Pfaffenhofen
Schlussverkauf der etwas anderen Art

Versteigerung von komplettem Autohaus-Inventar lockt die Sammler und Schrauber in Scharen an

28.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Eine antike hölzerne Sackkarre hat es Bernhard Faltermeier angetan (linkes Bild): "Die ist gute 60 bis 70 Jahre alt und immer noch stabil". Viele Sammler reisten eigens für die alten Werbe- und Firmenschilder an. Das älteste Schild (rechts) stammt aus den ganz frühen Zwanzigern, dafür spricht jedenfalls die zweistellige Telefonnummer, die darauf angegeben ist.

Pfaffenhofen (PK) Vom Motorkran über Metallschränke bis zum Marder-Abwehrgerät, alles musste raus: Am Samstag hat Martin Stiglmayr das komplette Inventar seines Fiat-Autohauses an der Ingolstädter Straße in Pfaffenhofen versteigern lassen - und nicht nur Autobastler kamen in Scharen.

Väter und Söhne, die das Schrauberhobby teilen, Oldtimerfans, Ehepaare - "Stabile Regale und Schränke für den Keller kann man immer brauchen" - oder einfach nur Neugierige schieben sich bei der Vorbesichtigung durch Werkstatt und Geschäftsräume. Ein großer Arbeitsaufwand liegt hinter Martin Stiglmayr und dem Team vom Pfaffenhofener Auktionshaus Theilmann; schließlich musste restlos alles gesichtet, geschätzt, katalogisiert, nach passenden Posten kombiniert und zur zügigen Mitnahme bereitgestellt werden. Schon zu Beginn des Jahres hatte sich Stiglmayr zur Geschäftsaufgabe entschlossen (PK berichtete), unter anderem weil immer mehr Fachkräfte zu den Kfz-Herstellern wie etwa Audi abwanderten: "Allein sechs Mitarbeiter waren es 2015. Da nutzen auch mehrfache Auszeichnungen für eine besonders gute Ausbildung nichts mehr; ein Betrieb dieser Größenordung kann die Arbeit dann nicht mehr stemmen".

Gute Kontakte zum Auktionshaus Theilmann brachten ihn auf die Idee, das Inventar in einem Rutsch zu verkaufen: "Das wäre ja sonst endlos." Am Auktionstag hat Stiglmayr alle Hände voll zu tun und keine Zeit für Sentimentalitäten: "Ich kann die Sachen ja nicht in den Keller legen und vergolden".

Er habe sich nicht um die Aufgabe gerissen, meint Klaus Theilmann zu Beginn der Auktion und betont, dass es sich nicht um eine Versteigerung aus Insolvenzgründen handelt: "Wenn ein Traditionshaus schließen muss, ist es schon ein trauriger Anlass". Und noch eines stellt der Auktionator klar: Nach unten gefeilscht wird nicht. Routiniert und im Eiltempo angesichts der vielen Posten zieht Theilmann die Auktion durch; am Ende wird Stiglmayr bewundernd sagen: "Beachtlich, wie man durchgehend so lange ohne Fehler quasseln kann."

Während vor den Geschäftsräumen die Bieter mit den Nummern wedeln, werden hinter ihnen bereits ersteigerte Werkzeugwagen aus der Halle gerollt und Prüfgeräte verladen - alles funktioniert dank vieler Helfer reibungslos und fließend. Zwei Oldtimer, der kleine Fiat Europa von 1963 und der arg mitgenommene Campagnola Geländewagen, Baujahr 1955, ziehen die Männer magisch an. Beim Letzteren befindet sich der Tank unter dem Fahrersitz. "Ein Feuerstuhl", schmunzeln die Bastler. "Ka Chance, den müsste man ja ganz zerlegen", urteilt ein Bürscherl, das sich selbst als Schraubergott sieht, über das alte Mobil. "Ja sowieso", wissen es die alten Hasen besser, "geht alles, wenn man will und das Blech ist gut". Beide Fahrzeuge gehen schließlich zum veranschlagten Preis weg, mehr mochte doch niemand bieten. "Eigentlich nur eine Schraubenschütte" wollte Bernhard Faltermeier ersteigern, aber dann hat es ihm die antike hölzerne Sackkarre ganz hinten in der Werkstattecke angetan: "Die ist gute 60 bis 70 Jahre alt und immer noch stabil". Der Interessent stellt sich den Berg von Zeugs vor, das im Laufe der vielen Jahrzehnte damit von A nach B gekarrt wurde: "O mei." Und weil man schon mal da ist, nimmt Felbermeier noch einen kleinen Radiator mit; der Gattin gefällt eine Luftaufnahme von Pfaffenhofen.

Autopflegemittel und Glühlampen gehen kartonweise weg wie warme Semmeln, auch die Büroausstattung findet viele Abnehmer.

Sammler sind eigens für die alten Werbe- und Firmenschilder angereist, eines aus der Zeit, als bei Xaver Stiglmayr noch Porsche-Traktoren repariert wurden. Das älteste stammt sicher aus den ganz frühen Zwanzigern, dafür spricht schon die zweistellige (!) Telefonnummer. Kabel, Schläuche, Kaffeetassen, Diagnostikgeräte, Drucker und Vitrinen sind schließlich an den Mann gebracht; für Posten wie die üppige Weihnachtsdeko, den noblen Jeep-Rodelschlitten ("Bei der Hitze mag ich mich damit nicht beschäftigen") und die komplette Waschanlage fand sich noch kein Abnehmer. Mit der zunehmenden Leere stellt sich bei Martin Stiglmayr Erleichterung ein: "So musste das laufen". Übrig gebliebene Objekte bekommen heute Nachmittag im freien Verkauf eine zweite Chance.