Eichstätt
"Schule an der Altmühl" mit zwei Häfen

Sonderpädagogisches Förderzentrum bekommt eigenen Namen Recht auf "neutrales" Zeugnis

12.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:33 Uhr

Foto: Josef Bartenschlager

Eichstätt (EK) Der Schulstandort Eichstätt ist um eine pädagogische Einrichtung reicher: "Schule an der Altmühl" heißt sie - neu ist sie eigentlich nicht. Nur war sie bisher bekannt unter dem sperrigen Namen "Sonderpädagogisches Förderzentrum".

Die "Taufe" erfolgte am Sonntag mit einem bunten und ausgelassenen "Namensfest". Schüler und Lehrer präsentierten ein fröhliches und breitgefächertes Programm.

Die Namensänderung hat nur wenig mit ästhetischen Empfindungen zu tun, wie Regierungsschuldirektorin Hiltrud Schmandt-Müller ausführte. Sie war eigens aus diesem Anlass aus München angereist. Von den elf Neuntklässlern des Förderzentrums unterziehen sich sechs den Prüfungen für den Mittelschulabschluss; das ist seit drei Jahren möglich. Diese Jugendlichen haben das Recht auf ein "neutrales" Zeugnis, in dem eben nicht der Begriff "Förderzentrum"enthalten ist. Die übrigen fünf Neuntklässler machen einen Abschluss "Förderschwerpunkt lernen", was ebenfalls freiwillig ist. Schmandt-Müller zollte diesen Schülern höchstes Lob: "Sie haben sich freiwillig für eine hochkomplizierte Prüfung angemeldet."

Auch Elternbeiratsvorsitzende Petra Helfenscheider erklärte, es sei wichtig, eine Schule mit Namen zu haben. Im Bus würden die Kinder oft angesprochen, in welche Schule sie denn gingen und wenn dann die Antwort "Förderzentrum" käme, fielen die Reaktionen manchmal verhalten aus.

Der Name "Schule an der Altmühl" stelle etwas Besonderes dar, ein Alleinstellungsmerkmal, wie die Regierungsschuldirektorin hervorhob. "Alle anderen Förderschulen heißen nach einer historischen Persönlichkeit." Warum das in Eichstätt anders ist, erläuterte Schulleiter Johannes Adamietz: "Damit wird natürlich der Heimatbezug und die Verbundenheit der Schule mit den Menschen des Landkreises ausgedrückt. Das Altmühltal und der Jura prägen Land und Leute." Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Das Förderzentrum hat eine Außenstelle in Beilngries, und die Altmühl ist sozusagen das verbindende Element. "Die Schule an der Altmühl hat zwei Anlegestellen, eine in Eichstätt und eine in Beilngries", so Adamietz. Auf den Namen hätten sich Eltern und Lehrer ganz demokratisch geeinigt, fügte der Rektor hinzu.

Von einem "ganz großen Tag" für die Schule sprach auch Landrat Anton Knapp. Die gesamte Schulfamilie sollte den neuen Namen verinnerlichen und nach außen tragen, wünschte sich der Landrat.

Der Name hatte übrigens den vorgeschriebenen bürokratischen Weg beschreiten müssen, wie die Regierungsschuldirektorin erläuterte. Die entsprechende Rechtsverordnung wurde am 7. Juni im Oberbayerischen Amtsblatt veröffentlicht. In Kraft tritt sie am 1. August. Es handele sich nicht um eine Namensänderung, sondern um einen Namenszusatz. Die kurzen Ansprachen wurden immer wieder von sehens- und hörenswerten Darbietungen der Schüler aufgelockert. Eine Percussionsgruppe mit zwei grazilen Tänzerinnen läutete den Festakt ein, dem zahlreiche Rektoren, Lehrer, Pädagogen, die evangelische Pfarrerin Evelyn Rohne und Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel beiwohnten.

In einem Sketch beschwerte sich Neptun darüber, dass seine Kinder aus dem weiten Meer an die Altmühl abwandern wollten. "Für jeden Fisch das passende Aquarium, das passende Futter, das passende Wasser", forderten dagegen die Fischchen, und Neptun sagte zu, sich die Schule erst einmal anzuschauen.

Die Kleinsten der Schule präsentierten den Tanz "Starke Kinder" und hatten sich schon ganz stolz blaue T-Shirts mit dem weißen Schriftzug "Schule an der Altmühl" übergezogen.

Die zweiten Klassen hatten sich einen Tanz zu dem Lied "Die immer lacht" ausgedacht. Ältere Schüler konstruierten auf akrobatische Weise eine Brücke über die Altmühl. Die ersten und zweiten Klassen hatten ein bekanntes Lied umgedichtet: "Wer will fleißige Schüler sehn, der muss zur Schule an der Altmühl gehn", schmetterten sie. Eine kurze Collage aus Lichtbildern schilderte das facettenreiche Schulleben.

Eine Überraschung gab es noch zum Schluss: Der Künstler Raphael Graf, direkter Nachbar der Schule, hatte als neues Wahrzeichen eine Stele aus einem mächtigen Eichenbalken geschaffen. Sie zeigt den Namenszug und die stilisierte Altmühl mit einem funkelnden Stein. Graf hat das Werk nicht allein geschaffen: Ihm halfen die Schüler Robin Kirsch und Nick Schlee, die der Künstler gar nicht genug loben konnte. Die Stele bekommt einen Ehrenplatz gleich neben dem Eingang und hilft mit, die "Schule an der Altmühl" weithin bekanntzumachen.