Beilngries
Schmidt-Seeger an Schweizer Firma verkauft

20.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:45 Uhr

Es war einmal: Bei der Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes in Beilngries im Mai vergangenen Jahres wehten noch die Fahnen von Schmidt-Seeger und von Aton, die das Unternehmen 2007 übernommen hatte. Nun ist der neue Besitzer der Technologiekonzern Bühler. - Foto: Archiv

Beilngries (DK) Die Firma Schmidt-Seeger wird verkauft. Neuer Besitzer ist der Schweizer Technologiekonzern Bühler. Dies teilte die Firmenleitung am Freitagabend mit. Offizielle Auskünfte, ob es zu Entlassungen kommt, gab es keine, da das Bundeskartellamt dem Verkauf erst zustimme müsse, hieß es.

Nach der Betriebsversammlung, die kurzfristig für Freitagnachmittag einberufen worden war, gaben sich die wenigen Verantwortlichen, die noch auf dem Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude standen, schweigsam. Einer der geschäftsführenden Gesellschafter, Holger E. Funk, verwies auf die Pressemitteilung und wollte sich nicht äußern. "Nein, das ist jetzt zu frisch und so vereinbart." Auch in Hinblick darauf, dass in Döbeln, dem zweiten Standort der Firma, die Kollegen erst in wenigen Minuten über die Veränderungen der Besitzverhältnisse informiert würden. "Das ist eine Frage der Fairness."
 

Tobias Daniel, Marketingleiter in Beilngries, teilte mit, dass er keine Auskünfte über die Arbeitsplätze geben könne, da erst das Bundeskartellamt dem Verkauf zustimmen müsse. Der Vertrag war am Morgen unterzeichnet worden.

Aus Mitarbeiterkreisen war hingegen zu hören, dass die Geschäftsleitung von Aton, der Beteiligungsgesellschaft, die das Traditionsunternehmen aus Beilngries 2007 von der Gründerfamilie übernommen hatte, eher Hoffnungen gemacht habe. Mit der Begründung, dass der Standort Beilngries zu einem Kompetenzzentrum im Bereich Grain Management der Bühler-Gruppe, dem ehemaligen Konkurrenten von Schmidt-Seeger, ausgebaut werden solle.

Offiziell bestätigten die Geschäftsführer von Schmidt-Seeger und von Aton die Sicherung der Arbeitsplätze auf DK-Anfrage nicht. Man habe jedoch "ausdrücklich vereinbart, dass das Kompetenzzentrum in Beilngries ausgebaut wird", sagte Nina Gnutzmann, Sprecherin von Aton. "Und dann müsse man wohl davon ausgehen, dass man dann eher mehr Menschen brauche als weniger", äußerte sie sich vage. "Doch das ist letztlich eine Angelegenheit der Käuferin."

Grundsätzlich stehe Schmidt-Seeger jedoch sehr gut da, hieß es. Und vor allem, so Gnutzmann, viel besser als zum Zeitpunkt der Übergabe des Unternehmens von Willi Schmidt an die Aton GmbH. Die Gesellschaft habe sich damals in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befunden, so Aton-Geschäftsführer Thomas Eichelmann. "In den vergangenen drei Jahren haben die Mitarbeiter von Schmidt-Seeger und das Management in gemeinsamen Anstrengungen die Gesellschaft deutlich vorangebracht."

Die Gründe für den Verkauf lägen in der Notwendigkeit, für die weiteren Entwicklungsschritte eine umfassendere Plattform zu schaffen. "Dazu braucht Schmidt-Seeger jedoch einen strategischen Partner, um den erzielten Erfolg weiter auszubauen." Und Bühler würde auch "kulturell" gut zur Firma Schmidt-Seeger passen. "Diese lebt eine lokal fest verwurzelte Globalität und ist geprägt von einem bodenständigen, aber sehr lebendigen Erfindergeist." Darin sei das Unternehmen Bühler ähnlich.

Erst im Mai vergangenen Jahres hatte Schmidt-Seeger das neue Verwaltungsgebäude mit einem großen Fest eingeweiht. Geschäftsführer Günter Fenneberg hatte damals den Zusammenhalt der Firma mit den Mitarbeitern und die Tradition, aber auch die gute Auftragslage in den Vordergrund gestellt. Und Fenneberg sagte: "Beilngries ist nicht der Nabel der Welt, aber die Welt lernt uns von hier aus kennen oder wird uns noch kennenlernen."

Die Mitarbeiter hoffen nun, dass das so bleibt. Die Stimmung sei natürlich zunächst gedrückt gewesen, sagte ein Angestellter. "Doch nun sind viele wohl eher abwartend. Es scheint nicht hoffnungslos."