Essing
Schmuckkästchen am Marktplatz

Bürgermeister Jörg Nowy führt beim Tag des offenen Denkmals durch das sanierte Essinger Rathaus

10.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:30 Uhr
Viel Anklang bei den Touristen findet nach der Sanierung das Essinger Rathaus auf dem Marktplatz des malerischen Dorfes. −Foto: Ehrlich

Essing (DK) Beim Tag des offenen Denkmals ist am Sonntag das Essinger Rathaus am Marktplatz für die Allgemeinheit geöffnet worden. Bürgermeister Jörg Nowy (FW) erklärte persönlich die Geschichte des von 2004 bis 2006 komplett restaurierten Gebäudes. Knapp 20 Besucher, unter ihnen Landrat Martin Neumeyer und die Landtagsabgeordnete Petra Högl (beide CSU), fanden den Weg in das Amtsgebäude.

 


Essing wurde im Jahr 1336 zum Markt erhoben und 1475 wurde das Gebäude errichtet. "Noch bevor man Amerika entdeckt hat, wurde bereits dieses Rathaus erbaut," erklärte Nowy mit Stolz. Ab dem Jahr 1871 wurde das Gebäude zudem als Schule genutzt.

In Nowys Vortrag ging es schwerpunktmäßig um die Generalsanierung des Rathauses in den Jahren 2004 bis 2006. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurde das Gebäude damals liebevoll renoviert und umgebaut. Der Bürgermeister erklärte, dass der aufwendige Umbau 1,14 Millionen Euro gekostet habe. Die Gemeinde Essing habe Fördermittel in Höhe von einer Million Euro erhalten. Somit habe der Eigenanteil, den Essing zu tragen hatte, bei nur 140000 Euro gelegen.

Obwohl es einigen Essingern lieber gewesen wäre, man hätte das Rathaus abgerissen und an dieser Stelle Parkplätze gebaut, sei es im Nachhinein betrachtet doch eine absolut richtige Entscheidung das Gebäude zu restaurieren, meinte Nowy. Im Zusammenhang mit den Sanierungen des Marktplatzes im Jahr 2015, des Oberen Markts 2016 und des Unteren Markts 2017 ist nach seinen Worten ein wunderbares dörfliches Ensemble entstanden, das gerade bei Touristen Anklang findet.

Nowy berichtete, dass für den Umbau eine komplizierte Gerüstkonstruktion notwendig gewesen sei. Allein die Kosten hierfür lagen bei 75000 Euro. Anschließend wurde der alte Putz abgeschlagen. Restauriert wurde unter den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes. Dabei versuchte man, sehr viel alte Bausubstanz zu erhalten und diese mit nur wenigen, absolut notwendigen Teilen zu ergänzen. "Neues zum Alten" lautete die Devise.

 

Um die Baustelle in den Wintermonaten für die Bevölkerung attraktiver zu machen, wurde unter dem Gerüst eine farbige Beleuchtung installiert. So strahlte die Baustelle in wechselnden Farben.

Im Untergeschoss entstand ein neuer Ausstellungsraum, ein Lagerraum für Vereine und ein öffentliches WC. Auch die Touristeninfo, die 1994 eher schnell und praktisch gestaltet wurde, bekam ein elegantes Aussehen. Die vielen Touristen die Essing besuchten, hatten ab 2006 endlich eine optisch ansprechende Anlaufstelle.

Mit Glastüren wurden die Räume geöffnet und erhielten mehr Transparenz. Dass diese mitunter aber auch etwas problematisch sind, stellte sich im Laufe der Jahre heraus. So liefen nämlich einige Besucher und auch Markträte gegen die immer akkurat geputzten Scheiben. Dem wurde aber unverzüglich Abhilfe geschaffen. Seit das Wappen des Marktes Essing die Glasscheibe ziert und so die Besucher stoppt, sei die Zahl der Kollisionen auf null zurückgegangen.

Bürgermeister Nowy erzählte auch zahlreiche Anekdoten, die sich beim Umbau ereignet haben. So berichtete er mit einem Lächeln von dem großen, schweren Tresor, der immer irgendwie im Weg stand und ständig umhergetragen werden musste. "Dies war schon eine sportliche Herausforderung," sagte das Gemeindeoberhaupt. Außerdem habe es einen alten Ölofen gegeben, der ständig für kalte Füße sorgte, dafür aber einen heißen Kopf machte. "Dieser einzelne Ofen verbrauchte übrigens mehr Energie, als jetzt zum Beheizen des ganzen Rathauses benötigt wird," erklärte er.

Da der morsche Dachstuhl nicht mehr tragfähig war, erhielt das Gebäude eine Tragkonstruktion aus Eisenträgern. Diese sichtbaren Elemente sollen auch eine Verbindung zu den Kelten, die während der Eisenzeit hier lebten, herstellen. Das Prunkstück des Rathauses ist der als Trauungszimmer genutzte Raum im ersten Obergeschoss. Die Wände in diesem Zimmer sind mit einer wunderbaren Schablonenmalerei verziert. "Dieser Raum war das Heiligtum der Denkmalpflege," erinnerte sich Nowy. Um in das Trauungszimmer zu kommen, muss man durch eine sehr niedrige, wunderschöne alte Holztüre. "Man muss sich der Ehe beugen," ergänzte er verschmitzt.

So entstand in den Jahren 2004 bis 2006 direkt im Herzen von Essing ein Rathaus, das ein gelungenes Beispiel für eine denkmalgerechte Sanierung darstellt und den Ortskern des Marktes merklich aufwertet.

Bernd Ehrlich