Schmerzhafter Umbau

Von Sebastian Oppenheimer

12.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:27 Uhr

"Audi hat Speck angesetzt" - noch immer dürfte den Ingolstädtern dieser Satz von VW-Großaktionär Wolfgang Porsche in den Ohren klingen - auch wenn er schon gut eine Woche alt ist.

Vor wenigen Jahren noch wäre so etwas undenkbar gewesen. Die Marke mit den vier Ringen war der Stolz des Konzerns - vor allem aber: dessen Goldesel. Doch wegen des Diesel-Skandals, der WLTP-Probleme und dem Umstieg Richtung Elektromobilität schwächelt der Ingolstädter Autobauer. Das zeigte sich nun gestern auf der Volkswagen-Bilanzpressekonferenz in Zahlen.

Die Zahl der Audi-Auslieferungen sank 2018 zum ersten mal seit zehn Jahren. Auch der angepeilte Korridor bei der operativen Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent wurde verpasst: Sie liegt für das Jahr 2018 bei 7,9 Prozent - und das noch ohne Einberechnung der Sondereinflüsse. Keine gute Ausgangsposition im von VW-Boss Herbert Diess verordneten Streichkonzert.

Doch auch in Wolfsburg stehen die Zeichen auf Sturm: Die Kernmarke VW erreichte die selbstgesteckten Ziele ebenfalls nicht. Trotz des gestiegenen Umsatzes sank die operative Umsatzrendite. Es muss gespart werden, Personalabbau wird - wie bei Audi - wohl nicht ausbleiben. Immerhin: Laut Diess soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Ein schwacher Trost dürfte es für die Mitarbeiter sein, dass der vielumjubelte E-Auto-Pionier Tesla offenbar zunehmend ins Trudeln gerät. Dessen Chef Elon Musk überrascht fast täglich mit neuen Ankündigungen - zuletzt mit der Aussage, man werde Autos nur noch online verkaufen. Am Ende ruderte er teilweise wieder zurück, nun sollen doch mehr Läden offen bleiben als geplant. Aber die Lage scheint ziemlich ernst.

Hoffnungsfroh stimmt, dass der Umbau von VW zum E-Autobauer weiter Fahrt aufnimmt: Bis 2028 sollen 70 neue Elektrofahrzeuge in den Verkauf gehen - 20 mehr als bislang angekündigt. Auch wenn dies oft als riskante Wette auf die Zukunft kritisiert wird - wegen des Diesel-Skandals ist dieser Wandel alternativlos. Für viele Mitarbeiter wird der Umbruch schmerzhaft sein - aber besser als irgendwann komplett unterzugehen.