Pfaffenhofen
Schnelle Surfer

Tobias Ullrich aus Pfaffenhofen hat einen bayernweiten Wettbewerb ins Leben gerufen

23.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Nicht mal fliegen ist schöner: Tobias Ullrich liebt es, mit seinem Surfbrett in voller Geschwindigkeit über die bayerischen Seen zu gleiten. Er ist der Gründer des Wettbewerbsportals "Bayerischer Speed Kini". - Fotos: privat

Pfaffenhofen (SZ) Wer ist der Schnellste auf dem Wasser? Windsurfer aus ganz Bayern messen sich nun über den "Bayerischen Speed Kini" miteinander. Tobias Ullrich aus Pfaffenhofen hat das Wettbewerbsportal gegründet.

Die Ruhe der Natur, die Anspannung des Sports - für Tobias Ullrich ist das Windsurfen etwas ganz Besonderes. "Ich wüsste nicht, womit man das vergleichen kann." Wenn das Surfboard so schnell ist, dass es das Wasser kaum noch berührt, dann ist der 35-Jährige in seinem Element.

"Angefangen habe ich mit zehn Jahren", erzählt Ullrich über seine große Leidenschaft, das Windsurfen. Im Jahr 2013 hat der 35-Jährige den "Bayerischen Speed Kini" gegründet. Es ist sein Ziel, mit dem Speed Kini den Wettbewerb bayerischer Speedsurfer untereinander zu fördern. Geschwindigkeiten beim Windsurfen können gemessen und an Ullrich geschickt werden. Sie landen dann online in einer Rangliste, auf die jeder Zugriff hat. Anhand dieser Liste lässt sich feststellen, wer der schnellste Surfer in Bayern ist. Alle, die ihre Zeiten bei Speed Kini einreichen, versuchen stets, ihre eigene Höchstgeschwindigkeit zu verbessern und die anderen Teilnehmer zu übertrumpfen. Fast jeder würde am Ende der Saison am liebsten an der Spitze der Rangliste stehen.

Beim "Bayerischen Speed Kini" darf jeder mitmachen, der mit seinem Bord auf bayerischen Gewässern fährt. Am Anfang waren es nur 37 Sportler, dieses Jahr reichten 95 Windsurfer ihre Zeiten ein. Anmelden müssen sich Interessenten nicht. Alles, was man braucht, ist ein spezielles GPS-Gerät, das in der Lage ist, Knoten - also die Geschwindigkeit auf dem Wasser - zu messen. Im Internet findet man das Upload-Formular, mit dem man seine Geschwindigkeit hochladen kann.

"Surfen kann jeder lernen", sagt Ullrich. Wichtig dafür sei aber auf jeden Fall die richtige Ausrüstung. Es gibt Einsteigerbords aber auch Profimaterialien, die für Anfänger nicht geeignet sind. Man müsse sich auf jeden Fall immer von Experten beraten lassen. Ullrich selbst betreibt einen Surfshop. "Aber mir geht es eher darum, dass die Leute mit dem Windsurfen anfangen und nicht unbedingt darum, dass sie etwas kaufen."

Die Werte für die Rangliste ergeben sich aus der Geschwindigkeit, die für 500 Meter gebraucht wird, und der erreichten Höchstgeschwindigkeit. Das Ergebnis wird durch Zwei geteilt. Der daraus entstandene Wert landet in der Rangliste. "Viele haben eine ganz gute Höchstgeschwindigkeit, aber die 500 Meter sind dann eher schlecht", erklärt Ullrich. Das würde die Surfer dann auf der Rangliste nach unten ziehen. Er selbst ist auf Platz zwei der Gesamtrangliste. Für ihn ginge es nicht nur darum, seine eigene Geschwindigkeit zu verbessern - er wäre auch gerne der Beste. Aber der erste Platz werde im Moment von einem Ex-Surfprofi belegt. Der sei schwer zu überbieten.

