Neuburg
Schroth-Kuren und Kaltwassergüsse

Neuburger zur Saisoneröffnung in Jesenik / Das Kurbad erinnert an seine Gründerväter

22.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

Das prächtige Kurhotel in Jesenik ist wichtige Anlaufstelle im Tourismus. Am Wochenende ist die neue Saison gestartet - Fotos: R. Vogt

Neuburg (r) Jesenik in Tschechien hat sechs Partnerstädte – eine davon ist Neuburg. Eine Delegation aus Bayern reiste jetzt ins Altvatergebirge und feierte mit den Jesenikern den Start der Tourismus- und Kursaison. Die Naturheilkundler Vinzenz Prießnietz und Karl Schroth spielten dabei Hauptrollen.

Zwischen den Neuburgern und den Gastgebern habe es wieder „herzliche Begegnungen und freundschaftliche Gespräche gegeben“, erzählt Stadtrat Rüdiger Vogt. Er hielt sich mit den Kollegen Klaus Eisenhofer, Fritz Goschenhofer und Michael Kettner drei Tage in der Partnerstadt auf. Die Männergarde der Burgfunken absolvierte einen Auftritt im Kurort Bad Priessnitz und auf dem Masarykplatz in Jesenik, wo sie vom tschechischen Publikum mit großem Beifall belohnt wurden.

Mit dabei war auch Heinz Schneider, der einzige Neuburger, der im früheren Freiwaldau (Jesenik) geboren worden ist. Vize-Landrat Kettner sprach das deutsche Grußwort beim Festakt mit der Jeseniker Bürgermeisterin Marie Fomiczewová. Joseph Muller und Maryse Ostalrich aus Sète begleiteten die Neuburger.

Im Mittelpunkt stand die Einweihung einer besonderen Sitzbank: Das vor 100 Jahren von Bildhauer Engelbert Kaps geschaffene steinerne Denkmal ist von Spezialisten der Prager Kunstschule mustergültig restauriert worden. Die Bank – mit figürlicher Darstellung einer Germanenjagd – wanderte vom Smetana-Park in den Garten des Prießnitz-Sanatoriums.

Das Drei-Sterne-Kurhotel mit 150 Zimmern ist umfassend renoviert worden und wird von Besuchern aus dem ganzen Land aufgesucht. Das Kurhaus ist das Haupthaus der Kurverwaltung Priessnitz AG und wurde 1910 vom Wiener Architekten Bauer im Jugendstil errichtet. Es bildet mit dem 1922 erbauten neuen Gebäude einen großen Komplex im Kurort Bad Jesenik (Lazne Jesenik).

Vinzenz Prießnitz (1799-1851) hatte vor rund 200 Jahren gegen alle ärztlichen Bedenkenträger Heilverfahren mit Kaltwasseranwendungen entwickelt. 1842 kam es zur Gründung eines Vereins für Physiotherapie. In Anlehnung an die Grundsätze, zu denen sich Prießnitz und später Sebastian Kneipp bekannte, entstanden an den Universitäten in Berlin und Jena die ersten Heilanstalten, die sich mit der Problematik der Physiotherapie befassten.

Jesenik erinnert auch an Johann Schroth (1798-1856), der eine Diätkur zur Entgiftung des Körpers propagierte. Ein offiziell anerkanntes Schroth-Bad gibt es heute in Oberstaufen. Zwei Schauspieler traten bei der Festivität in Jesenik als Schroth und Prießnitz auf.

Die Neuburger schauten selbstverständlich auch in Weidenau (Vidnava) und Großkrosse (Velká Kraš) vorbei. Neuburg ist seit 1955 Patenstadt für die Vertriebenen des Weidenauer Heimatbundes. Über viele Begegnungen und „Brückenbauer“ wie Professor Rudi Grimme entstanden freundschaftliche Kontakte zu den heutigen Bewohnern der beiden Städtchen.

In Weidenau besichtigten die Gäste die restaurierte Franziskanerkirche, in Großkrosse einen Kindergarten und einen – nach Muster der Kreisbetriebe – neu eingerichteten Abfall-Wertstoffhof.