Neuburg
Schnaderhüpfel rauf und runter

Bläserklassen-Finale an der Paul-Winter-Realschule macht dem Publikum und den Musikern Spaß

03.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:30 Uhr

Blasmusik als Schulfach ist eine ausgesprochen fröhliche Angelegenheit, wie bei dem Konzert der Paul-Winter-Realschule zu erleben. - Foto: Heumann

Neuburg (DK) Irgendwann war’s mal eine clevere Marketingidee, damit die Instrumenten-Abnehmer nicht ausgehen. Reinhardt Reißner war der Pionier praktisch für ganz Bayern. Und längst ist daraus ein Selbstläufer geworden. Einer der muntersten wie fröhlichsten Art, wie man bei dem Bläserklassen-Finale in der Paul Winter-Realschule jetzt erfahren konnte.

Bläserklasse: Das heißt Schule extra, und das ganz freiwillig. Steht die musische Bildung im Leistungsprofil stromlinienförmiger Schulpolitik nicht unbedingt im Fokus, bleibt heute selbst im Kindergarten kaum noch Zeit fürs Singen – mit ihren Bläserklassen geht die Paul-Winter-Realschule genau den umgekehrten Weg. Ein Instrument wird leihweise gestellt, 30 Euro Schulgeld fürs Extrafach scheinen im lokalen Vergleich nicht übertrieben – und das Ergebnis kann sich allemal hören lassen. Wobei, auch davon lieferte das Jahrgangs-Abschlusskonzert am Mittwoch so manche köstliche Probe, ganz offensichtlich ganz viel Spaß an der Sache auch vermittelt wird. Der Gaudi-Faktor jedenfalls war beachtlich, und Frechsein im Dienste der Kunst muss schließlich straffrei bleiben.

Ein gewisse Zäsur bedeutet es sicherlich für jede Einrichtung, wenn eine so umtriebige Person wie Reinhardt Reißner – pensionsbedingt – wegbricht. Wie’s wohl weiterging? Bombig, kann man nur sagen – oder mit den Worten der Schulleiterin gesprochen: So schnell geht den Bläserklassen die Puste nicht aus. Mit Ingrid Harrer-Hoffmann, im Instrumentalunterricht assistiert von Johannes Wittmann, scheint die Paul-Winter-Schule einen Superfang gemacht zu haben. Da verbindet sich Drive mit Bodenständigkeit. Ganz so auch das Programm: Global Playing, fest indes im Bayerischen verwurzelt. Auf Afrika folgt der Schneewalzer und das Bauernmadl dreht sich förmlich in die Muppet Show hinein. Der Mix ist frech, verrät indes Stilsicherheit. Dazwischen solistische Auftritte, und wenn ein Sechstklässler „einfach so“ mal schnell von der Klappentrompete aufs Saxofon wechselt, verrät das echte Doppelbegabung. Vor allem, es wird aus Herzenslust auch gesungen, Schnaderhüpfel rauf und runter, auf einem boarischen Hoagart’n könnt’s kaum zünftiger hergehen. Den im Lehrplan eigentlich vorgesehenen zwei Jahren ist längst ein drittes Freiwilligen-Jahr gefolgt, im nächsten Schuljahr jetzt dann gibt’s die erste Bläser-Neunte. Dazu ist weiter nichts zu sagen, sie haben’s sich und dankbaren Zuhörern selbst ja zum Finale geblasen: „Congratulations“.