Die Teilnehmer des Speed Kini sind in drei Gruppen eingeteilt. "Damen und Junioren haben zurzeit je ungefähr zehn Mitglieder", sagt Ullrich. Die größte Gruppe bilden die Männer. Im Durchschnitt sind die meisten Teilnehmer etwa 30 Jahre alt, doch das Alter ist beim Windsurfen eher nebensächlich. Es gibt auch Mitglieder über 60. "Die Jüngste bei den Junioren ist fünf", verrät Ullrich. Milla war dieses Jahr das erste Mal dabei und schaffte gute vier Stundenkilometer. Auch in der vergangenen Saison wollte sie laut Ullrich schon mitmachen, aber sie habe die 500 Meter nicht geschafft - Hilfe wollte sie jedoch nicht.

Ullrich hat mehrere verschiedene Ranglisten eingeführt. Es gäbe zwar auch eine Gesamtwertung - aber Frauen, Junioren und Männer hätten zusätzlich je eine gesonderte Rangliste. Und einige bayerische Seen hätten ebenfalls ihre eigene Liste. "Jeder versucht dann, der Schnellste an seinem eigenen See zu sein", erzählt Ullrich. Dadurch wird der Wettbewerb gefördert. "Es stärkt aber auch das Gemeinschaftsgefühl."

Inzwischen hat Ullrich einige Sponsoren, die Preisgelder für die Sieger bereitstellen. Die Siegerehrung findet am 14. Januar statt. Die drei Besten jeder Gruppe erhalten Einkaufsgutscheine. In diesem Jahr gibt es zum ersten Mal zwei Reisen nach Soma Bay in Ägypten zu gewinnen. Eine davon wird unter allen Teilnehmern verlost.

Zwei Orte in Bayern kann Ullrich jedem Windsurfer empfehlen. Zum einen ist das der Kochelsee in Oberbayern, denn dort gibt es einen Föhnwind, der nur über dem See weht. Das sei ein ganz besonders Naturschauspiel, denn einen Kilometer vom See entfernt ist es bereits wieder windstill. Um dem Föhn standhalten zu können, braucht man laut Ullrich ein kleines Bord und Segel. "Das ist einfach super", sagt er. "Ich war da im vergangenen Jahr sogar um Weihnachten beim Surfen draußen."

Ein weiteres besonderes Naturphänomen - genannt Nebelthermik - biete sich am neben dem Kochelsee gelegenen Walchensee. "Wenn man das nicht gesehen hat, kann man es nicht glauben", erzählt Ullrich. Dabei wandere der Nebel über den Berg vom einen zum anderen See. Im Nebel herrschen sechs Windstärken. "Man kann nicht so schnell fahren, weil man nichts sieht", sagt Ullrich. Aber es sei ein besonderes Erlebnis.

Ullrich selbst ist nach eigenen Angaben etwa 120 Tage im Jahr auf dem Wasser. Manchmal versuche er bis zu vier Stunden lang, seine Geschwindigkeit zu verbessern. "Dieses Jahr war schlecht", gibt Ullrich zu. Windsurfen sei natürlich auch immer wetterabhängig. Die besten Bedingungen herrschen vor einem Gewitter, wenn der erste Wind aufkommt. Aber wenn man nicht direkt neben einem See wohne, sei es oft schwierig, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. "Ich bin dieses Jahr bestimmt zehnmal umsonst rausgefahren." Wichtig für eine gute Geschwindigkeit seien vor allem viel Wind und flaches Wasser.

Ganz ungefährlich ist das Speedsurfen allerdings nicht. Wer - wie Ullrich - mit bis zu 70 Stundenkilometern unterwegs ist, kann bei einem Sturz schon mit mehr als ein paar blauen Flecken rechnen. "Man braucht Mut und Technik", erklärt der 35-Jährige. Er selbst konnte schon einmal drei Monate nicht mehr surfen, weil er einen Fehler gemacht hatte und gestürzt war.