Ja,
Schnitzel auf der Lüften

07.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Ja, ich mag Schnitzel. Ich mag auch Schweinsbraten, Schweinemedaillons, Schweinefilet, Schweinebäckchen in Rotweinsauce und natürlich eine resche Schweinshaxe. Am besten dargereicht mit einem Semmelknödel mit mindestens einem halben Meter Durchmesser.

Und zum Dessert gibt's Schweineohren. Kurzum: Nichts vom Schwein ist vor mir sicher.

Daher klingt der Satz dieses Vize-Bauernpräsidenten beim Bauernerchta wie Musik in meinen Ohren: "Wer Schnitzel mag, muss Ställe lieben." Recht so, rufe ich den gebeutelten Schweinemästern zu, die wegen des vermeintlichen Gestanks ihrer Ställe mit widerborstigen Bürgern zu kämpfen haben. Wenn jemand hier droben bei der Burg einen Schweinemaststall bauen möchte, bin ich jedenfalls der Erste, der zum Demonstrieren geht - dafür selbstverständlich.

Aber ich kann ja locker große Töne spucken, mich ganz in Ruhe zurücklehnen und an meinen Schweinsbratwürstln knabbern, denn so weit wird es natürlich nicht kommen. Schräg gegenüber allerdings - auf der Lüften - kündigt sich Unheil an. Dort plant unsere lebens- und liebenswerte Stadt bekanntermaßen ein schmuckes Gewerbegebiet, um dem enormen Andrang ansiedlungswilliger Unternehmen Herr zu werden, und der Lüften-König, der Geyer Willi, - erraten - einen Schweinestall. Nachdem es schon mit seinem Windradl nichts geworden ist wegen dieser vermaledeiten 10-H-Regelung, muss halt was anderes her, um den Laden am Laufen zu halten.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt - nämlich dass der Geyer Willi der Stadt in die Suppe spucken und ihr das schöne Gewerbegebiet madig machen will. Denn welcher Betrieb baut schon gerne ein schmuckes Gebäude, wenn nebendran ein paar hundert Schweine grunzen und der Landwirt fröhlich pfeifend vor sich hin odelt?

Aber wer schreit Zeter und Mordio? Niemand, weil's keine Sau interessiert. Gerade dass die Stadt nicht den Festsaal im Alten Stadttheater bereitgestellt hätte, als sie neulich die aktuellen Planungen für Lüften-West präsentierte - aber dafür war selbst der Sitzungssaal im Rathaus reichlich überdimensioniert, weil noch nicht mal der Geyer Willi gekommen ist.

Der zieht freilich die Fäden im Hintergrund. Und da ist der Schweinestall erst der Anfang. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon das "Freizeitland Saupark auf der Lüften" - mit großzügigem Ferkel-Streichelzoo, Eberreiten und Wellnessoase mit Sauschlammpackung und Borstenpeeling. Die neue Perle im Tourismusportfolio des Naturparks Altmühltal.

Und aus gewohnt unzuverlässigen Quellen habe ich schon vernommen, dass der Schneider-Butcher dort einen Erlebnis-Schlachthof errichten will. Mit lustigem Bolzenschießwettbewerb und weiteren realitätsnahen Spielereien.

Da bekommt nicht nur unser oberster bayerischer Bauernvize glänzende Augen: Wer Schnitzel mag, wird Lüften lieben.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach