Schulbesuch gibt Hoffnung

02.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:39 Uhr

Schulbesuch gibt Hoffnung

Ingolstadt (DK) Gerda Büttner ist zurück aus Sambia. Die Vorsitzende des Hans-Büttner- Chaabwe-Fördervereins, der seit 2006 Aidswaisen im afrikanischen Sambia in ihrer Schulausbildung unterstützt, hat viel mitgebracht: Erschütterung und den festen Willen, ihr Engagement fort zu führen.

"Die unsägliche Armut und die Trostlosigkeit in Sambia haben mich wirklich erschreckt", sagt Gerda Büttner, die vor 27 Jahren eine Zeit lang selbst einmal in dem afrikanischen Land gelebt hat. "Heute könnte ich das nicht mehr. Die Situation erschien mir noch schlechter als damals."

Keinesfalls eine Urlaubsreise war es, die die Ingolstädter SPD-Stadträtin zusammen mit ihrem Sohn Olaf und der Sozialpädagogin Silvia Kopp Anfang Juni antrat. "Das Programm war unheimlich straff, aber sonst hätten wir nicht alles gesehen", sagt Gerda Büttner, die wie die beiden anderen die Reise selbst finanziert hat. Vor allem das von Aids verursachte Leid war allgegenwärtig.

Direkt nach der Ankunft ging es prompt über braune Staubstraßen zu einem Heim für aids?kranke Kleinkinder, die ein amerikanischer Arzt ehrenamtlich behandelt.

Schockierend war für die Deutschen noch mehr auf der knapp zweiwöchigen Rundfahrt, bei der sie sechs von sieben Schulen besuchten, an denen sie jugendliche Aidswaisen unterstützen. Zum Beispiel die Schlafräume einer Schule für Buben in Monze: Die Farbe blättert von den Wänden, die Deckenbalken sind termitenzerfressen, die Metallbetten verrostet und abgeschabt, manche Schüler schlafen auf einer dünnen Wolldecke, weil sie keine Matratze haben.

Doch der Besuch war nicht nur deprimierend. Die Deutschen befragten zusammen mit Winnie Chibesakunda vom sambischen Partnerverein ihre Stipendiaten in Interviews, machten Ton- und Videoaufnahmen, um sie besser kennen zu lernen. "Mich hat es unheimlich beeindruckt, wie stark der Lernwille der Jugendlichen war. Und wie froh sie waren, dass sie die Ausbildung nicht abbrechen müssen, weil jemand das Schulgeld zahlt."

63 Jugendliche, die ihre Eltern an Aids verloren haben, werden von dem Verein mittlerweile finanziell unterstützt – bis sie die Schule abgeschlossen haben. "Das ist wirklich einzigartig in Sambia. Deswegen haben uns die Jugendlichen auch immer wieder gefragt, wie lange wir sie fördern."

Obwohl sie selbst fast nie eine Bildung genossen haben, sind es meistens die Großmütter, die versuchen, ihre Enkel nach dem Tod der Eltern die Schulausbildung noch weiter zu ermöglichen. Sie verkaufen dafür oft ihre letzten Vorräte, doch in vielen Fällen reicht das nicht auf Dauer, und die Jugendlichen müssen die Schule dann doch abbrechen.

Dank einer Spende des Zonta-Clubs in Höhe von 2500 Euro war es möglich, in der Rusangu- Secondary-School vor Ort weitere elf Tagesschülerinnen in den Pool der Stipendiaten aufzunehmen. Durch Zufall konnten sie die Großmutter eines Waisen gleich persönlich darüber informieren. "Wir haben ein paar Mädchen mit dem Auto nach Hause gefahren, um ihnen den mehrstündigen Fußweg zu ersparen", erinnert sich Gerda Büttner. Als sie in dem Dorf ankamen, lief ein Mädchen sofort zu seiner Großmutter und erzählte ihr auf Tonga von der Förderung. "Die Frau war außer sich vor Freude. Am Ende ist sie sogar aufgestanden und hat vor Glück getanzt."

Auch die drei Delegierten freuten sich: Kurz vor dem Abflug trafen sie sich mit Vertretern der deutschen Regierung. Der Deutsche Entwicklungsdienst sagte spontan zu, den Verein in Sambia personell und organisatorisch zu unterstützen. Auch will er die Kontrolle übernehmen, ob das Geld auch wirklich bei den Schulen ankommt.

Gerda Büttner, die einen Reisevortrag für den Herbst vorbereitet, plant, jährlich nach Sambia zu fliegen. Und vor allem weiter Geld zu sammeln. "Das Einzige, was den jungen Menschen gegeben wird, ist Bildung. Die Reise hat mir gezeigt, dass wir das Richtige tun."

 

Spendenkonto: Kontonummer 5 36 5 46 5, Bankleitzahl 721 500 00, Sparkasse Ingolstadt