Neuburg
Schwalben willkommen heißen

Bereits 1000 Häuser in Bayern mit Plakette ausgezeichnet - Mitmachen bei der LBV-Aktion

17.10.2021 | Stand 21.10.2021, 3:35 Uhr
Schwalben sind gefährdet. Der LBV zeichnet Häuser aus, an denen viel für den Schutz der Vögel getan wird. −Foto: Kretzmann, DK-Archiv

Neuburg - Auch die letzten Rauch- und Mehlschwalben haben sich nun auf die lange Reise ins südliche Afrika gemacht. In ein paar Monaten kehren sie nach Bayern zurück und suchen ihre angestammten Nistplätze wieder auf. Die beiden deutschlandweit gefährdeten Schwalbenarten und ihre Nester stehen unter Schutz. Seit 2017 würdigt der bayerische Naturschutzverband LBV deshalb gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner NABU Naturfreunde, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten.

"Es ist wichtig, dass wir Brutplätze anbieten und eventuell neue Nistmöglichkeiten mit Kunstnestern schaffen. Außerdem sollten wir nicht vergessen, den gesamten Lebensraum schwalbenfreundlich zu gestalten, damit die Vögel auch genügend Nahrung für ihren Nachwuchs finden. Das kann bereits im eigenen Garten beginnen", sagt LBV-Biologin Angelika Nelson. Bereits 1000 Häuser konnten seit Beginn der Aktion in Bayern ausgezeichnet werden.

Rauch- und Mehlschwalbe stehen seit 2004 in Bayern und Deutschland auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten. Die Gründe für ihre anhaltenden Bestandsrückgänge sind vielfältig: Mangel an Insektennahrung und zunehmend fehlende Nistmöglichkeiten durch Modernisierung sind die Hauptgründe. "Die Fassaden von Neubauten - häufig Zweckbauten aus Stahl und Glas - sind zu glatt. Dort halten die Nester nicht und oft fehlt der schützende Dachüberstand", weiß die LBV-Biologin. Doch auch im ländlichen Bereich gehen die Nistmöglichkeiten für diese gefährdeten Arten zurück. "Nach Umbau und Modernisierung alter Gebäude und Höfe sind die Fassaden oft ungeeignet für Mehlschwalbennester oder die Vögel werden vergrämt", sagt Angelika Nelson. Den nahverwandten Rauchschwalben mit dem tief gegabelten Schwanz macht zusätzlich die Veränderung der Viehhaltung zu schaffen. Moderne Ställe ohne Einflugmöglichkeiten oder mit starker Durchlüftung berauben sie ihrer Nistplätze. Auch fehlt es den Schwalben an Baumaterial für die Nester und offene, zur Jagd geeignete Flächen schwinden.

Seit 2017 melden Naturfreunde das Vorhandensein von Nestern für Rauch- und Mehlschwalbe an ihrem Wohnhaus, an der Garage, in der Scheune oder an einem landwirtschaftlichen Betrieb dem LBV. Sie erhalten dafür eine Plakette, die ihr Gebäude
als schwalbenfreundliches Haus auszeichnet. "Bisher hat der LBV bayernweit 1000 Häuser ausgezeichnet, allein in diesem Jahr sind uns schon 209 Gebäude gemeldet worden", berichtet Angelika Nelson. Darunter sind fünf Gebäude mit je mehr als 50 Nestern der Rauchschwalbe und sieben Gebäude mit jeweils mehr als 50 Nestern der Mehlschwalbe.

Im Durchschnitt werden dem LBV an einem Gebäude zwölf bis 13 Nester der jeweiligen Art gemeldet. Fünf einfache Schutzmaßnahmen für Schwalben "Jede und jeder Einzelne kann diese beiden Schwalbenarten mit der Bereitstellung von Nistplätzen wirksam und einfach schützen, damit sie weiterhin nach dem alljährlichen Zug wieder unsere Nähe suchen", rät Angelika Nelson.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass Schwalben für die Aufzucht einer Brut von vier bis
sechs Jungen 1,2 Kilogramm Insekten benötigen. Das entspricht grob geschätzt
12000 Insekten. So helfen die Schwalben auch den Menschen und verringern die Anzahl der Stehmücken", so Angelika Nelson. Weitere Informationen zur LBV-Mitmachaktion "Schwalbenfreundliches Haus" und das Online-Meldeformular gibt es unter www.lbv.de/schwalbenhaus im Internet.

DK