Hilpoltstein
"Schulden machen krank Krankheit macht Schulden"

Caritasverband für die Diözese Eichstätt unterstützt Aktionwoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung

03.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:43 Uhr

Der Schuldnerberater der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und Sprecher für diesen Bereich im Bistum, Hans Wiesner, hofft, dass durch die Aktionswoche Öffentlichkeit und Politik für den Zusammenhang von Schulden und Krankheit sensibilisiert werden. - Foto: Esser/Caritas

Hilpoltstein/Eichstätt (pde) "Schulden machen krank - Krankheit macht Schulden": So lautet das Motto einer bundesweiten Aktionswoche vom 6. bis 10. Juni. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt unterstützt die Aktion der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung.

Denn Zusammenhang und Wechselseitigkeit von Überschuldung und Krankheit spielen nach Erfahrung der Caritasberaterinnen und -berater im Bistum immer wieder eine Rolle. Der Caritasverband fordert vor allem die komplette Befreiung überschuldeter Personen von der Zuzahlung bei Therapien und Medikamenten, eine volle Versorgung bei Beitragsschulden bei Krankenkassen sowie ein Recht auf Schuldnerberatung für alle.

"Viele Überschuldete lassen ärztliche Untersuchungen nicht durchführen oder kaufen Medikamente nicht, wenn diese mit Zuzahlungen aus dem eigenen Budget verbunden sind", weiß Hans Wiesner von der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, der auch Sprecher für die Caritas-Schuldnerberatung im Bistum Eichstätt ist. Zwar könnten sich Betroffene ab einem bestimmten Betrag von der Zuzahlung befreien lassen. Doch zum einen sei für viele schon die Eigenbeteiligung ein Problem und zum anderen wüssten einige auch nicht, dass es grundsätzlich eine Befreiungsmöglichkeit gibt. Ein Problem sieht Wiesner auch darin, dass Menschen mit Schulden, die ihre Krankenkassenbeiträge nicht voll leisten können, keinen Anspruch auf das volle Leistungspaket haben: "Die gesetzliche Krankenversicherung kann dann das Ruhen von Leistungen bescheiden. In der privaten Krankenversicherung wechseln die Betroffenen in den sogenannten Notlagentarif", informiert der Caritasberater. Dadurch werde oft keine bedarfsgerechte medizinische Versorgung gewährleistet. "Dann kann zwar zum Beispiel ein Zahn gezogen werden, aber es wird kein Zahnersatz geleistet. Dadurch können Spätfolgen auftreten, die langfristig die Versichertengemeinschaft trägt", erkennt Wiesner darin nicht nur Nachteile für Betroffene, sondern auch für die Allgemeinheit.

Als problematisch sieht es Wiesner auch, dass die öffentlich finanzierte Schuldnerberatung vorrangig auf "Hartz IV"- und Sozialhilfebezieher ausgerichtet sei. "Überschuldete Selbstständige bekommen dadurch zum Beispiel oft nur schwer oder spät einen Beratungstermin, den sie dringend brauchen", schildert er die Konsequenz. Aus seiner Sicht muss es zu einem Wechsel im Denkansatz dahingehend kommen, "dass Schulden und Krankheit ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellen, das im Rahmen einer öffentlichen Daseinsvorsorge für alle überschuldeten und überschuldungsgefährdeten Menschen angegangen wird". Der Caritas-Schuldnerberater verweist auf eine Studie an der Universität Mainz vor einigen Jahren, bei der fast 40 Prozent der Beteiligten die Aussage bejahten. "Ich bin wegen der Schuldensituation krank geworden".

Für die Caritas-Schuldnerberater bedeutet der Zusammenhang von Überschuldung und Gesundheit, dass sie oft nicht nur finanzielle Wege aus den Schulden heraus mit den Betroffenen erarbeiten, sondern auch ein Gespür für psychische und andere krankheitsbedingte Not haben müssen. Dabei nutzen sie den Vorteil, auf das Hilfenetzwerk der Caritas mit vielen spezialisierten Diensten zurückgreifen zu können. "Bei seelischer Not vermittle ich die Betroffenen an den Sozialpsychiatrischen Dienst unserer Kreisstelle und bei Spielsucht an die Caritas-Suchtambulanz in Ingolstadt", informiert Hans Wiesner.