Hilpoltstein
Schülerwanderung zur Imbissbude

03.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Hausmeister Klaus Maget bestreitet mit kleinen Snacks den Mensabetrieb des Gymnasiums. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Erst im August 2006 wurde die Mensa im Gymnasium Hilpoltstein eröffnet. 1,36 Millionen Euro kostete der Umbau. Eine Fehlinvestition? Denn seit Oktober 2009 steht die Schule ohne Caterer da. Die Schüler wandern in Scharen zu Imbissbuden und Bäckereien in der Innenstadt ab.

"Überall läuft der Mensabetrieb, nur in Hilpoltstein nicht", schimpft Landrat Herbert Eckstein. Das liege daran, dass die Schulleitung nur halbherzig hinter dem Mittagessen im Gymnasium stehe. Ein "Fehlstart" sei das von Anfang an gewesen.

Schulleiter Karlheinz Thoma widerspricht: "Ein umfangreiches Mittagessen geht bei unseren Schülern einfach nicht." Die meisten Mütter würden noch täglich kochen, und der Unterricht ende spätestens um 15 Uhr. Da sei der Bedarf an einem umfangreichen Mittagessen gering.

Der letzte von drei Caterern, der Partyservice Zurwesten aus Heideck, hat laut Thoma am Ende noch fünf Essen am Tag verkauft. Bei insgesamt 1200 Schülern ist das praktisch nichts. "Dann hat er gekündigt", sagt Thoma. Der Gefrierkostanbieter Hofmann ist ebenso gescheitert wie der Biohof Weiß. "Das Menü wurde nicht angenommen von den Schülern", bestätigt Bernd Krämer, im Landratsamt zuständig für die Schulen.

Mittlerweile hat der Hausmeister Klaus Maget, der vertraglich bereits den Pausenverkauf managt, zusammen mit seiner Frau Anette auch die Mittagsverpflegung übernommen. Das Schulforum, zu je einem Drittel mit Lehrern, Eltern und Schülern besetzt, hat beschlossen, dass es wechselweise Wienerle, Leberkässemmeln, Bratkartoffeln, Salat, Champignonbaguette oder belegte Ciabattabrötchen geben soll.

Ein blendendes Geschäft hat Klaus Maget vor allem mit Pommes und Schnitzelsandwichs gemacht, aber die hat ihm das Schulforum verboten. Zu ungesund. Derzeit verkauft der Hausmeister kleine warme Gerichte, viele Schüler stürmen in der Mittagspause die Bäckereien und Imbissbuden in der nahen Innenstadt. Manche lassen sich vom Pizzaservice beliefern.

Auch Klaus Maget kennt diese Wanderbewegung. Vor allem bei schönem Wetter zieht es die Hungrigen in die Stadt, Pommes und Eis sind die Renner. Wenn es regnet, geht Magets Geschäft erheblich besser.

"Die Schüler sind jetzt sehr zufrieden", sagt Thoma über den Verkauf des Hausmeisters. "Ich habe keine Beschwerden mehr." Von Oktober 2009 bis April diesen Jahres habe Maget täglich rund 70 warme Snacks pro Tag verkauft. "Die Mensa ist auch immer voll", sagt Thoma. Er würde am liebsten die derzeitige Regelung "optimieren". Zum Beispiel das Angebot um Ofenkartoffeln mit Sauerrahm erweitern.

Eine Fehlinvestition sei der teure Neubau nicht, sagt der Schulleiter. "Die Küche ist sinnvoll. Wir brauchen die Ausgabe und die Öfen brauchen wir auch." Zum Kochen ist die Küche sowieso nicht geeignet. In den Ofen passen 45 Baguettebrötchen, auf zwei Herdplatten kann man nicht großartig aufkochen.

Bernd Krämer vom Landratsamt sieht jetzige Regelung allerdings nur als Zwischenlösung an. "Es ist wichtig, dass jetzt mal wieder Ruhe einkehrt, aber wir sind schon der Meinung, dass man einen neuen Versuch wagen sollte." Denn das Essen müsse Qualität haben, so Krämer.

"Wir müssen schon darauf schauen, dass es nicht nur ungesundes Essen gibt", sagt auch Schulleiter Thoma. Eine Leberkässemmel sei allerdings noch nicht ungesund, ein Hamburger oder eine Currywurst schon eher, so Thoma. Ein neuer Caterer sei nicht in Sicht. Ein Weißenburger Unternehmen will das Essen nur übernehmen, wenn es auch den Pausenverkauf bekommt. Doch der ist dem Hausmeister vertraglich zugesichert.

"Wenn wir eine Ganztagesschule werden, sieht das vielleicht wieder anders aus", sagt Thoma. Dann würde sich ein Mittagessen für einen Caterer wieder rentieren. Doch ein Ganztageszweig werde frühestens in zwei bis drei Jahren spruchreif, glaubt Thoma.

Sollte sich allerdings bewahrheiten, dass in der ehemaligen Kneipe "Zur Luft" in der nahen Gredinger Straße eine Imbisskette einzieht, sieht Thoma keine Chance mehr für ein Mittagessen am Gymnasium. "Wenn der etwas bietet, was die Schüler annehmen, finde ich keinen Caterer mehr."

Bürgermeister Markus Mahl (SPD) kann da ganz gelassen zusehen. Die Stadt investiert gerade 43 000 Euro in eine Mensa für die Hauptschule. Doch anders als im Gymnasium gibt es dort bereits zwei Ganztagsklassen, die verbindlich zum Mittagessen angemeldet sein müssen. Das Menü kostet 3,80 Euro. Ab September kommt eine weitere Klasse hinzu, so dass mindestens 70 Essen jeden Mittag über den Ausgabetresen gehen. "Wir haben keine Probleme mit den Angeboten in der Stadt", sagt Mahl.