Wettstetten
Schritt in Richtung Dorfentwicklungsplanung

Wettstetten stellt bei Regierung von Oberbayern Antrag auf Städtebauförderung

02.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:13 Uhr
Wie soll sich Wettstetten - hier am Montagnachmittag vom Högnerhäusl aus gesehen - in der Zukunft weiterentwickeln? Dieses Thema hat der Gemeinderat des 5000-Einwohner-Orts kürzlich erneut in einer Klausurtagung besprochen. −Foto: Gülich

Wettstetten - In seiner jüngsten Sitzung stellte der Wettstettener Gemeinderat eine weitere Weiche in Richtung Dorfentwicklungsplanung, indem beschlossen wurde, bei der Regierung von Oberbayern einen Antrag auf Städtebauförderung zu stellen.

Eine knappe Woche vorher, am 24. Oktober, hatten sich die Räte zu einer Klausurtagung getroffen. Vor allem, um die Themen Städtebau und Dorfentwicklung ausführlicher zu besprechen und sich als Gremium besser kennenzulernen. Zwar war wegen Corona nur eine verkürzte Veranstaltung möglich, aber alle Fraktionen zogen eine positive Bilanz.

Schwerpunkte waren laut Bürgermeister Gerd Risch (FW) die Fragen "Was ist Städteplanung? Wie funktioniert sie überhaupt? Was ist Sinn und Zweck von Bebauungsplänen und eines Bebauungsplanaufstellungsverfahrens? " Speziell zu diesen Themen hatte der Rathauschef drei Fachleute mit ins Boot geholt: Städteplaner Mathias Fleischhauer und Martina Häring vom Büro TB-Markert aus Nürnberg sowie den ehemaligen Leiter des Bauamts des Landkreises Eichstätt Nord, Gerhard Schreiber. Risch: "Das war sehr gut, sowohl Theoretiker als auch Praktiker mit dabei zu haben. Unser Anliegen ist ja auch, in unsere rund 20 Bebauungspläne ein System hineinzubekommen und sie zu verschlanken. Dabei muss immer gelten ?Setze nichts fest, was du hinterher nicht durchsetzen willst oder kannst! '"

Für die neuen Gemeinderatsmitglieder, wie unter anderem die sechs Räte der Bürgerlichen Wählergemeinschaft Wettstetten/Echenzell (BWG), waren die Ausführungen und insbesondere die Praxis-Erfahrungen der Gastreferenten für das Thema Bebauungspläne "extrem wertvoll" - wenngleich "eine Vision für Wettstetten" damit etwas zu kurz gekommen sei, wie Fraktionssprecherin Alexandra Kleinhenz festhielt. Auch das Thema "Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept" (ISEK), dessen Durchführung für Wettstetten die BWG bereits im Juli 2020 beantragt hat, habe man lediglich anschneiden können. Kleinhenz: "Der nun erfolgte Antrag auf Städtebauförderung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um nun gemeinsam mit professionellen Planern und den Bürgern ein Gemeindeprofil sowie ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten. "

Das Projekt ISEK zieht sich in der Regel über mehrere Jahre und bedingt auch eine zwingende Einbindung der Bürger. Dazu Bürgermeister Risch: "Das ISEK lebt von der Bevölkerungsbeteiligung. Es beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Wir benennen als Gemeinderat höchstens stichpunktartig Dinge, die wir problematisch sehen. Dann ist die Bevölkerung am Zug: Die Wettstettener sagen, was sie wollen. Daraus entwickeln wir gemeinsam mit den Planern Ideen und Ziele. "

Auch Michael Knöpfle, Sprecher der SPD-Fraktion, fand die Klausur "äußerst konstruktiv" und befürwortet die Pläne für ein ISEK: "Die Dorfentwicklung müssen wir gemeinsam mit den Bürgern von Wettstetten angehen. Dazu müssen wir die Leute von Anfang an mit ins Boot holen. Das ISEK scheint mir das richtige Instrument dafür. " Knöpfle ist es besonders wichtig, die grüne Lunge des Orts entlang des Manterinbachs zu bewahren und weiter attraktiv für die Bevölkerung auszubauen. Langfristig möchte er den dörflichen Charakter des Orts erhalten. Deshalb bedürfe es bei den Planungen "vor allem Fingerspitzengefühl".

Als "eine große Hilfe für die neuen Gemeinderäte und eine hervorragende Vertiefung der Thematik für die erfahreneren", sah die CSU-Fraktion die Ausführungen der Referenten. Allerdings seien, so CSU-lerin Regine Morich, aufgrund der verkürzten Tagung "die Themen Dorfentwicklung, Energieversorgung und Soziales leider zu kurz gekommen". Weitere Klausurtreffen würden daher von der CSU sehr begrüßt.

Die fraktionslose CSU-Gemeinderätin Barbara Weitzel-Oeth hob hervor, dass die Klausur sehr positiv an die letzte von 2019 angeknüpft habe. Hier seien bereits viele Themen wie zum Beispiel das Naherholungsgebiet oder der Bereich Nachhaltigkeit vorangetrieben worden. "Ein großes und neues Thema ist die Nachverdichtung im Ortskern, da es absehbar ist, dass in den nächsten Jahren Hofstellen mit großem Grund aufgegeben werden. Hier wollen wir den verschiedenen Interessen gerecht werden und eine adäquate Wohnbebauung erreichen. "

Die Ergebnisse der Klausurtagung sollen in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen auch noch ausführlich vorgestellt werden.