Ingolstadt
"Schmuckstück" in der Entstehung

12.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:11 Uhr

Alle Hände voll zu tun: FC-Marketingmitarbeiter Thomas Gierenstein sammelt die Bauhelme der Besucher ein und verteilt sie umgehend an die nächste Gruppe.

Ingolstadt (DK) Eine kleine Völkerwanderung war am Freitag rund um die Stadionbaustelle des FC Ingolstadt zu beobachten. Der Verein hatte seine Dauerkarteninhaber und Fanklubmitglieder zu den ersten Führungen eingeladen. Die Resonanz überraschte und freute die Funktionäre.

Der Pendlerparkplatz an der Manchinger Straße erlebt einen Auflauf wie selten zuvor. Vor den dort aufgestellten Containern bilden sich lange Schlangen. Die Geschäftsstelle des FC Ingolstadt in Ringsee muss verwaist sein, denn nahezu alle Mitarbeiter sind an diesem Großkampftag an der Stadionbaustelle gefordert und bringen gelbe Helme an den Mann oder die Frau. Die magische Formel des Tages lautet: Zwölf Mal 25 macht 300. So viele Fans haben sich für die ersten öffentlichen Besichtigungen der Sportparkbaustelle angemeldet. FC-Geschäftsführer Franz Spitzauer steht inmitten der Masse und freut sich: "Mit dieser Resonanz hätten wir nicht gerechnet."


Bei dem Dutzend Führungen bringt der Verein seinen Anhängern die neue Heimat näher. Die erste Gruppe führt der Stadionprojektleiter Bernd Kohlmeier selbst die jungfräuliche Zufahrtsstraße zur Baustelle entlang. Noch ist sie mit einem Zaun für den normalen Verkehr gesperrt. Die Straßenarbeiten ruhen, unter Kohlmeiers Füßen knarzt die dichte Schneedecke.

Mit jedem Schritt baut sich das Stadion mehr und mehr vor den Besuchern auf auf. Die hohen Kräne überstrahlen aber noch alles. Der Rohbau des Funktionsgebäudes steht voller Stützen für die Zwischendecken. Auf der Straße entwickelt sich ein Dialog: "Wann soll das denn fertig werden", fragt einer aus der Menge. "Bis 30. Juni ist alles fertig", sagt Kohlmeier und ergänzt: "Wir waren letztes Jahr in Aachen bei deren Stadionbaustelle. Da hat es vier Wochen vor Eröffnung noch so ausgesehen." Alles liege sehr gut im Zeitplan, versichert der Projektleiter.

Das kann er besonders gut im Stadioninneren beweisen: Als die Gruppe durch die Einfahrt an der Südwestseite hereintritt, spricht Harald Frauenknecht vom Fanklub Moosschanzer aus Karlshuld aus, was die meisten wohl denken: "Das ist ja ein richtiges Schmuckkästchen. Das wird ein super Stadion" Auf den Tribünenstufen liegen inzwischen richtig viel Schnee, doch das Dachgerüst ist zu zwei Dritteln fertig. In einem Monat soll das Richtfest gefeiert werden.

Frauenknecht und die anderen Teilnehmer lassen den Blick kreisen und sehen auch immer wieder auf die Zettel in ihrer Hand. Sie haben ein Prospekt mitbekommen und können sich ihren Platz für nächste Saison bereits ansehen. "Ich nehme auf alle Fälle wieder einen Stehplatz", sagt der Karlshulder. Die Ingolstädter Fans werden hinter dem Tor im Süden stehen, erklärt Experte Kohlmeier.

Mehr Komfort bieten die Logen, die zwischen 35 000 und 42 000 Euro kosten. "Für zehn Jahre", fragen die Männer. Nein, pro Saison in der zweiten Liga, erklärt Kohlmeier. "Da kaufen wir doch lieber einen Stehplatz", bekommt er mit einem Lachen aus der Menge zurück.

Die Fragen prasseln auf den FC-Mitarbeiter ein. Ein Auszug seiner Antworten: Die Straße zum Stadion wird wohl "Am Sportpark" heißen. Man wird auf einem neuen Radweg komplett bis dorthin fahren können. Hinter den Toren gibt es Fangnetze, "bei denen einem beim Durchschauen nicht schlecht wird". Das ganze Stadion wird zaunfrei – allerdings sind sie bei den Stehplätzen vorgeschrieben. Und: Eine Fankneipe soll es erst im zweiten Bauabschnitt geben, die in einem Funktionsgebäude bei den Trainingsplätzen geplant. "In zwei, drei Jahren vielleicht. Jetzt müssen wir erst mal das Stadion bezahlen", sagt Kohlmeier. Seine Zuhörer lachen. Sie helfen mit ihren Tickets bei der Finanzierung mit.