München
Schrecklich schön

Hollywood Vampires eröffnen das 30. Tollwood-Festival in München mit einer energiegeladenen Show

28.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Bühne frei: Johnny Depp (links) und Gitarrist Joe Perry. −Foto: Foto: Venance/AFP

München (DK) "It's Only Rock'n'Roll But I Like It". Selten traf das Motto der Rolling Stones so auf eine Band zu wie auf die Hollywood Vampires. Die All-Star Rocker um das Dreigestirn Alice Cooper am Gesang sowie Filmstar Johnny Depp und Aerosmith-Mitglied Joe Perry an den Gitarren haben offensichtlich Spaß bei ihrem Auftritt. Und liefern am Mittwochabend im ausverkauften Zelt, im Gegensatz zur deutschen Fußballnationalmannschaft am Nachmittag in Russland, 90 Minuten geschlossen auf Weltklasseniveau ab.

Schon The Weight aus Österreich bieten starken Classic Rock in der Musik-Arena. Die Newcomer orientieren sich trotz ihrer Jugend an großen Vorbildern wie Uriah Heep und Deep Purple und heimsen mehr als einmal Szenenapplaus ein. Dann um 20 Uhr - für Vampire eher untypisch, da vor dem Zelt natürlich noch Tageslicht herrscht - endlich die prominent besetzte amerikanische Truppe, benannt nach ehemaligen und bereits verstorbenen Saufkumpanen von Alice Copper.

Joe Perry legt mit einem seiner gewohnt lässigen Slides auf der Gitarre los, und dann gesellen sich auch die Übrigen für die Eigenkomposition "I Want My Now" dazu. Was war nicht im Vorfeld über das ungesunde Aussehen von "Fluch der Karibik"-Star Johnny Depp diskutiert worden? Auch wenn er nicht wie das blühende Leben wirkt, macht er als Rockstar doch einen sehr coolen Eindruck. Selbst ein gelegentliches Grinsen kann sich der mit Bandana, Ketten und Tüchern gestylte Depp nicht verkneifen.

Alle sind gut gelaunt und bestens aufeinander eingespielt. Dabei überlässt der 71-jährige Alice Cooper, der bei seinen eigenen Shows immer im Mittelpunkt steht, hier oft seinen Mitstreitern das Rampenlicht. Der legendäre Schockrocker kann sich auch zurücknehmen, wenn es der Teamleistung hilft. Bei aller instrumentalen Klasse der Hollywood Vampires und der hinlänglich bekannten Lebensläufe der Protagonisten, geht es eben nicht um die Egos, sondern um die Musik. Und das ist natürlich Rock, der mit Covern von AC/DC und The Who aber auch Stücken von Johnny Depp für beste Laune unter den 5000 Anwesenden sorgt.

Fußball-Trikots sieht man nur vereinzelt, Alice Cooper- und Aerosmith-Shirts umso mehr. Die Hollywood Vampires agieren kraftvoll, perfekt aufeinander abgestimmt und überrollen Einen förmlich mit dem Motörhead-Song "Ace Of Spades". Perry und Depp spielen sich immer wieder die Bälle bzw. Riffs zu. Die beiden Weltstars Rücken an Rücken - Rock'n'Roll-Bilder für die Ewigkeit. Und der rockende Schauspieler ist nicht nur instrumental versiert - angeblich hat er schon Joe Perry Gitarrenunterricht gegeben - er hat auch gesanglich einiges zu bieten. Wie die punkige Nummer "People Who Died" von der Jim Carroll Band. Gelungen auch sein Einsatz am Mikrofon zu "Heroes". Mit einem Timbre, das David Bowie sehr nahe kommt, macht er dem 2016 Verstorbenen alle Ehre.

"Sweet Emotion" von Aerosmith und der Alice Cooper-Klassiker "I'm Eighteen" werden von den Hollywood Vampires im Anschluss ebenso mitreißend dargeboten. Sogar den Country-Titel "Bushwackers" bringt die Truppe sicher ins Ziel. Dieses ist dann mit dem Cooper-Gassenhauer "School's Out" bereits um halb zehn erreicht. Alice Cooper wünscht noch humorvoll und für ihn typisch "schreckliche Träume" - und die Vampire ziehen sich zurück.

Martin Buchenberger