Neuburg
Schulung in Laage, stellt Neuburg nicht in Frage

21.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:19 Uhr

Gute Stimmung beim Neujahrsempfang des Jagdgeschwaders 74. Im Bild (v.l.) der stellvertretende Kommodore Hans Köck, Divisionskommandeur Generalmajor Dieter Naskrent und Helmut Ruppert, der von 1986 bis ’91 Kommodore des JG 74 war. - Foto: Frank

Neuburg (DK) Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen gaben sich gestern beim Neujahrsempfang des Jagdgeschwaders 74 ein Stelldichein. Dabei kamen auch Auslandseinsätze der Soldaten, die Ausbildung der Piloten in Laage und die Verbundenheit zur Stadt Neuburg zur Sprache.


 
Vor einem bunt gemischten Publikum zog stellvertretender Kommodore Hans Köck ein Resümee des Jahres 2009. Der Oberstleutnant, der selbst in Usbekistan, der Nato-Drehscheibe für den Einsatz in Afghanistan, tätig war, ging speziell auf die Auslandsmissionen ein. Dabei werde oftmals nur gesehen, was Militärs und internationale Gemeinschaft nicht erreicht hätten. In der Gesamtschau sehe das anders aus. "Es gehen in Afghanistan wieder Mädchen zur Schule, und die Zahl der Schüler im Gebiet, für das Deutschland Verantwortung übernommen hat, hat sich versiebenfacht", betonte Köck. Bildung aber sei der Grundstock für eine zukunftsfähige, auf den Werten des Humanismus gründende Gesellschaft. Die internationale Gemeinschaft müsse auf bereits Erreichtem aufbauen und nicht zu hohen und unrealistischen Ansprüchen und Zielen hinter her trauern und lamentieren.

Der stellvertretender Kommodore zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in ihrer Neujahrsansprache betont hatte, es müssten Bedingungen geschaffen werden, damit die Verantwortung in den nächsten Jahren Schritt für Schritt an die Afghanen übergeben werden könne.

Das Neuburger Geschwader hatte im vergangenen Jahr 74 Soldaten an insgesamt 5924 Tagen in Auslandseinsätzen. Kommodore Andreas Pfeiffer befindet sich derzeit noch in Afghanistan und wird erst Ende Januar zurückkehren. Köck bedankte sich bei den Soldaten und Soldatinnen sowie deren Familien für die im Rahmen der Auslandseinsätze geleistete Arbeit, die empfundenen Mühen und ertragenen Belastungen.

In seiner Rückschau ging der Oberstleutnant auf die erste Verlegung mit dem Waffensystem Eurofighter nach Sardinien und die zweimonatige Alarmrotte mit der Wahrnehmung lufthoheitlicher Aufgaben in Litauen ein. Dort habe der Verband seine Fähigkeiten mit dem neuen Waffensystem unter Beweis stellen können. Ferner feierte das Geschwader seine 10 000ste Flugstunde mit dem Eurofighter.

Die neuen Jets üben offensichtlich eine große Faszination aus. 2009 ermöglichten es die Neuburger Flieger 169 Besuchergruppen, zum Großteil aus der Region, sich über die Luftwaffe und ihre Maschinen zu informieren. Nicht zuletzt präsentierte sich das JG 74 stellvertretend für die ganze Luftwaffe Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei dessen Antrittsbesuch.

Köck räumte aber auch ein, dass es beim Waffensystem Eurofighter ein Ausbildungsdefizit gebe, verursacht durch die verzögerten Zulaufraten. Im Klartext: Die Industrie liefert weniger zügig als gedacht. Dies wiederum liege daran, dass der Eurofighter das komplexeste Waffensystem sei, das die Luftwaffe je eingeführt habe. Als Reaktion darauf werde man ab März in Laage bei Rostock Maschinen zusammenziehen, um dieses Ausbildungsdefizit aufzuarbeiten. Wochenweise werden dann Piloten und technisches Personal aus Neuburg ihren Dienst in Laage verrichten (wir berichteten). "Die Konzentration des Flugbetriebes am Standort Laage bedeutet nicht, dass der hiesige Standort in Frage gestellt ist. Es bedeutet nicht, dass im Fliegerhorst die mit viel Aufwand und Geld erstellte Infrastruktur brach liegt und es bedeutet vor allem nicht, dass die sozialen Strukturen des Verbandes zerbrechen. Es bedeutet ein Plus an Aus- und Weiterbildung", trat Köck jüngsten Spekulationen in der Presse entgegen.