Kühbach
Schwache Vorstellung zur falschen Zeit

TSV Weilach verpasst Kreisklassenaufstieg durch verdiente 0:2-Pleite gegen die WF Klingen

10.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:29 Uhr
Ganz besonderer Pechvogel: Georg Demmelmair (r.), hier in einem Zweikampf mit dem Klingener Kapitän Martin Brucklachner, zog sich im Laufe der Partie eine schwere Schulterverletzung zu. −Foto: Fotos: M. Schalk

Kühbach (SZ) Es bleibt dabei, der TSV Weilach kann einfach kein Relegationsspiel gewinnen. Mit 0:2 (0:1) hatten die Grünweißen gestern Nachmittag gegen die WF Klingen das Nachsehen, der Aufstieg in die Kreisklasse Aichach ist dadurch nun futsch.

Kopfschütteln, immer wieder Kopfschütteln unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Kühbach: Wie nur in aller Welt konnte das passieren? Reden wollte in diesen bitteren Momenten verständlicherweise so recht niemand bei den Weilachern, der Schock nach dem kollektiven Versagen in den 90 Spielminuten zuvor saß zu tief. Weshalb zeigten die Grünweißen ausgerechnet in der mit Abstand wichtigsten Partie ihre mit Abstand schwächste Saisonleistung? Weshalb gelang es ihnen einfach nicht, die keineswegs herausragenden Wanderfreunde zumindest im Ansatz zu gefährden? Ratloses Achselzucken allerorts im TSV-Lager.

"Das war eine ganz schwache Vorstellung von uns, wir hatten's an diesem Tag nicht verdient", so Thomas Breitsameter ganz ehrlich - sowie mit schmerzvollem Blick. Dass gestern Nachmittag die ganz große Belohnung für eine nahezu perfekte Punktrunde ausblieb, also für 18 Siege und 89 Treffer in der regulären A-Klassensaison - ja, nicht zuletzt der Klubchef hatte mächtig daran zu knabbern: "Das tut brutal weh."

Auch Cheftrainer Philip Gadletz litt in diesen Momenten. Natürlich. "Wir hatten unnötigerweise viel zu viel Respekt vor den Klingenern - wobei das, was die zeigten, ebenfalls nicht viel mit Fußball zu tun hatte", so sein erstes Fazit. In der Tat: Die Wanderfreunde waren in der ersten Halbzeit nur deswegen zu deutlich mehr Spielanteilen gekommen, weil der TSV praktisch nicht am Match teilnahm. Stattdessen stand das Weilacher Team ungewöhnlich tief, leistete sich eine Vielzahl an leichtesten Fehlern im Aufbau - und wenn es dann doch mal über die Mittellinie kam, dann meist nur mit Steilpässen auf Roland Appel, der sich vorne in der Spitze erfolglos als Alleinunterhalter versuchen musste. Ein konsequentes Nachrücken bei eigenem Ballbesitz, ein mutiges Kombinationsspiel über mehrere Stationen - oder gar nennenswerte Torchancen? All das gab es von den Grünweißen im er-sten Durchgang nicht zu sehen.

Ob dies auch an der beeindruckenden Kulisse von offiziell zahlenden 1290 Zuschauern in Kühbach lag? "Das scheint uns in der Tat eher gehemmt anstatt motiviert zu haben - warum auch immer", so Gadletz enttäuscht. Spätestens der 30-Meter-Knaller von Andreas Rappel, den TSV-Keeper Andreas Krammer nur mit Mühe über den Querbalken befördern konnte (20.), hätte ein Alarmsignal für die Weilacher sein müssen. Aber auch danach änderte sich nichts am Auftreten der Weilacher, änderte sich nichts an ihrer Körpersprache. Folgerichtig gerieten sie in der 24. Minute mit 0:1 in Rückstand. Dass diesem Gegentreffer ein unglücklicher Querschläger im eigenen Strafraum vorausging, dass Peter Rösele die Kugel dann bilderbuchmäßig direkt unter die Latte knallte - es passte so recht zu einem aus TSV-Sicht völlig gebrauchten Sonntag.

