Pfaffenhofen
Schräger Kompromiss

Kreisbauausschuss lässt Herker auflaufen: Landkreis will für Dreifachturnhalle weniger zahlen

13.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Das politische Spiel um die Pfaffenhofener Dreifachturnhalle kann beginnen: Bei der Inbetriebnahme im März 2014 haben sich Günter Prokisch (von links) vom städtischen Bauamt, Stadtbaumeister Gerald Baumann, Landrat Martin Wolf und Bürgermeister Thomas Herker offenbar nicht über die Baukosten unterhalten - denn diese sorgen jetzt für Theater bei der Kostenbeteiligung. ‹ŒArch - foto: Steinbüchler

Pfaffenhofen (SZ) Trifft Pfaffenhofens Thomas Herker (SPD) auf andere Landkreis-Bürgermeister, sprühen gerne mal die Funken. Seit der Kreisbauausschusssitzung ist das Klima noch rauer geworden: Bei der Kostenbeteiligung des Landkreises an der Dreifachturnhalle ließen die Räte Herker auflaufen.

Am Ende einer kurzen, aber deutlichen Debatte hätte sich Herker - der im Sitzungssaal des Landratsamtes auf der Zuschauerbank saß - gerne zu Wort gemeldet. Doch der stellvertretende Landrat Anton Westner (CSU) fuhr ihm in die Parade. "Ich leite diese Sitzung heute", entgegnete er und verweigerte Herker das Rederecht, woraufhin dieser umgehend den Sitzungssaal verließ. In den Minuten zuvor musste der Pfaffenhofener Bürgermeister einige Kritik über sich ergehen lassen, an dessen Ende die Räte einen Beschluss über die Kostenbeteiligung des Landkreises am Bau der neuen Dreifachhalle am Ufer des Gerolsbachs fassten. Er bedeutet für die Stadt finanzielle Einbußen in Höhe von etwa 124 000 Euro.

Offiziell beklagten die Räte, dass ihnen eine Kostensteigerung in Höhe von 1,1 Millionen Euro nicht frühzeitig mitgeteilt worden sei. Kreiskämmerer Walter Reisinger räumte zwar ein, dass er alle Unterlagen eingesehen habe und es an den Zahlen nichts zu rütteln gebe. Dennoch wolle sich der Landkreis an den Nachtragskosten nur teilweise beteiligen.

Den letztlich vorgestellten Kompromiss (siehe Kasten) wollte der dritte Landrat Josef Finkenzeller (FW) zwar mitgehen, obwohl er eigentlich nicht in Ordnung sei. "Normal redet man während der Bauphase miteinander, nicht im Nachhinein", bemängelte er den Mangel an Informationen. Für ihn sei die Kostenbeteiligung bei zwei Millionen Euro gedeckelt gewesen.

Hans Prechter, der als Pfaffenhofener Altbürgermeister und Mitglied der CSU-Fraktion offenbar maßgeblich am Zustandekommen des Kompromisses mitgewirkt haben soll, redete Klartext. Die weitere Erhöhung der Baukosten habe alle erstaunt. Den Verantwortlichen seien die Kosten ein wenig davongelaufen. "Da war die Verwaltung schon sehr selbstständig tätig", merkte er an. Trotzdem: Zur Politik würden Kompromisse nun einmal gehören, weshalb die Beteiligung mit 50 Prozent nun beide Seiten akzeptieren sollten.

Der Geisenfelder CSU-Kreisrat Hans Schranner stellte zudem klar, dass in seinen Augen der Vergleich mit der Geisenfelder Anton-Wolf-Halle nicht ziehe. "Da war der Landkreis federführend - und über alle Kosten und Steigerungen wurde stets transparent informiert", sagte er. Bei der Pfaffenhofener Halle sei das nicht immer der Fall gewesen.

Hans Prechter brachte aber noch einen anderen Aspekt ins Spiel. "Der Stimmungslage waren einige Aussagen, bei denen es unter anderem um Landfrauen ging, nicht gerade förderlich", spielte er auf den jüngsten Disput zwischen Herker und seinem Hohenwarter Amtskollegen Manfred Russer (CSU) an.

Herkers oftmals als rüpelhaft wahrgenommenes Benehmen im Umgang mit seinem Amtskollegen aus den Gemeinden könnte also durchaus eine Rolle gespielt haben, dass die Räte sich diesmal dazu entschlossen haben, ihm bei der Kostenbeteiligung eine Retourkutsche zu verpassen. Zumal die Wunden, die er bei der Debatte um die Sparkassenfusion vor allem dem Wolnzacher Jens Machold und Geisenfelds Christian Staudter zugefügt hat, auch noch nicht komplett verheilt sein dürften.

Thomas Herker selbst möchte ihnen das nicht unterstellen. "Meine Kollegen im Kreistag sind alle Profis genug, dass sie eine objektive Entscheidung getroffen haben", sagte er gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Er erklärt sich den Vorgang daher mit einem Kommunikationsproblem - und verweist auf die Mitteilungen seines Bauamtsmitarbeiters Günter Prokisch an die Kreisverwaltung aus dem Frühjahr 2013 und 2014. Darin habe die Stadt die Kostensteigerung auf über 7,2 Millionen Euro angekündigt. Weshalb diese Information nicht an die Räte weitergegeben wurde, kann sich Herker nicht erklären.

In jedem Fall will er die reduzierte Kostenbeteiligung des Landkreises nicht hinnehmen. "Der Landkreis hat ein Drittel Halle bekommen, also sollte er auch ein Drittel Halle bezahlen", sagt er. Die Nachträge seien nachvollziehbar und im erlaubten Rahmen. Das habe auch der kommunale Prüfungsverband so bestätigt. Herker will die Zahlen und Fakten daher noch einmal aufbereiten und die Räte erneut um eine "dann wirklich angemessene Kostenbeteiligung" bitten: also genau in Höhe des ursprünglich vereinbarten Drittels.

Bereits in der Mittwochssitzung ist ihm Kerstin Schnapp (Grüne) bei genau dieser Forderung zur Seite gesprungen. Sie stimmte als einzige Kreisrätin gegen den gefassten Beschluss und begründete dies auch: "Wir haben ein Drittel gesagt - also haben wir uns auch an den kompletten Mehrkosten zu beteiligen."