Hilpoltstein
Schulbau läuft weiter auf Hochtouren

Nach dem Haus Mendel ist in Hilpoltstein Pestalozzi an der Reihe – Umstellung auf G 9 bringt neue Kosten

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Die Baustelle bleibt: Nach dem Bezug von Haus Mendel (links) beginnt in Hilpoltstein der Abriss des Hauses Pestalozzi (rechts) −Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Neubau, Umbau, Abriss, Abschied, G 8, G 9 – in der Gymnasiumslandschaft im Landkreis Roth ist mächtig Bewegung. Auch im jüngsten Schulausschuss standen Gymnasiumsthemen mehrfach auf der Tagesordnung.

Gerade einmal vier Monate ist es her, dass der Anbau im Wendelsteiner Gymnasium bezogen worden ist. Noch frischer ist der Umzug in das neue Haus Mendel am Hilpoltsteiner Gymnasium mit seinen Clustern, vor nicht einmal zwei Wochen war das. Zwei Projekte, deren Gesamtvolumen nur knapp unter 30 Millionen Euro liegt – ein Ende ist trotzdem nicht in Sicht.

So war am Montag der Auftakt für die zweite Bauphase am Hilpoltsteiner Gymnasium mit dem Abbruch des Hauses Pestalozzi. Der geht laut Alexander Wernard zunächst im Inneren vonstatten. Dort müsse alles raus, bis hin zum Abschleifen des Fußbodenklebers. Weshalb Wernard eigentlich nicht von Abriss, sondern lieber von einer Art Rückwärtsbau spricht. Die Abrissbirne kommt natürlich auch zum Einsatz, allerdings erst wenn die Schüler in den Ferien sind. Mit dem Rohbau des neuen Hauses wird im Oktober begonnen, die Einweihung ist für den Beginn des Schuljahres 2019/20 geplant.

Mit dem Bauen ist aber deshalb noch lange nicht Schluss, denn auch das Rother Gymnasium harrt der Sanierung. Dafür soll bereits im September ein Konzept erarbeitet werden. Im Juli 2019 – wenn Hilpoltstein gerade fertig ist – werden dann in Roth die Bagger anrollen. Nebenbei wird noch die Freisportanlage an der Hilpoltsteiner Realschule saniert und der Lehrer- und Verwaltungsbau an der gleichen Schule erweitert. Kein Wunder, dass angesichts dieses Pensums Landrat Herbert Eckstein anmahnte: „Da arbeiten Mitarbeiter an der Kante.“

Doch bei den Gymnasien geht es nicht nur ums Bauen – sondern auch um die Folgen des politischen Zickzackkurses in Sachen G 8/G 9. Im Zuge der Kehrtwendung der Staatsregierung kommen neue Probleme auf die Sachaufwandsträger zu. So sind die beiden zum Teil völlig neu konzipierten Gymnasien in Hilpoltstein und Wendelstein voll und ganz auf G 8 abgestimmt. Nun aber kommt wieder G 9. Das heißt, es muss zunächst ermittelt werden, ob neuer Raumbedarf besteht und wie sich die Kosten für Unterhalt und Bewirtschaftung verändern. Dabei spielen auch die Ausweitung der Digitalisierung, die Schülerbeförderung und der Umgang mit den Zeitmodellen (Ganztag, „Überholspur“, Intensivierung) hinein. Beim Landkreis geht man derzeit davon aus, dass die gesamten sogenannten notwendig anfallenden Kosten, die im Zuge der Rückkehr entstehen, vom Freistaat Bayern übernommen werde. Das Stichwort lautet hier: Konnexitäts- oder auch Verursacherprinzip. Das Rother Gymnasium ist im Übrigen bereits auf G 9 vorbereitet. Da die Sanierung noch aussteht, ist alles noch wie vor dem G 8-Intermezzo.

Um das Thema weiterführende Schulen abzurunden, stellte Bernd Krämer die vorläufigen Übertritte für das kommende Schuljahr vor. Während bei den Gymnasien in Roth und Wendelstein die Zahlen minimal rückläufig sind, erlebt das Hilpoltsteiner Gymnasium einen regelrechten Boom. Bei den Anmeldungszahlen gibt es ein Plus von fast 50 Prozent – von 69 hoch auf 102. Da es bei den Realschulen leichte Zuwächse im Bereich von zehn Prozent gibt, sind aktuell 643 Schüler für die weiterführenden Schulen des Landkreises gemeldet worden – 36 mehr als im Vorjahr.

Nicht mehr gemeldet für das kommende Schuljahr ist der Leiter des Hilpoltsteiner Gymnasiums, Karlheinz Thoma. Er verabschiedet sich am 24. Juli in den Ruhestand. Thoma leitete die Schule 14 Jahre lang.

AUS DER SITZUNG

Was sich bewährt hat, muss noch lange nicht bleiben. Zur beruflichen Integration für Schüler mit besonderem Förderbedarf gab es den „Förderlehrgang“. Laut Landrat Herbert Eckstein ein über viele Jahre sehr erfolgreiches Instrument. „Rund 90 Prozent sind in eine Ausbildung gekommen.“ Nun ist das in dieser Form nicht mehr möglich, weshalb der Kreisauschuss beschlossen hat, dass ein Berufsintegrationsjahr für Schüler mit besonderem Förderbedarf eingerichtet werden soll. Wie, das wurde mit der Regierung erörtert. Der Vorschlag lautete, eine Kooperationsklasse an der Berufsschule einzurichten, wofür die Regierung für den mobilen Sonderpädagogischen Dienst vier Wochenstunden zur Verfügung stellt. Einschätzung des Landkreises: „Das bringt uns nicht weiter.“ Stattdessen will man eine Berufsintegrationsklasse an der Berufsschule zusammen mit der Förderberufsschule Ansbach. Die Ansbacher Sonderpädagogen würden quasi eine Außenklasse in Roth unterrichten. Der Landkreis tritt dabei als Kooperationspartner auf und übernimmt die Übermittlung der fachpraktischen Kenntnisse. Ebenso werden die Schüler bei den Praktika sozialpädagogisch betreut. Dazu wird jetzt ein Konzept entwickelt mit dem Ziel, das Integrationsjahr zum Schuljahr 2018/19 einzurichten.

 

Diese Integrationsklassen (BIK) gibt es auch für Asylbewerber, zudem noch Vorklassen (BIK-V), bei denen es vor allem um Deutschkenntnisse geht. Das entscheidende Kriterium laut Berufsschulleiter. Wobei Michael Greiner anmerkte, dass man bei einigen „noch etwas draufsatteln muss“. Beispielsweise indem das erste Jahr wiederholt wird, wenn der Sprachtest negativ ausfällt. Zehn bis 20 Prozent müssten wiederholen, sagte Greiner. Allerdings „gibt der Staat kein Geld, damit sie drei Jahre bei uns bleiben können“. Derzeit sind in den Vorklassen 106 Schüler und in den eigentlichen Integrationsklassen 91. „Stabile Zahlen“, so Bernd Krämer vom Landratsamt.

 

Ganz im Gegensatz zu den Sprachintensivklassen in der Aufnahmeeinrichtung in der Kaserne. Waren es da im November noch 80 und im Januar 39 Schüler, sind es aktuell 4. Laut Krämer eine Folge der Mischung aus Fluktuation, Abschiebung und Dublin-Verfahren. Die Klassen wurden bereits aufgelöst, die restlichen vier werden jetzt in den BIK-V unterrichtet. | mes