Dieses Negativerlebnis verunsicherte die Grünweißen noch mehr. Ein Aufbäumen, eine Trotzreaktion? Fehlanzeige! Stattdessen musste Krammer bei einem 28-Meter-Freistoß von Rappel nochmals sein ganzes Können zeigen, um weiteres Unheil zu verhindern (31.). Der Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Sebastian Deak (TSV Rain), der mit seinem Gespann übrigens eine souveräne Vorstellung ablieferte, glich da fast schon einer Erlösung für alle Weilacher. Nun hatten sie also 15 Minuten Zeit, um sich in der Kabine zu sammeln, um sich neu einzuschwören und um Lösungen zu finden, wie die Klingener Wanderfreunde doch noch irgendwie in die Knie zu zwingen seien.

Tatsächlich dauerte es nach dem Seitenwechsel nur mickrige 30 Sekunden, bis Matthias Wollesack einfach mal mutig aus 18 Metern Torentfernung abzog. Zugegeben, der Ball strich rund einen Meter am linken Pfosten vorbei - aber ein Zeichen wurde hierdurch trotzdem gegeben: Hey, die Weilacher Mannschaft ist sehr wohl noch anwesend!

Dumm nur für alle TSV-Fans, dass sich diese Aktion als Strohfeuer herausstellte. Die Grünweißen hatten nun zwar optisch mehr von der Partie - aber ohne damit gleich torgefährlich zu werden. Ein Kopfball von Sven Slupik im Anschluss an eine Ecke, der knapp über den Querbalken ging, blieb bereits ihre einzig erwähnenswerte Chance bis in die Schlussphase (56.) - und selbst bei dieser musste sich Klingens Keeper Johannes Jäger nicht einmal strecken.

Auch die Wanderfreunde brannten auf dem Kühbacher Sportgelände kein Offensivfeuerwerk ab - aber trotzdem lagen sie nach 61 Minuten schon mit 2:0 vorne, weil Christoph Knopp nahezu unbehelligt ein eher unorthodoxes Solo durch die gesamte TSV-Hintermannschaft starten durfte und Andreas Jäger anschließend aus spitzem Winkel den Rest besorgte.

Natürlich, es wäre (inklusive Nachspielzeit) immer noch über eine halbe Stunde vorhanden gewesen, um das Blatt zu wenden - aber hierzu war der TSV an diesem 10. Juni schlichtweg nicht in der Lage. Die Grünweißen wirkten weiterhin viel zu verkrampft, und mit jeder zusätzlichen Zeigerumdrehung schwand bei ihnen komplett der Glaube. Dass sich Georg Demmelmair auch noch eine schwere Schulterverletzung zuzog und deshalb vom Feld getragen werden musste (73.) - es war quasi das I-Tüpfelchen auf einen komplett verkorksten TSV-Tag.

Um exakt 16.48 Uhr pfiff Deak dann ab - und schickte die Grünweißen hiermit in ein großes Tal der der Enttäuschung: Gleich reihenweise ließen sich Weilacher auf den Rasen fallen, Gadletz setzte sich wortlos auf seine Trainerbank - während die Klingener Fußballer im Mittelkreis des Spielfeldes ausgelassen ihren Verbleib in der Kreisklasse Aichach feierten. "Es geht trotzdem weiter bei uns", so TSV-Abteilungsleiter Helmut Wollesack: "Beziehungsweise es muss weitergehen."

Kopfschüttelnd sagte er das, ungläubig und extrem traurig: "Es ist schon ein Kreuz mit diesen Relegationsspielen. Zum fünften Mal in unserer Vereinsgeschichte mussten wir nun eine Entscheidungspartie nach der offiziellen Punktrunde zu bestreiten - und zum fünften Mal erlitten wir dabei eine Niederlage." Was dagegen zu tun ist? Wollesack überlegte nicht lange: "Ganz einfach, in der nächsten Saison müssen wir gleich Meister werden." Und ja, für einen kurzen Augenblick huschte sogar eine Art Lächeln in sein Gesicht. "Galgenhumor" nennt man das wohl.

Übrigens: Gefeiert wurde in Weilach dann dennoch. "Die Abschlussfete nach einer ansonsten bärenstarken Saison lassen wir uns doch nicht nehmen", so Breitsameter völlig zu Recht. Dass ihm eine rauschende Aufstiegsparty lieber gewesen wäre als ein gepflegtes Frusttrinken - wohl müßig zu erwähnen. "Das eine oder andere Bier brauchen wir jetzt definitiv", sagte Gadletz bereits kurz nach dem Schlusspfiff in Kühbach: "Diese Niederlage ist nur extrem schwer zu verdauen, nach einer tollen Saison hätten wir den Aufstieg allemal verdient gehabt."
 

Roland Kaufmann