Pfaffenhofen
Schon über 2200 Solarstromanlagen im Landkreis

15.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:41 Uhr

Siegfried Ebner (rechts) und seine Mitstreiter vom Arbeitskreis Energie des Bund Naturschutz treten schon seit 20 Jahren für die verstärkte Nutzung von regenerativer und sauberer Energie ein. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) "Die Konservativen sind wir", sagt Siegfried Ebner. Und Otmar Schaal fügte hinzu: "Denn wir wollen nicht weniger, als die Umwelt und Natur erhalten und vor Verschmutzung, Beeinträchtigung oder gar Zerstörung bewahren. Damit konservieren wir auch unsere menschlichen Lebensgrundlagen."

Als Mitglieder beim Bund Naturschutz und Aktive in dessen Arbeitskreis Energie sehen sie sich dabei auf dem richtigen Weg, wie sie bei einem Pressegespräch mit dem Pfaffenhofener Kurier betonten. Seit 20 Jahren versucht dieser Arbeitskreis der Kommunalpolitik und der Bevölkerung aufzuzeigen, was alles möglich ist, um Energie einzusparen. Mit Ausstellungen, Besichtigungsfahrten und Infoveranstaltungen geht der Arbeitskreis auf die Menschen zu.

Eine Solarausstellung des Bund Naturschutz im März 1990 in Geisenfeld war der "Urknall", danach fanden sich etwa 20 Aktive zusammen und gründeten den Arbeitskreis Energie. Zielsetzung war das Energiesparen, die Förderung thermischer Solaranlagen und der Fotovoltaik. Anfangs von der Lokalpolitik belächelt, sitzen die Arbeitskreismitglieder heute selbstverständlich mit am runden Tisch, wenn es im Landratsamt um Fragen der effizienten Energienutzung geht.

In den ersten Jahren wurden vergeblich Anträge zur Förderung thermischer Solaranlagen im Landkreis gestellt, die Lokalpolitiker hatten kaum Interesse an diesem Thema. "Höchstens in Wahlkampfzeiten befassten sich die Vertreter der regierenden politischen Parteien mit dem Thema Energie", erklärte Otmar Schaal. Dass diese Thematik aber auch den Normalbürger nicht selbstverständlich aus dem Sessel reißt, weiß Siegfried Ebner: "Die Bürger kommen verstärkt nur dann zu unseren Veranstaltungen, wenn gerade die Energiepreise einen Sprung nach oben gemacht haben. Schön wäre es, wenn die derzeitige Energieverschwendung und die Chance einer sauberen Energieversorgung für die Zukunft stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken würden."

"Beim Thema Energie muss man auf Jahrzehnte planen, Häuser werden nicht nur für wenige Jahre gebaut. Das betrifft Wohngebäude genauso wie Schulhäuser," fügt Otmar Schaal hinzu. Darum haben sich die Arbeitskreis-Sprecher sehr gefreut, als im Jahr 2000 in Berlin die Weichen zur Markteinführung von regenerativ erzeugtem Strom gestellt wurden und im April das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft trat. "Die Entwicklung der Windkraft und der Fotovoltaik in den letzten zehn Jahren hat selbst unsere kühnsten Erwartungen übertroffen," so Schaal. Nun gibt es bereits rund 2220 Solarstromanlagen im Landkreis, die pro Jahr rund 26 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom erzeugen. Das hat dazu beigetragen, dass heute im Landkreis mehr als 20 Prozent des Stroms aus Fotovoltaik, Wind, Biogas und Biomasse erzeugt wird. Die regenerativen Energien hätten das Potenzial, die Versorgung in den nächsten Jahrzehnten zu decken, wenn sie nicht durch eine falsche Weichenstellung behindert werden, sind die Arbeitskreis-Sprecher überzeugt.

Eine der größten Herausforderungen des Arbeitskreises war die Vermittlung zwischen den Betreibern und den Kunden auf der einen Seite und einer Bürgerinitiative auf der anderen Seite, als es um den Bau des Biomasse-Heizkraftwerkes in Pfaffenhofen ging, das nun schon seit 2001 Wärme und Strom produziert. Die Anwohner hatten seinerzeit erhebliche Bedenken wegen der Abgase aus dieser Anlage, die jährlich 120 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme und gleichzeitig 42 Millionen kWh Strom produziert. Damit ist sie der größte regenerative Stromerzeuger im Landkreis. Es wurde vereinbart, dass nur unbehandeltes Holz verbrannt wird.

"Die Ziele für die Zukunft", sagt Siegfried Ebner, "sind und bleiben die intelligente Energienutzung, saubere Solarenergie, gesunde Umwelt und neue Arbeitsplätze in diesen Bereichen." Die künftige Energieversorgung solle aus regenerativen Quellen in der Region erfolgen. Ebner: "So bleiben das Geld und die Arbeitsplätze in der Region."

Dass die Mitglieder des Arbeitskreises Energie manchmal als Idealisten oder gar als Ökospinner bezeichnet werden, beeindruckt die beiden engagierten Naturschützer kaum. Ebner: "Wer verstanden hat, was derzeit in der Energiepolitik vor sich geht, der sollte nicht auf Politiker und Klimakonferenzen warten, sondern bei sich selbst anfangen." Jeder könne seine eigene Energiewende sofort einleiten, meint Otmar Schaal. Durch den Wechsel zu einem Anbieter, der zu 100 Prozent Ökostrom verkaufe, könne man "aus der Energietechnik von gestern aussteigen". Hausbesitzern, die gerade über die Sanierung ihres Altbaus nachdenken, empfehlen die Arbeitskreis-Sprecher, die kostenlose Erstberatung des Landratsamts zu nutzen.