Eysölden
Schnödes Ende eines sozialen Gedankens

Gemeindetreff St. Thomas in Eysölden wird auf Druck der Landeskirche verkauft - Keine Tagespflege möglich

08.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:48 Uhr
Das Ende für den Gemeindetreff St. Thomas ist gekommen: Der markante Rundbau am Ortsausgang in Richtung Pyras soll laut dem Eysöldener Pfarrer Oliver Schmidt verkauft werden. Diese Entscheidung hat der Kirchenvorstand auf Druck der Landeskirche letztlich einstimmig getroffen. −Foto: Luff

Eysölden - Der Kampf ist verloren: Der Gemeindetreff St. Thomas in Eysölden soll verkauft werden.

 

Diesen Beschluss hat der Kirchenvorstand einstimmig gefasst, er kommt damit einer Vorgabe der Evangelischen Landeskirche nach. Bis zuletzt hatte vor allem Irmgard Kreichauf gehofft und dafür gearbeitet, dass dieser Verkauf vielleicht doch noch verhindert werden kann, quasi in letzter Minute.

"Es ist schade drum", sagt Irmgard Kreichauf, "wirklich schade. " Letztlich müsse man es aber so nehmen, wie es ist, sie könne die Entscheidung des Kirchenvorstandes - Kreichauf ist nicht Mitglied in diesem Gremium - nachvollziehen. Der Druck der Landeskirche sei letztlich zu groß gewesen. Deren Aussage war unmissverständlich: Die Kirchengemeinde Eysölden besitze zu viele Immobilien; wenn sie für die - notwendige - Sanierung des Pfarrhauses Geld wolle, müsse sie zunächst den Immobilienbesitz veräußern. "Die Landeskirche verstehe ich letztendlich nicht", so Kreichauf.

Die Idee, die die Gemeinde vor 20 Jahren mit dem Bau des markanten Rundbaus am Ortsausgang in Richtung Pyras verfolgt hat, ist für Kreichauf noch immer aktuell: Ein kleines diakonisches Zentrum wollte man schaffen für Menschen, die Hilfe benötigen. Zum Konzept gehörten auch vier barrierefreie Wohnungen im rückwärtigen Teil des Grundstücks. Doch sie sind längst allesamt verkauft, in einer von ihnen wohnt derzeit der neue evangelische Pfarrer Oliver Schmidt - schließlich ist eben das Pfarrhaus sanierungsbedürftig. Und das war der Stein, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hat. "Es ist heiß, wenn die Zuschüsse nicht mehr fließen", zeigt Kreichauf Verständnis für die Entscheidung in Eysölden.

 

Der langjährige Pfarrer Thomas Lorenz - er war fast 20 Jahre der Seelsorger in Eysölden, unter ihm ist der Gemeindetreff eingeweiht worden - ist im Herbst 2018 mit seiner Familie an die neue Wirkungsstätte Wassermungenau gezogen. Es war klar, dass das Pfarrhaus saniert werden muss, bevor ein neuer Geistlicher einzieht, die letzte Generalsanierung war Anfang der 1970er-Jahre. Doch die Landeskirche wollte eben nicht mitspielen. Auf Kreichaufs Betreiben, setzte der Kirchenvorstand den Beschluss zum Verkauf, getroffen im vergangenen September, für ein halbes Jahr aus. Sie wollte einen Träger finden, der im Gemeindetreff eine Tagespflege einrichtet. "Das ist mir leider nicht gelungen", bilanziert sie heute traurig.

Noch vor der Corona-Krise hat Irmgard Kreichauf einen Arbeitskreis für eine Zukunft des Gemeindetreffs ins Leben gerufen. Dieser sollte zusätzliche Nutzungen zu finden, um die laufenden Kosten des Gemeindetreffs zu erwirtschaften. "Hier hatten wir an Vermietungen an niederschwellige Betreuungen in allen sozialen Bereichen, Offenen Hilfen , sozialen Verbänden und Ökumene gedacht und wollten mit einem Förderverein finanzielle Unterstützung geben. " Auch bei der in Thalmässing geplanten Seniorenwerkstatt wollte sie das Thema aufs Tableau bringen. Dann aber kam der Lockdown, der Arbeitskreis trat nicht mehr zusammen, die Seniorenwerkstatt fiel aus. Den Streitern für den Gemeindetreff als diakonisches Zentrum lief die Zeit davon. Hinzu kam, dass ein Aufruf im Gemeindebrief nicht die erhoffte Resonanz brachte, rund zehn Leute hätten sich bei ihr gemeldet, schildert Kreichauf. "Da habe ich gemerkt, dass in Eysölden vielleicht doch nicht so viel Interesse da ist. "

Eine "diakonische Nutzung" wäre auch Pfarrer Oliver Schmidt am liebsten gewesen, dem Nachfolger von Thomas Lorenz. Letztlich habe die Kirchengemeinde das Gebäude zu wenig genutzt, um dessen Bestand vor der Landekirche zu rechtfertigen, sagt er. Denn man habe ja ein Gebäude, in das kirchliche Gruppen wie der Seniorentreff gehen könnten: den Pfarrstadel. "Der ist älter und größer", sagt Schmidt. Also wichtiger für die Kirchengemeinde insgesamt. Ja, er müsse noch barrierefrei gestaltet werden, auch dafür werde Geld benötigt. Wie für die Sanierung des Pfarrhauses, "wir haben auch noch andere Projekte".

HK

Volker Luff