Schluss mit Understatement

06.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr

Revolution ist sicher ein großes Wort.

Aber zumindest eine kleine Verkehrsrevolution ist es schon, was sich am Montag in Pfaffenhofen abspielen wird. Dann werden Menschen in Busse steigen und kein Ticket dabeihaben - und dennoch müssen sie keine Angst haben, von Kontrolleuren erwischt zu werden. Dass der Stadtbus ab Montag kostenlos ist, darüber dürfen die Pfaffenhofener bei aller Bescheidenheit sagen: "Das ist ein Unikum mit deutschlandweitem Vorbildcharakter. "

Bisher wurde das kostenlose Bussystem in der Stadt eher beiläufig, fast schulterzuckend hingenommen. Dabei hat es viel mehr Beachtung verdient. Denn die Entscheidung, die der Stadtrat getroffen hat, ist mehr als nur ein Investment von zusätzlichen 400000 Euro. Sie ist auch ein Zeichen: Sie zeigt, dass die Stadt bereit ist, wirklich außergewöhnliche Schritte zu gehen, um den Verkehr aus der Innenstadt zu bringen. Und sie zeigt, dass radikale Schritte auch gegangen werden können, bevor die Luftverschmutzung überhandnimmt und Gerichte die Verwaltung dazu zwingen. Damit wird Pfaffenhofen zum Vorbild für viele andere Kommunen in Deutschland.

Deshalb sollten die Bürger diese Errungenschaft mit viel Selbstbewusstsein vertreten - auch gegen Bedenkenträger, die bemängeln, dass mit dem Gratis-Angebot noch mehr Geld in fast leeren Bussen versenkt wird als bisher. Eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs darf nicht am Geldbeutel scheitern, denn ohne Busse, Züge, Trams, U- und S-Bahnen ist eine Verkehrswende nun einmal nicht möglich. Und ohne Investitionen, Visionen und Ausprobieren von Ideen würde Pfaffenhofen über kurz oder lang ebenso im Verkehrschaos versinken wie viele andere. Bleibt zu hoffen, dass auch andere Städte bald Verkehrsrevolutionen anzetteln.