Schulz sollte verzichten

Kommentar

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Endlich schaltet Martin Schulz auf Attacke, nimmt sich die Gegner der Groko zur Brust und warnt vor dem Totalabsturz der SPD bei der Verweigerung schwarz-roter Koalitionsverhandlungen.

Ein Hauch von Führung beim Parteichef, der nach dem Sondierungsmarathon kaum zu hören war.

Viel Glaubwürdigkeit ist nicht geblieben, die Schulz auf dem Parteitag am Sonntag noch in die Waagschale werfen könnte. Erst die Absage an Schwarz-Rot, um die eigene Haut zu retten. Dann die Bekräftigung der Absage nach dem Jamaika-Aus. Und als sich der Wind plötzlich drehte, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die SPD zur Vernunft rief, folgte die Rolle rückwärts, um doch noch in der großen Koalition und am besten im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel zu landen.

Es stünde Schulz gut zu Gesicht, würde er vor den Delegierten in Bonn den eigenen Ministerambitionen eine Absage erteilen und klarmachen, dass er sich ganz auf die Erneuerung der Partei konzentrieren will. Denn eine zentrale und nicht unbegründete Sorge der Groko-Gegner ist, dass die Fehleraufarbeitung und die Schärfung des Profils der Partei auf der Strecke bleiben könnten. Durch einen Verzicht aufs Ministeramt könnte Schulz dieser Sorge entgegentreten. Ein breites Ja der SPD zu Koalitionsverhandlungen und die Bildung einer stabilen Regierung sollten jetzt seine absoluten Prioritäten sein.