Ingolstadt
Schüler legen Hügelgrab frei

17.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Das nachgebautes Hügelgrab eines bajuwarischen Adeligen legen die Schüler der Klasse 4c der Grundschule an der Stollstraße frei. Beim Stadtmuseumsfest wird die Entstehungszeit Ingolstadts für die Buben und Mädchen zu einer anschaulichen Geschichtsstunde. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Unter dem Motto "Mir san mia" steht dieses Jahr das zweitägige Stadtmuseumsfest. Bei zahlreichen Aktionen erhalten Schüler seit gestern einen Einblick in die Welt der Bajuwaren und die Entstehungszeit Ingolstadts. Und haben auch noch eine Menge Spaß dabei.

Erwartungsvoll scharen sich die Schüler der 4c der Grundschule an der Stollstraße um den Archäologen Gerd Riedel. Dieser gibt letzte Anweisungen für die Ausgrabung eines Hügelgrabs. "Was gibt es außer einem Skelett noch in einem solchem Grab" Von den Schülern schallt es ihm entgegen: "Ein Schwert! Ohrringe! Gold!" Dann ermahnt er sie zur Vorsicht: "Wenn Ihr was findet: liegen lassen, nicht herausreißen." Dann fangen die kleinen Archäologen – mit Pinsel und Spachtel ausgestattet – an, das nachgebaute Grab auf der Wiese vor dem Stadtmuseum freizulegen. "Der Hügel ist einem Original in Enkering nachempfunden. Da sind auch schon Eltern dagestanden und haben gefragt: ,Warum ist da jetzt ein Grab‘", erzählt Riedel.

Schon bald stoßen die Ausgräber auf die Funde: Neben Knochen – Riedel verwendet Tierknochen, um das Skelett nachzubilden – finden sie eine Schwertklinge, eine Lanzenspitze, Tonscherben, die Reste eines alten Mantels und eine Kreuzfibel – eine kreuzförmige Gewandspange – wie Archäologen sie vor einigen Jahren in der Nähe der Moritzkirche gefunden haben. "Wo war der Kopf", fragt Riedel in die Runde. "Da! Da sind Zähne", meint ein Mädchen. "Ihh!", rufen ihre Klassenkameraden im Chor. Nachdem die Klasse weg ist, gräbt Riedel die Funde für die nächste Gruppe wieder ein.

Gespannt lauschen die Schüler auch den Ausführungen Christian Freys. Seine Gruppe Coraces Danubii, die Donau-Raben, stellt bajuwarisches Leben nach. So zeigt er den Schülern, wie die Handwerker des Frühmittelalters Messer mit einem Griff versahen. Dann erklären er und seine Mitstreiter ihren Zuhörern, wie die bajuwarische Gesellschaft aufgebaut war. So gab es laut Frey Gutsbesitzer, die ihren Reichtum mit Schmuck und bunter Kleidung offen zeigten. Zeichen der Freien sei das Messer am Gürtel gewesen. Unfreie hätten sich hingegen nicht einmal Schuhe leisten können und hätten ihr Haar kurzgeschoren tragen müssen, wovon der bayerische Ausdruck "gschert" herrühre, erklärt der Bajuware. Auch ein Exkurs über die Waffen und Kampfweise der Bajuwaren darf nicht fehlen.

Museumspädagogin Christine Zißler freut sich über den Andrang: "Heute haben wir an die 250 Schüler in elf Gruppen hier. Morgen kommen noch mal neun Gruppen." Diese können sich außer auf die Ausgrabung und die Coraces Danubii auf ein vielfältiges Programm freuen. So färben die Kleinen in der Farbküche mit Naturfarben Stoffe oder am Schmuckstand Ketten aus Holzkugeln und Nudeln sowie bajuwarische Gewandfibeln aus Goldfolie basteln. Auch Beutel können die Schüler selbst schneidern. Diese waren im Frühmittelalter unverzichtbar, denn Hosentaschen gab es noch nicht, wie Zißler erklärt. Mit Ton dürfen sich die Kleinen ebenfalls versuchen und selbst Gefäße töpfern. Außerdem lernen sie, wie man Wachstäfelchen, die Notizblöcke der Antike und des Mittelalters, herstellt.

In den Räumen der Museumspädagogik blüht das Klosterleben wieder auf. Die Schüler können mit Federkiel und Tinte eine Buchseite beschreiben und mit kunstvollen und bunter Buchmalereien verzieren. Die Farben stellen sie selbst her. Eine Führung durch das Museum ergänzt das Angebot der Museumspädagogen.