ohburg: Krisentreffen in aller Frühe: Vohburgs Bürgermeister Schmid hatte am Freitagvormittag in Windeseile
Schnell reagiert

Gemeindeverwaltungen koordinieren Notgruppen wegen der Schließung von Schulen und Kindergärten

13.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:11 Uhr
Telefonate auch im Treppenhaus: Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid sprach sich am Freitagvormittag nicht nur mit Amtskollegen umliegender Gemeinden ab. −Foto: Konze

ohburg: Krisentreffen in aller Frühe: Vohburgs Bürgermeister Schmid hatte am Freitagvormittag in Windeseile - kaum 30 Minuten nach der Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung - die Verantwortlichen von Grund- und Mittelschule sowie Kindergärten ins Rathaus gerufen: "Nach den Entwicklungen der vergangenen Tag war es zu erwarten, dass Schulen und Kindergärten geschlossen werden", sagte Schmid. "Wir brauchen nun aber weder Panik noch Hysterie. "

Diese war im Bürgersaal auch nicht zu spüren. Ruhig, sachlich und mit einem Schuss des Schmid eigenen Humors wurde besprochen, wie ab Montag mit der Situation geschlossener Schulen und Kindergärten umgegangen wird. Ein Ergebnis der Besprechung: Es gibt eine Notgruppe für Kindergartenkinder, und zwar in der Rappelkiste. Die Mitarbeiterinnen aller vier Vohburger Kindergärten teilen sich die Betreuung. Schmid: "Ich ordne da nichts an, ich gehe davon aus, dass Ihr das unter Euch selber ausmacht. " Diana Bachmeier hatte sich sofort bereit erklärt, die erste Gruppe anzubieten und dabei zu sein. Silke Finger-Rechenauer, Leiterin des Kindergartens Spatzennest, ergänzte: "Bei der Besetzung der Notgruppe wird es sicher keine Probleme geben. " Andreas Amann, Geschäftsleiter im Vohburger Rathaus, erklärte, dies sei vorbehaltlich der Notwendigkeit einer solchen Notgruppe geplant. Denn Eltern wären nur dann außen vor, wenn beide in einem systemrelevanten Beruf eingesetzt sind. Zum Beispiel bei der Polizei, als Arzt, als Pflegedienst.

Ruck, zuck war auch ein Fahrdienst organisiert. Feuerwehr-Kommandant Fritz Jung fährt den Citybus bei Bedarf.

Für Kinder aus den ersten bis sechsten Klassen der Grund- und Mittelschule Vohburg wird ebenfalls eine Betreuung organisiert. Das obliegt aber nicht der Stadt Vohburg. Rektorin Elisabeth Bachmaier, ebenfalls bei der Besprechung im Rathaus anwesend, wird dies bewerkstelligen. Auch hier gilt: Eltern können ihre Kinder betreuen lassen, wenn sie systemrelevante Berufe ausüben und daher unabkömmlich sind. Geschlossen bleiben ab Montag auch der Hort und die Ganztagsschule.

Die Eltern der Kindergartenkinder sollten noch am Freitag informiert werden. Im Anschreiben der Stadt, das von den Leiterinnen der Kindergärten verschickt wurde, sollten die Berufe der Eltern abgefragt werden, um einordnen zu können, wie viele Kinder in einer Notgruppe betreut werden müssen.

Geschlossen bleiben in Vohburg - unberührt von den vor allem Schulen und Kindergärten betreffenden Vorgaben der Staatsregierung - ab sofort auch das Haus der Musik, das Jugendheim und die Mediathek am Burgberg. Alexandra Schmid, Leiterin der Mediathek: "Wir haben uns schon Gedanken gemacht. Eine Verlängerung der Leihdauer für Bücher ist telefonisch möglich. " Bücher könnten auch telefonisch vorbestellt werden. "Die Leser rufen an oder schicken uns eine Mail und sagen uns, was sie gerne hätten. Wir buchen das und übergeben die Bücher zu bestimmten Zeiten, in denen die Mediathek besetzt ist. " So lässt sich großer Publikumsverkehr unterbinden. Für die besucherlose Zeit haben Schmid und ihre Kolleginnen auch schon Arbeit: "Wir können da die Regale mal durchmisten, Bücher aussortieren, die kaum oder gar nicht gelesen werden. " Auch eine ordentliche Desinfektion der Regale fasste Schmid für die kommenden Tage ins Auge. Bezüglich der Frist sagte Bürgermeister Schmid: "Wenn die einer versäumt, werden wegen der Ausnahmesituation natürlich keine Gebühren fällig. "

Zum Schluss betonte Schmid noch, dass Angestellten der Stadt untersagt sei, in Krisengebiete zu fahren: "Wer es dennoch tut, ist selber Schuld. " Strafen von höherer Stelle schließt der Rathauschef nicht aus, es könnte vielleicht sogar ein Dienststrafverfahren geben. Schmid gab auch noch bekannt, dass Mitarbeiterinnen der Kindergärten nicht Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen müssten. Den Lohn würde die Stadt weiterhin bezahlen.

