Greding
Schöpfungsgeschichten begleitet von der reinen Musik

"Klingendes Denkmal" in der St. Martinskirche in Greding - Werke von Komponisten aus dem Altmühltal

21.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr
Profis am Werk: Die Sänger sind in Musicals und klassischen Chören engagiert. Andreas Rüsing begleitet am Flügel. −Foto: Klier

Greding (mkl) Nur wenige Tage nachdem das Ensemble Auricula in der Gredinger St. Martinskirche aufgetreten war, gab es an gleicher Stelle einen weiteren besonderen musikalischen Genuss zu hören.

Zum Thema "Die Schöpfungsgeschichte" hatte der Künstler Andreas Rüsing als Beitrag zur Konzertreihe "Klingendes Denkmal - Die Welt der reinen Musik" eingeladen.

Unter dem Begriff klingendes Denkmal wurden vor allem Werke von Komponisten aus dem Altmühltal aufgeführt. Die "reine Musik" definiert sich laut Andreas Rüsing über die Intervalle der Obertonreihe. Das sind Töne, die bei jedem erzeugten Ton mitschwingen. Rüsing teilt die Abstände zwischen den Tönen neu ein. Er begleitet auf dem Spezialflügel einer Bayreuther Pianofabrik, dessen eingebaute Elektronik ein Umstimmen während des Spielens ermöglicht, wobei die Tonart verändert wird. Rund 400 Mal sei das an diesem Abend erforderlich, erklärt er bei seinen Begrüßungsworten. Auf ein Textheft war leider verzichtet worden. Das sei absichtlich zu Gunsten des Gesamteindrucks geschehen, hieß es. Der Orientierung im Konzert hätte es sicherlich nicht geschadet.

Chorraum und Säulen der Martinskirche sind zunächst in mystisch blaues Licht getaucht. Dann beginnt die biblische Schöpfungsgeschichte: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. " Die sechs Vokalsolisten interpretieren diese Worte in einem ergreifenden Chor in lateinischer Sprache zu den adäquaten Klavierklängen zu einer Eigenkomposition des Chorleiters. Den klaren und sonoren Stimmen merkt man gleich an, dass hier lauter Profis am Werk sind. Sie sind in Musicals oder in klassischen Chören engagiert, oder sogar zusätzlich als Moderatorin im Circus Sambesi. Gitty Rüsing und Carina Poleschinsky singen die Sopranstimmen, Antonia Streitenberger und Sophia Bauer singen Alt, Alex Krüger ist für die Tenorstimme verantwortlich und Jörg Tremmel für die Bassstimme. Sie kommen aus Nürnberg, Erlangen, Eichstätt, Fürth und Feucht.

Zunächst gewöhnungsbedürftig ist die ungewohnte Stimmung, die etwas Einhören erfordert. Aber das "Ave Verum" von Wolfgang Amadeus Mozart, der auf seiner Reise nach Paris mehrere Orte im Altmühltal besucht hatte, erklingt trotzdem ergreifend schön. Weitere regionale Komponisten sind Franz Lachner, Simon Mayr aus Altmannstein und Christoph Willibald Gluck aus der Nähe von Berching. Aber auch Franz Schubert und Joseph Haydn sind mit ihren Werken vertreten.

In dramatisch aufbrausenden Stimmen erklingt das Bibelzitat: "Und Gott sprach: Es werde Licht! " Teilweise agieren die Interpreten im Kirchenraum verteilt, sodass zusätzlich Dramatik aufgebaut wird.

Die Intention des Konzerts ist es, die Schöpfungsgeschichte verschiedener Kulturkreise musikalisch zu dokumentieren. Allen zu Eigen ist, dass aus einem Chaos die Welt erschaffen worden ist. Beispielsweise wurde in der griechischen Schöpfungsmythologie aus der Tiefe die Göttin Gaia, die Erde, geboren. Prometheus formte den Menschen nach dem Ebenbild der Götter. Franz Lachners "Die stille Nacht" passt dazu. Im indischen Schöpfungsmythos wird das Sein mit dem Nichtsein verknüpft. Die Nacht weicht dem Tag. In seiner Deutschen Messe heißt es bei Franz Schubert: "Noch lag die Schöpfung formlos da, nach heiligem Bericht. Da sprach der Herr: Es werde Licht! Er sprach's und es ward Licht. " Begeistert lauschen die Besucher den artikulierten, glasklaren und sicheren Stimmen, die von Andreas Rüsing am Flügel stimmig unterstützt werden.

Doch auch Anklänge an die Jazz- und Popmusik, mit Klatschen und Taburin in wechselnden Klang- und Rhythmusvariationen gestaltet, bereichern das Programm. Dann ist Joseph Haydn mit seinem Oratorium "Die Schöpfung" an der Reihe. Beeindruckend erklingt: "Die Nacht, die verschwand. " Man könnte einen weitaus größeren Chor vermuten, so agieren die Sängerinnen und Sänger, die perfekt aufeinander eingestimmt sind. Dazu kommt das dynamische Spiel von Andreas Rüsing.

Schade nur, dass nicht mehr Interessierte den Weg zur Martinskirche gefunden haben. Aber die Akteure nehmen es gelassen und vermuten, dass an diesem Wahlsonntag vielleicht einige noch schnell ihr Kreuzchen machen wollten.