Ingolstadt
Schreckliche Diagnose nach Routineuntersuchung

08.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:21 Uhr

Denis Richmeier und seine Frau Anna. Das Foto entstand im vergangenen Jahr bei einer Feier in der Klinik Dr. Maul. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Denis Richmeier sucht einen Lebensretter. "Ich muss einen Zwilling haben auf dieser Welt", sagt der 28-Jährige fast beschwörend. Ein genetisches Geschwister, das als Stammzellenspender in Frage kommt. Denn der junge Mann, der so kerngesund aussieht, ist todkrank.

Bei einer betriebsärztlichen Routineuntersuchung im August vergangenen Jahres wurde festgestellt, dass etwas nicht stimmt mit seinen Blutwerten. Denis Richmeier ist chirurgischer Assistenzarzt an der Klinik Dr. Maul; die Kollegen machten erst eine Kontrolluntersuchung, dann schickten sie ihn sofort ins Klinikum Ingolstadt, und von dort aus ging es noch am selben Abend nach Großhadern. Die Diagnose kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel: akute myeloische Leukämie (AML) – eine besonders aggressive Form des Blutkrebses.

 
Vermutlich hätte sich die Krankheit nur wenig später bemerkbar gemacht. Der junge Arzt, der Ringer und Kampfsportler ist, hatte sich manchmal müde gefühlt, das jedoch auf die Nachtdienste und den Stress zurückgeführt. "Er ist ein sehr fleißiger Mitarbeiter", meint sein Kollege Dr. Michael Neudecker, der zusammen mit seiner Frau eine Typisierungsaktion unter dem Dach der Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) organisiert. Sie findet am Samstag, 23. Januar, von 10 bis 16 Uhr in der Klinik Dr. Maul statt. "Das ganze Haus macht mit", so Neudecker, "wir sperren sogar die Notfallambulanz zu."

Eine Stammzellenspende ist die einzige Rettung für Denis Neudecker. Auf der Suche nach einem genetischen Zwilling ist der Zugriff auf alle Dateien möglich, weltweit. Es gab tatsächlich bereits mehrere Treffer – Hoffnungsschimmer für den Leukämiekranken. Doch die möglichen Spender aus Nordamerika oder Australien machten einen Rückzieher oder waren nicht erreichbar. "Die Bereitschaft, sich typisieren zu lassen, ist sehr hoch in diesen Ländern", erklärt Claudia Neudecker, "aber leider auch die Absprungquote. Die Deutschen gehen reflektierter um mit dem Thema."

Da sind natürlich Bedenken, als Spender die eigene Gesundheit zu gefährden. Viele Menschen schrecken vor einer Typisierung zurück, weil sie glauben, die Stammzellen würden aus dem Rückenmark entnommen. Tatsächlich jedoch handelt es sich um eine Punktion des Beckenkammes – ein etwa einstündiger Eingriff unter Vollnarkose. Die Stammzellen können jedoch auch ambulant aus dem Blut gesammelt werden (siehe Bericht unten).

Als Spender kommen laut Richtlinien der AKB Menschen im Alter von 18 bis 45 Jahren in Frage. "Es kann aber jeder helfen, zum Beispiel durch eine Geldspende", betont Claudia Neudecker. Denn jede Ersttypisierung kostet 40 Euro. Für Denis Richmeier wurde von der AKB ein Konto bei der Dresdner Bank (BLZ: 70 08 00 00) mit der Nummer 09 77 70 40 05 eingerichtet.

Denis Richmeier wurde in Sibirien geboren und kam mit seiner Frau Anna vor fünf Jahren nach Ingolstadt, um hier ein neues Leben anzufangen. "Er trägt die Krankheit mit bewundernswerter Demut und Tapferkeit", sagt Chirurg Neudecker. Drei Blöcke Chemotherapie hat der junge Mann schon hinter sich, er verlor alle Haare und 20 Kilo Gewicht. Im Dezember wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, doch dann verschlechterten sich die Blutwerte erneut. Zurzeit ist der 28-Jährige wieder in Großhadern. "Er hat Kontakt zu Hans Gabler aufgenommen, der auch an Leukämie erkrankt ist", erzählt Claudia Neudecker. "Das hilft ihm sehr." Für den 44-Jährigen findet diesen Sonntag in Riedenburg eine Typisierungsaktion statt.

Vielleicht wird dort ein Spender für Denis Richmeier gefunden? "Dass er selber Arzt ist, macht alles viel schlimmer", meint Ehefrau Anna. "Er weiß, was mit ihm passieren wird, und er hat Angst. Die größten Sorgen macht er sich um seine Familie. Aber wir werden das alles schon schaffen."