Ingolstadt
Schock beim Joggen

Mutmaßlicher Vergewaltiger schweigt

11.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

Ingolstadt/Kösching (DK) Das Verbrechen hatte nicht nur Kösching geschockt: Ein 24-Jähriger soll dort vor knapp einem Jahr eine Joggerin vergewaltigt haben. Gestern waren die ersten Zeugen zur Verhandlung am Ingolstädter Landgericht geladen. Der Angeklagte, die Joggerin und ihr Lebensgefährte sollten aussagen.

Die 34-jährige Joggerin stand knapp anderthalb Stunden Rede und Antwort. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, „weil bei der Vernehmung Umstände aus dem Intimbereich zur Sprache kommen können“, erklärte Vorsitzender Richter Paul Weingartner.

Ihr 35-jähriger Partner erinnerte sich noch gut an den Moment, als seine Freundin im vergangenen Sommer plötzlich vor ihm stand. „Sie ist joggen gegangen, ich habe im Garten gegossen“, sagte er. Auf einmal sei sie wieder im Garten gestanden. „Ihre Sachen waren schlammverschmiert und sie war extrem verstört.“ Nur langsam habe die 34-Jährige ihm erzählt, was passiert sei. Er selbst habe schließlich bei der Polizei angerufen und sei mit seiner Freundin auf das Präsidium gefahren.

„Jemand hat sie mit dem Rad umgefahren und ins Feld gezogen“, berichtete der Lebensgefährte weiter. „Als sie auf dem Bauch lag, hat er ihr die Hose runtergezogen.“ Seine Freundin habe sich heftig gewehrt, dem Angreifer auf die Augen und den Mund geschlagen. Schließlich konnte sie weglaufen, auch der Angreifer flüchtete. „Sie hat sich versteckt und versucht, mich anzurufen“, berichtete der 35-Jährige weiter. Aber er habe das Klingeln nicht gehört, da er ja im Garten arbeitete und das Telefon im Haus lag. Die Joggerin lief die restliche Strecke zurück nach Hause.

Gut zwei Monate nach der Tat nahmen die Kriminalbeamten den Angeklagten fest. Mit einem Phantombild und DNA-Spuren konnten die Polizisten den jungen Mann überführen. Er sitzt seit Ende September in Haft. Der 24-Jährige selbst schwieg gestern zu den Vorwürfen.

Seit dem Sommertag habe sich für die 34-Jährige einiges geändert. „Sie schläft schlecht“, erklärte ihr Lebensgefährte. Sie sei sehr schreckhaft, wenn man sich ihr von hinten nähert. „Direkt nach dem Ganzen hat sie überhaupt nicht mehr allein sein können. Das hält auch noch bis heute an.“

Die Verhandlung hätte bereits im Februar dieses Jahres beginnen sollen. Der Prozess wurde allerdings ausgesetzt, da der Verteidigerin Derya Basal ein Beweisstück fehlte. Weiter geht es nun am 25. Juni: Dann soll sich die 34-Jährige ein Video anschauen, auf dem Polizeibeamte den Übergriff nachgestellt haben.