Pyeongchang
Schockgefroren an der Schanze

11.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Wer am Samstagabend, pardon, wer Samstagnacht so gegen 1 Uhr, als sich Andreas Wellinger zu seiner großen Goldsause aufmachte, wer also um diese Uhrzeit auf die Straße trat, der wurde beinahe schockgefroren. Beißender Wind pfiff durch die Fußgängerzone im Alpensia Resort, dem kleinen Herz dieser Olympischen Spiele, und wer da nicht einen mit mindestens 500 Gramm Gänsedaunen gefüllten Anorak anhatte, der erstarrte, der fühlte sich nackt, schutzlos.

Über dem Alpensia Resort thront der Turm der Skisprunganlage. Er steht ungeschützt im Wind. Und ja, es stellt sich die Frage, wie um alles in der Welt die besten Skispringer der Welt das überlebt haben, diese minutenlange, nervige Warterei vor dem Sprung? Wie sie da standen, bibberten, zitterten in ihren dünnen Anzügen, mit wenig darunter und nichts auf den Rippen, erbarmungswürdig sahen sie aus und irgendwie nah am Kältetod.

Allein schon dieses Dramolett um Simon Ammann. Fünfmal schob er seinen zunehmend zerbrechlicher wirkenden Körper auf den Balken, wartete - und musste wieder herunterrutschen. Dick vermummte, in gelbe Anoraks gepackte Helfer, wohl von einer Polarexpedition aus der Antarktis abberufen, legten ihm immer wieder eine Decke um die schmächtigen Schultern. Wer nachts um 1 Uhr über die Straße im Alpensia Resort ging, der konnte nur erahnen, wie es ihm ging.

Welcher Wahnsinnige hat eigentlich beschlossen, um 21.30 Uhr ein Skispringen beginnen zu lassen? Sind denn alle verrückt geworden? Ja. Offensichtlich. Der Wettbewerb der Skispringerinnen beginnt heute um 21.50 Uhr. ‹ŒThomas Häberlein, sid