Neuburg
Schuldzuweisungen sind "Wahnsinn"

Kontroverse Seehofer-Söder ärgert die CSU-Basis - Wahlkampf erreicht sein Finale

07.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:31 Uhr
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling versucht einen Bürger zu überzeugen,im Hintergrund steht AfD-Kandidatin Christina Wilhelm. −Foto: Rein

Neuburg (r) Es wird spannend am Sonntag. Zieht der parteifreie Landrat Roland Weigert (51) in den Landtag ein oder kann sich der junge CSU-Kandidat Matthias Enghuber (33) durchsetzen? Die beiden sind jedenfalls die klaren Favoriten für das Direktmandat im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen. Zum Finale kommt die Wahlwerbung auf Hochtouren.

Am Samstag war der Neuburger Wochenmarkt politisch, die Parteien brachten ihre Stände in Stellung. Bis auf FDP und Grüne waren alle vertreten. Neben Argumenten gab es die üblichen "Give aways" wie Blöcke, Kugelschreiber, Feuerzeuge oder Lippenstifte. Die Freien Wähler präsentierten sogar "FW-Bier" aus dem Allgäu. Die SPDler verteilten Radieschensamen ("rot und knackig").

Mit Prognosen halten sich die meisten Beteiligten zurück. So unklar war selten der Ausgang einer Bayernwahl. Einig sind sich die Parteien nur in der Bekämpfung der AfD. "Schade, dass es keine Podiumsdiskussion gibt. Da hätten wir der AfD-Kandidatin die Grenzen aufgezeigt", findet Matthias Enghuber. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) bemüht sich vor der Markthalle, mögliche AfD-Wähler umzustimmen. Christina Wilhelm (AfD) gibt sich ungerührt. Sie rechnet mit "mindestens 15 Prozent" und beklagt, dass immer noch Druck auf Gastwirte vor AfD-Veranstaltungen ausgeübt werde.
Auch Landrat Roland Weigert (FW) betrachtet das AfD-Potenzial mit Sorge. Seinen persönlichen Wahlkampf führt er, "ohne das Amt zu vernachlässigen." Er ist Landrat und Kandidat in einer Person. Von einer Podiumsdiskussion hat er diesmal Abstand genommen: "Es bringt nichts, aufeinander einzudreschen." Man müsse sich nach der Wahl wieder begegnen und zusammenarbeiten können.
 Dass Ministerpräsident Markus Söder beim Auftritt in Neuburg über Weltraumpläne und vor einem großen Logo "Bavaria One" geredet hatte, darüber schüttelt der Landrat den Kopf: "Das sehe ich als Hybris". Bei SPD-Landtagsbewerber Andreas Fischer läuft er damit offene Türen ein: "Der Auftritt von Söder Bavaria One ist arrogant und wie bei Märchenkönig Ludwig. Dazu haben die Leute wirklich keine Lust mehr." Andreas Fischer sieht soziale Gerechtigkeit, Wohnungsbau, Kinderbetreuung und Altenpflege als seine Hauptthemen.
 
Gar nicht gut an bei den Kandidaten der CSU kommt der Dissens zwischen Horst Seehofer und Markus Söder. Hatte der Ministerpräsident in Neuburg kein gutes Wort über seinen Vorgänger verloren, so weist er jetzt der Berliner Politik die Hauptschuld an den schlechten Umfragen von angeblich nur noch 33 Prozent für die CSU zu. Horst Seehofer sieht die Hauptverantwortung in Bayern. "Schuldzuweisungen vor der Wahl sind Wahnsinn", ärgert sich OB Bernhard Gmehling. "Darüber kann man später reden", findet Matthias Enghuber.

Er geht davon aus, dass er keine Schuldzuweisung braucht und setzt seinen "Straßenwahlkampf" fort. Aresing, Neuburg und Ehekirchen lautete die Route am Samstag. Die Großplakate von Landrat Roland Weigert an den Ortsrändern hat er mit eigenen Transparenten beantwortet. Und in Rennertshofen plakatiert er: "Keinen Polder".Die Freien Wähler bleiben im Wahlkampf nichts schuldig. Der FW-Ehrenvorsitzende Klaus Brems kündigte für diese Woche an: "Volles Programm."