Kaltenthal
Schmidl verlässt die CSU

19.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:15 Uhr
Nicht mehr bei der CSU: der langjährige Kommunalpolitiker Michael Schmidl aus Kaltental, der 2013 das Bundesverdienstkreuz erhielt, hat sein Parteibuch zurückgegeben. −Foto: SZ

Kaltenthal (SZ) Ein pflegeleichter Hinterbänkler war Michael Schmidl noch nie, er hat seine eigene Meinung und die vertritt er auch konsequent.

Und immer wieder hat er sich über seine CSU, der er seit 1972 angehört und für die er 30 Jahre lang im Kreistag saß, geärgert. Aber nie so sehr, dass er die Partei verlassen hätte. Nun war es offenbar die Europaabgeordnete Angelika Niebler, die das Fass zum Überlaufen gebracht hat: Schmidl hat wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag am Mittwoch seinen Austritt erklärt.

In seinem Brief an den Kreisverband hat Schmidl, der in Kaltenthal (Gemeinde Brunnen) einen landwirtschaftlichen Betrieb hat, einige Gründe aufgezählt. Zum Beispiel: "Die ignorante und arrogante Politik der CSU nimmt die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger nicht in dem nötigen Maße wahr. " Außerdem richte sie sich immer mehr gegen die bäuerliche Landwirtschaft. Auch mit dem Führungspersonal der Christsozialen kommt Schmidl immer weniger klar.

So hat der 69-Jährige die Europaabgeordnete und CSU-Vizevorsitzende Angelika Niebler bei einer Veranstaltung im Mai in Pobenhausen als "kläglich" und "bedauerlich für eine Abgeordnete" erlebt, wie er erzählt. Schon vor zwei Jahren habe er sich mit einem konkreten Anliegen an die Europa- und Finanzexpertin gewandt; es ging um eine Doppelbesteuerung, die er als Spargelbauer, der auch in Österreich verkauft, hinnehmen muss. Außer einer lapidaren Antwort nach eineinhalb Jahren habe er nichts von Niebler gehört, und als er sie dann in Pobenhausen darauf ansprach, habe Niebler, wie Schmidl erzählt, kein Interesse gehabt und die Sache wohl auch gar nicht kapiert. Für Schmidl symptomatisch: "Die Politik lässt einen im Stich, die Politik kümmert sich nicht um die Leute, die Probleme haben. " Deswegen hat Schmidl nun einen Schlussstrich gezogen.

Einer anderen Partei wolle er sich nicht anschließen, stellt er klar. Der CSU aber prophezeit er eine schwere Zukunft, denn nicht nur die Landwirtschaft wende sich immer mehr von der Partei ab, seitdem der Vorsitzende und Ministerpräsident Markus Söder heißt. Horst Seehofer, so Schmidl, habe noch über viele Jahre hinweg die Fahnen der CSU hochgehalten. Doch der sei ja aus dem Amt "gemobbt" worden. Auch das ein Grund für Schmidl, mit der CSU nach 47 Jahren Schluss zu machen.

Bernd Hofmann