Eichstätt
"Schule in die Natur"

Angebote für Schulklassen im Naturpark Altmühltal – Kinder zum Rausgehen ermuntern

03.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

Erwartungsvolle Gesichter auch bei Lehrern: die Naturparkführerinnen Helene Theobald und Lena Maly-Wischhof bei der Premiere einer Lehrerfortbildung im Hessental. Arch - foto: Preis

Eichstätt (DK) Baumhäuser bauen, Schnecken und Vögel beobachten, Gräser und Pflanzen befühlen, Steine sammeln und auf Bäume klettern: Was früher zu einer normalen Kindheit gehörte, erleben nur noch wenige Kinder. Dem will das Umweltzentrum Naturpark Altmühltal entgegenwirken.

Der amerikanische Journalist und Umweltaktivist Richard Louv empfiehlt in seinem Buch „Das letzte Kind im Wald“ eindringlich, Kindern mehr Naturerfahrungen zu ermöglichen, sonst würden sie aggressiv, hyperaktiv oder übergewichtig. Er bezeichnet diesen Zustand gar als „Naturdefizit-Syndrom“. Seine gute Handlungsanleitung belegt er mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien.

In der Kindheit durch Wald und Natur zu streifen, das entspricht auch den Wunschvorstellungen von Tausenden von Louv befragten Kindern des 21. Jahrhunderts. Schon ein Park mit Bäumen zum Klettern und mit Gebüschen für das Versteckspielen helfe Kindern, sich selbst in der Natur auszutesten. Erst wenn Kinder sich in der Natur eigene Spielräume schaffen können, fördere dies ihr Selbstbewusstsein und ihre Kreativität und schaffe einen emotionalen Gegenpol zum Alltag – der bei immer mehr Kindern durch überbesorgte Eltern sehr durchstrukturiert gestaltet ist.

Unter dem Motto „Schule in die Natur! Natur in die Schule!“ möchte auch die Umweltbildung im Naturpark Altmühltal Kindern mehr unmittelbare Naturerlebnisse vermitteln. „Unsere Angebote für Kinder im Rahmen unseres Jahresprogramms wie beispielsweise Erlebnisführungen, spezielle Ferienprogramme oder Angebote für Kindergeburtstage kommen so gut an, dass wir in diesem Jahr Angebote für Schulklassen aufgelegt haben. Diese fanden so große Resonanz, bei Lehrkräften wie auch Schülern, dass wir diesen Weg auch 2013 weitergehen möchten“, erläutert Johann Bauch, Umweltpädagoge am Informations- und Umweltzentrum des Naturparks in Eichstätt.

Zusammen mit Naturparkführerinnen hat er wieder einen Flyer konzipiert, der Lust auf Natur macht. „Die Naturparkführer des Infozentrums laden ganze Schulklassen dazu ein, mit auf Entdeckungsreise zu kommen. Sie zeigen in dem Lehrplan angepassten Führungen in unmittelbarer Umgebung, wo die schönsten Ecken im Naturpark zu finden sind“, sagt Johann Bauch. Sämtliche Führer seien fachlich, methodisch und pädagogisch bestens ausgebildet, flexibel und individuell in der Durchführung der Angebote und kämen auf Wunsch auch direkt zu den Schulen. Wie solch eine Führung für Schulklassen ablaufen kann, das demonstrierten Helene Theobald und Lena Maly-Wischhof im Rahmen einer Fortbildung für Lehrkräfte aus dem Landkreis: Sie marschierten mit der interessierten Gruppe ins Hessental, erforschten Wiese und Hecken, erkundeten den „Lebensraum Wald“, ergründeten den heimischen Boden, gingen dem Begriff „Biodiversität“ auf den Grund und zeigten auf, wie man einen Schul- oder Wandertag mit Natur und Geschichte spannender machen kann.

Eine Schule, welche die neuen Angebote des Infozentrums für Schulklassen bereits mehrfach genutzt hat, ist die Grundschule Walting. „Ich finde die Angebote toll. Sie orientieren sich am Lehrplan der Grundschule für den Heimat- und Sachunterricht und binden die unmittelbare Umgebung der Kinder mit ein. An unserer Schule haben sie einen festen Platz im Jahresablauf“, berichtet Rektorin Tanja Schorer-Dremel von ihren Erfahrungen.

Die Pädagogin möchte andere Schulen im Landkreis ermuntern, die Angebote mal auszuprobieren, um neue Anhaltspunkte für die eigene Arbeit mit den Schülern zu erhalten: „Die Themen sind geeignet für jede Altersstufe und Schulart, die Organisation und Buchung unkompliziert und einfach“, sagt die Eichstätterin.

Begeistert vom Programm „Schule in die Natur!“ waren auch Lehrkräfte der diesjährigen Lehrerfortbildung im Hessental, zu welcher der Eichstätter Schulamtsdirektor Konrad Zimmerer die Naturparkführerinnen Theobald und Maly-Wischhof eingeladen hatte. Es war eine Premiere mit durchschlagendem Erfolg. „Ich konnte heute so viele Anregungen mitnehmen, dass es locker für das ganze Schuljahr reicht“, lautete ein humorvoller Kommentar eines Wettstettener Lehrers. Und sein Kollege aus Kösching lobte die große Praxisnähe der Naturpark-Referentinnen sowie deren fachliche Fundiertheit: „Man muss kein Pflanzenexperte sein, um den Schülern die Schönheiten der heimischen Flora und Fauna näherbringen zu können. Und wer sich das selbst bei einem Ausflug nicht zutraut, der weiß jetzt, wo man sich Unterstützung holen kann.“

Kinder wüssten oftmals mehr über Dschungel und Regenwald als über die Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung. „Nur was ich kenne, schütze und schätze ich. Wir möchten Kindern nicht nur unsere große Artenvielfalt zeigen, sondern sie so ganz nebenbei raus in die Natur bekommen – um neue unverfälschte Erlebnisse und Eindrücke zu ermöglichen, die so gar nichts mit Computer oder Fernsehen zu tun haben. Die aber ungemein die Kreativität beflügeln“, unterstreicht Naturparkführerin Helene Theobald.

Der neue Flyer ist direkt beim Informationszentrum Naturpark Altmühltal, Notre Dame 1, 85072 Eichstätt (Telefon 0 84 21 / 98 76-0) erhältlich. Er kann auch per Mail unter umweltzentrum@naturpark-altmuehltal.de angefordert werden. Schulen, die bereits Wandertage und Ausflüge planen, werden beim Infozentrum individuell beraten.