf 1112 Hektoliter, also um rund 34 Prozent, gesteigert werden. Auch der Umsatz ging um 25 Prozent von 140 000 auf 182 000 Euro nach oben. Obwohl die Kosten (Abfüllung, Raum, Personal, Betriebsstoffe) um rund 30 Prozent erheblich gestiegen sind und Investitionen von 34 000 Euro nötig waren (Gläser, Sanierung, Werbung, Lieferwagen), blieb der Verlust mit 19 000 Euro auf dem Stand des Vorjahres – dafür gab es von den Aktionären anerkennenden Applaus.

"Es war nicht fünf Minuten, sondern 30 Sekunden vor zwölf", fasste Trouboukis die Situation vor gut einem Jahr zusammen, in der die finanziell angeschlagene AG kurz vor dem Aus war. Seine Analyse über die vorgefundene Situation fiel sachlich und ohne beschönigende Worte aus: nicht optimale Räumlichkeiten, sehr hohe Miet- und Gebäudekosten, eine reparaturintensive und gering ausgelastete Anlage, bis ins Jahr 2009 sinkender Absatz, schwankende Bierqualität, ein relativ enges Sortiment ohne Innovationen, fehlende Preiskalkulation und Kommunikation nach außen, kein eigenes Markenbild – die Liste seiner Bestandsaufnahme ist lang. Dazu die finanzielle Lage: Das Eigenkapital ist fast komplett verbraucht, und in den vergangenen zehn Jahren wurde insgesamt ein Verlust von etwa 610 000 Euro erwirtschaftet. "Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen, nur so kommen wir weiter", meinte Trouboukis als diplomierter Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler zu diesen ernüchternden Zahlen.

Und weitergekommen sei man bereits um ein gutes Stück, nannte der neue Bürgerbräuchef einige Beispiele: Hygienemaßnahmen und Reparaturen in der Brauerei, die Einstellung eines Brauers ("Er ist das Herz der Brauerei, ohne ihn keine konstante Bierqualität"), die Einführung der "Hopfenperle", eine reelle Preiskalkulation und die Etablierung des Bürgerbräubieres in einem höheren Preissegment. Auch Kommunikation und Werbung habe man immens verbessert, auch durch einen neuen Internetauftritt. Bisher schon gut sei die Distributionspolitik gewesen, diese habe man weiter ausgebaut, unter anderem durch die Teilnahme an vielen Veranstaltungen und die Belieferung von Gaststätten. Ein "Paukenschlag" sei hier allerdings der Belieferungsstopp ausgerechnet der Gaststätte "Zum Bürgerbräu" Anfang dieses Jahres gewesen. Von "Differenzen" zwischen Wirt und Brauerei sprach Aufsichtsratsvorsitzender Peter Bretz auf die Nachfrage eines Aktionärs. Zuletzt sei es darum gegangen, dass die Wirtschaft nur noch zwei Biere von der Brauerei habe abnehmen wollen, führte Akis Trouboukis aus. "Das haben wir abgelehnt. Denn wenn eine Gaststätte unseren Namen trägt, aber nur zwei unserer Biere führt und ansonsten andere Marken, ist das eine denkbar schlechte Werbung vor unserer eigenen Haustüre", erklärte er die Entscheidung. "Wir verlieren Euch nur ungern", so Trouboukis in Richtung der anwesenden Bürgerbräuwirtin Irmi Schiwampel, die in ihrer Wortmeldung ihre langjährige Unterstützung der Brauerei betonte. Der Wortwechsel blieb auf sachlicher Ebene – und hat vielleicht sogar noch positive Folgen: Vorstand und Wirtin versprachen, sich demnächst noch mal an einen Tisch zu setzen, um vielleicht doch eine akzeptable Lösung für beide Unternehmen zu finden.

Harmonisch verlief auch der Rest: Die Aktionäre entlasteten die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats. Durchwegs beeindruckt zeigten sie sich von dem, was sie an diesem Abend gehört hatten. "Die packen das richtig professionell an", meinte ein Wolnzacher anerkennend und ließ sich nur zu gerne vom Optimismus anstecken, den Vorstand und Aufsichtsrat verbreiteten: "Wir sind absolut überzeugt, dass es mit der Bürgerbräu wieder funktionieren kann."