München (DK) Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist - aber gerade dann tut es halt auch am meisten weh. Schaut man sich im Publikum um bei den ausverkauften letzten Shows der Wise Guys im Münchner Gasteig, dann muss man sagen: Es hätte noch lang durchgehalten, ist im Durchschnitt kaum älter als die Band, die auf 26 Jahre gemeinsame Musik und Touren zurückblicken kann.
Neben vereinzelten älteren, meist zopftragenden Herren sitzen viele sehr aufgeregt und zusammen mit ihren Eltern hier. Sie könnten auf die in einem Wise-Guys-Song gestellte Frage an die weiblichen Fans: "Wo wart ihr, als wir fünf noch alle Singles waren" mit Fug und Recht antworten: "Wahrscheinlich noch nicht mal im Kindergarten."
Und doch: Hier stimmt die Harmonie, wo himmeln schon Zwölfjährige Typen an, die ihre Väter sein könnten? Wo bieten Musiker nach fast jedem ihrer Konzerte noch ein "Afterglow" für viele Hundert hartnäckige Fans an und stehen sich geduldig für Selfies und Autogramme die Beine in den Bauch? Die Band lebt, ihre Musik funktioniert. Der Riesenhit "Es ist Sommer" aus dem Jahr 2001 zündet auf dem Abschiedskonzert genauso wie die feine, kleine Kammermusik "Comedian Harmonists". Dort heißt es: "Sie trennten sich und kamen niemals wieder - was blieb, das sind die Lieder." Denn jetzt ist Schluss, die ehemals aus einer Schülerband erwachsene und über Straßenmusik großgewordene bekannteste A-cappella-Band des deutschen Sprachraums macht dicht, weil noch zwei weitere der fünf Gründungsmitglieder neue Wege gehen wollten und dann irgendwann Name und Inhalt nicht mehr zusammenpassen.
Unter dem Motto "Wir hatten eine gute Zeit" wird es nun zum Abschied naturgemäß etwas wehmütig, die Band hält das Vergrößerungsglas über die lange Zeit ihres Bestehens einerseits und die Schnelligkeit, mit der sich unsere Welt verändert: Längst wartet keine Angelina mehr im großen Bett auf Brad Pitt, wie im Song "Es ist nicht immer leicht, ich zu sein", und man denkt sich bei verloren gegangenen Freundschaften nicht wehmütig "Ruf doch mal an oder schreib mir 'ne Karte", sondern googelt sie oder sucht sie über Facebook.
Dennoch, die Zeitreise durch die Bandgeschichte zeigt, mit welcher musikalischen und hohen Textqualität hier über Jahrzehnte weg gearbeitet wurde, und man blickt gern zurück: sei es in die Zeit des Moonwalks mit dem Remake von Michael Jacksons "Thriller" als "Schiller" oder auf die ewig überraschenden Reisen mit der "Deutschen Bahn", welche von den Wise Guys jedes Jahr eine neue, aktuelle Strophe zu ihrem Servicewüsten-Wunderland-Hit spendiert bekam.
Jetzt ist Schluss. Oder doch eben nicht - zwei Nachfolgeformationen stehen schon in den Startlöchern. Bandmitglied Eddie begibt sich auf Solo-Tour, und drei der verbliebenen Wise Guys, Gründer und Erfinder Daniel Dickopf, Tenor Nils Olfert und Bass Björn Sterzenbach, haben sich zwei neue Mitstreiter gesucht und unter "Alte Bekannte" eine neue Band in Startposition.
Tourtermine: 13. Juli Kulmbach, 14. Juli Würzburg, 16. Juli Regensburg.