Am Ende wurden Mobilnummern und Mailadressen ausgetauscht, damit neue Nachrichten die Mitarbeiterinnen der Kindergärten auch in deren Freizeit erreichen. Bürgermeister Schmid meinte: "Ich glaube, wir sind gut gerüstet. Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass sich der Virus nicht so schnell ausbreiten kann. "

Fest steht auch schon, dass eine Landrats-Stichwahl - und die schließt mancher nicht aus - per Briefwahl entschieden werden muss. Vohburg hat die Umschläge schon bestellt.

Auch in den anderen Gemeinden des Landkreisnordens wurde am Freitag auf die Maßgaben der Bayerischen Staatsregierung reagiert:

Baar-Ebenhausen: Die Kommunalwahl kann problemlos über die Bühne gehen. Es gab kaum Absagen oder Krankmeldungen, so Wahlleiter Paul Thaller. Rathauschef Ludwig Wayand konnte noch kurzfristig ausreichend Reinigungs- und Desinfektionsmittel besorgen. Die öffentlichen Gebäude, die der Wahl dienen, wie beispielsweise die Turnhalle, werden nach der Auszählung noch in der Nacht auf Montag komplett gereinigt und desinfiziert, wobei der der Sport- und Turnhallenbetrieb ohnehin eingestellt wird.

Am Montag ist das Rathaus - wie in vielen anderen Gemeinden auch - geschlossen. "In dringenden Notfällen an der Tür läuten", sagt Wayand. Das gemeindliche Personal wird jedoch (wie auch am Dienstag darauf) komplett anwesend sein. "Das brauchen wir, um uns zu organisieren", betont der Bürgermeister. Außerdem gehe es ihm auch darum, sein Personal zu schützen. Hinsichtlich der Schließung der Kindertagesstätten und eventueller Notgruppen sei alles abgefragt worden, so Wayand - bis hin zu Aufenthalten in Krisengebieten. Danach seien maximal fünf Kinder betroffen. Alles in allem sieht er Baar-Ebenhausen gerüstet: "Wir stehen Gewehr bei Fuß. " Schließlich will Wayand auch noch einen Irrtum hinsichtlich der Absage von Veranstaltungen aufklären: "Wir Bürgermeister können nur Bitten aussprechen, keine Anordnungen erteilen. "

Reichertshofen: Bürgermeister Michael Franken hat am Freitag alle Eltern der Kindergartenkinder informieren lassen. "Sie müssen bis Samstag 12 Uhr per Mail mitteilen, ob sie einen Betreuungsplatz brauchen. Denn dann tagt unsere Koordinationsgruppe. " Die Informationen der Gemeinde wurden auch ausgehängt, den Kindern mitgegeben und sind auf der Homepage der Marktgemeinde nachzulesen. Am Samstag soll dann nach einer Prüfung entschieden werden, ob eine Notgruppe benötigt wird und wie viele Kinder betreut werden müssen. Laut Franken müssen am Montag alle Mitarbeiterinnen der Kindergärten zum Dienst erscheinen.

Die Grund- und Mittelschule hat laut Franken einen Elternbrief verschickt. Die Lehrer werden am Montag planmäßig in die Schule kommen. Dann wird ermittelt, wer Anspruch auf Betreuung hat. "Momentan können wir nicht abschätzen, wie es sich entwickelt. "

Münchsmünster: In Münchsmünster sollen, so hieß es am Freitag in einer ersten Stellungnahme, am Montag die Kindergärten zunächst mit Notgruppen öffnen. Sobald feststeht, für wie viele Kinder aus Schule und Kindergärten tatsächlich Betreuungsbedarf besteht, sollen weitere Entscheidungen getroffen werden. Vorgesehen ist, dass eine Notgruppe zentral nur an einem der beiden Kindergärten eingerichtet werden soll. Welcher das sein wird, ist noch unklar.

DK

Bernhard Pehl