Eichstätt
Schlussakkord mit Ravels "La Valse"

Der legendäre Musiksaal des Gabrieli-Gymnasiums weicht nach 42 Jahren der Generalsanierung

16.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr
Der legendäre Musiksaal des Gabrieli-Gymnasiums mit seiner markanten Akustik-Decke hat seit 1976 unzählig viele Auftritte erlebt ? im Bild ein Streichquartett der Abiturienten. Von der Walcker-Orgel, die für Unterrichts- und Übungszwecke rege genutzt wurde und nun ebenfalls abgebaut und verkauft wird, gibt es sogar eine Postkarte (unten). −Foto: Fotos: Reil/Sammlung Hager

Eichstätt (EK) Die Generalsanierung des Eichstätter Gabrieli-Gymnasiums geht im August in die nächste Phase - nun kommt der Altbau an die Reihe, und damit heißt es jetzt auch "Adieu Musiksaal".

In diesem Saal im Obergeschoss des ehemaligen Dominikanerklosters durchliefen in den vergangenen Jahrzehnten viele Schülerinnen und Schüler des Musischen Gymnasiums ihre musikalische Ausbildung, stellten sich in "Leichte Muse"-Abenden erstmals ihrem Publikum - für so manche, etwa den bekannten Jazz-Pianisten Roberto Di Gioia, den Bariton Thomas Berau oder den Regensburger Diözesanmusikdirektor Christian Dostal, entwickelte sich daraus dann eine professionelle Musikerkarriere. Jetzt fanden hier die letzten Veranstaltungen statt.

In den Jahren 1904 bis 1906 wurde für die damalige königliche Lehrerbildungsanstalt in Eichstätt ein neuer repräsentativer Musiksaal errichtet. Er war über viele Jahrzehnte wohl Eichstätts größter Konzertsaal und wurde für zahlreiche schulische und außerschulische Veranstaltungen genutzt.
Im Zuge der großen baulichen Umstrukturierung des Gabrieli-Gymnasiums in den 1970er-Jahren wurde der Gebäudeteil des historischen Musiksaales völlig neu überplant. Ab dem Schuljahr 1976/77 befanden sich hier anstelle des großen Konzertsaals mehrere Dienstwohnungen und der seitdem stark verkleinerte Musiksaal, der nun vornehmlich als Unterrichtsraum und ansonsten nur noch für kleinere Vorspielabende diente. Als Ersatz für den verlorenen großen Musiksaal war die Ruine des ausgebrannten Kirchenschiffes der ehemaligen Peterskirche saniert und im Schuljahr 1979/80 offiziell als neue Schulaula eingeweiht worden.
Über den mittlerweile seit Jahren nicht mehr genutzten Dienstwohnungen befinden sich immer noch Reste der historischen Stuckdecke des Musiksaales von 1906, weshalb man bei den Planungen für die Sanierung des Altbaus nun beschlossen hat, diese Stuckdecke als Reminiszenz an den historischen Musiksaal in einen neu gestalteten und künftig wieder größeren Musiksaal einzubeziehen. Nun verabschiedete sich die Schulgemeinschaft also mit einem breit gefächerten Programm von ihrem vertrauten Musiksaal. Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgangsstufen der 5. bis 10. Klassen traten bei diesem letzten Vorspielabend seiner Art auf. Neben Beiträgen am Klavier, auf der Querflöte oder der Trompete sind besonders Robert Nawrot mit seinem Alphorn oder die Klassenband der 6c zu nennen.

Dem Anspruch eines musischen Gymnasiums wurden besonders Leonie Köppel und Clara Forster mit ihrem Gesangsvortrag (begleitet von Charlotte Schön und Christina Schiekofer) und Emilia Beck und Anna Neumayr als Violinduo, begleitet von Luisa Funk am Klavier, gerecht. Neben klassischer Musik und leichter Muse durfte auch Jazziges nicht fehlen: Dario Horak begeisterte die zahlreichen Zuhörer zusammen mit seinem Lehrer Uli Schiekofer im Saxophonduett.
Zwischendurch wurde mit einem Lichtbildvortrag an die wechselvolle Geschichte dieses Gebäudeteils erinnert. Den Abschluss des Vorspielabends bildeten einige Beiträge von Lehrkräften des Gymnasiums. Da mit dem Umbau des Musiksaals auch die seit 1977 dort befindliche Übungsorgel verkauft werden soll, stellte Dominik Harrer die Klangfarben der Orgel zunächst noch einmal vor, ehe Michael Beck mit der "Fantasie c-Moll" von Johann Sebastian Bach stellvertretend für die Schule von der Orgel Abschied nahm.
Den letzten Höhepunkt stellte dann "La Valse" von Maurice Ravel in einer vierhändigen Bearbeitung dar: Das Klavierduo Hugo Seebach und Bradley Evans setzte einen virtuosen Schlusspunkt hinter 42 Jahre Musiksaal des GG.
Zum Schuljahresende fand auch ein letztes Mal die Lehrerkonferenz im Musiksaal statt, bevor er von Schülern und Lehrern komplett ausgeräumt wurde. Wenn nun zu Beginn der Ferien dann noch die Orgel abgebaut sein wird, können die Umbauarbeiten beginnen und der bisherige Musiksaal wird den neuen Musikräumen weichen - die, so hoffen alle, noch ansprechender werden als bisher.